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Eine letzte Breitseite

Eine letzte Breitseite

Titel: Eine letzte Breitseite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Lysande
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gewesen; jedesmal von einem rundlichen, besorgt aussehenden Engländer begleitet, der John Manning hieß und, wie Herrick gehört hatte, hier einer der letzten offiziellen Repräsentanten Seiner Britannischen Majestät war. Denn es gab zwar keinerlei Anzeichen dafür, daß Sizilien Frankreich unterstützte; doch es war ebenso bemüht, jeden Anschein von Freundschaft für König George zu vermeiden.
    Ruhelos ging Herrick auf dem Achterdeck hin und her, so in Gedanken versunken, daß er kaum die sengende Hitze auf seinen Schultern fühlte, wenn er unter einem der Sonnensegel heraustrat. Als er von Bolithos Absicht gehört hatte, einen französischen Agenten in Malta aufzusuchen, war es für seinen Protest schon zu spät. Die Dunkelheit hatte die
Segura

bereits verschluckt; von diesem Moment an war Herrick die Sorge nicht mehr losgeworden.
    Und jetzt war es drei Wochen her, daß sich die
Segura

vom Geschwader getrennt hatte. Kein Lebenszeichen kam von ihr, auch kein Wort von dem britischen Konsul in Syrakus über ihr Ein- oder Auslaufen in La Valetta.
    John Manning interessierte allerdings mehr die Frage, warum die drei Vierundsiebziger so lange in einem offiziell neutralen Hafen lagen. Reparaturen, Proviant- und Wasserübernahme, alle diese normalen Gründe und Vorwände waren erledigt. Doch immer noch hatten sie keine Nachricht.
    Bolitho mußte von den Malteser Behörden festgenommen worden sein. Diese hatten vor den Franzosen noch mehr Angst als die Sizilianer, falls auch nur die Hälfte von dem stimmte, was Herrick gehört hatte. Oder vielleicht hatte ihn auch der französische Agent überwältigt und getötet. Herrick starrte auf die offene See, bis ihm die Augen tränten. Bolithos Platz war
hier
,

in der Welt, die er verstand. Bei der Flotte, wo ihn fast alle, wenn auch nicht persönlich, so doch dem Name n nach kannten. Plötzlich kam ihm Javal in den Sinn, und Zorn stieg in ihm auf. Javal war überhaupt nicht nach Syrakus gekommen. Er hatte Befehl gehabt, selbständig die Straße von Messina zu passieren und dann vor Malta wieder zum Geschwader zu stoßen. Für den Fall, daß er das Geschwader dort nicht antraf – denn Bolitho zog immer mehrere Möglichkeiten in Betracht –, sollte er hier vor Anker gehen und die weitere Entwicklung abwarten. Vielleicht war auch er dem Feind in die Hände gefallen?
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Dann konnte Farquhar gar nicht anders – er mußte die
Buzzar
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losschicken, um nach der
Segur
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und ihrer zusammengewürfelten Mannschaft zu suchen.
    Mehrmals war Herrick ohne Aufforderung an Bord der
Lysander
gewesen, um zu erfahren, was Farquhar zu tun beabsichtigte. Aber immer war es gewesen, als rede er gegen eine Wand – eine Haltung, die ihn jedesmal aufbrachte und verwirrte. Er wurde nicht klug aus Farquhar. Wenn dieser über Bolithos Abwesenheit beunruhigt war, dann wußte er das in der Tat sehr gut zu verbergen.
    Die Besuche auf seinem alten Schiff wurden noch schmerzlicher durch die offensichtliche Freude, mit der die Männer herbeieilten und ihn begrüßten. Unter ihnen Leroux, der alte Grubb, und Yeo, der Bootsmann. Gilchrist jedoch hatte sich seit Farquhars Kommandoübernahme verändert. Er war fast wie ein Fremder. Ständig in nervöser Spannung, ständig auf dem Sprung, ruhelos.
    Ganz anders als der Erste der
Osiris
,

dachte Herrick bitter. Leutnant Cecil Outhwaite, ein wenig bedeutender junger Mann von Mitte Zwanzig, sah eigentlich aus wie ein Frosch. Niedrige Stirn, sehr breiter Mund, dunkle, feuchte Augen. Er lispelte etwas, und seinen Dienst versah er, als langweile ihn das Ganze. Wie Farquhar kam er aus einer einflußreichen Familie; doch warum er ausgerechnet Marineoffizier geworden war, konnte Herrick überhaupt nicht begreifen.
    Aber die beiden Schiffe unterschieden sich auch stark. Auf der
Lysande
r

waren die Matrosen von der Freiwache vergnügt und fanden stets Zeit – wenn nicht gerade der Teufel los war –, um über ihr hartes Los noch Witze zu machen. Auf der
Osiri
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kam solche Stimmung nicht auf. Nach dem Beispiel Outhwaites taten die Matrosen ihre Arbeit wie auf Katzenpfoten, und unter Deck waren sie so still wie die Mönche.
    Herrick hatte versucht, diesen ungemütlichen Zustand zu ändern; aber genauso wie bei Farquhar stieß er auch hier gegen eine Wand. Farquhar hatte sein Schiff auf den höchsten Standard gebracht, was Seemannschaft, Sauberkeit und äußere Erscheinung betraf. Doch die Menschen, ohne die das alles

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