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Eine letzte Breitseite

Eine letzte Breitseite

Titel: Eine letzte Breitseite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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möchte Sie um etwas bitten. Und es fällt mir nicht leicht.«
    »Nun?«
    »Ich glaube, daß der Kommodore recht hatte.«
    »Vielleicht. Das wird sich eines Tages herausstellen.«
    Herrick ließ nicht locker. »Sie könnten ein Schiff abordnen. Wenn Sie hier unter dem Schutz Siziliens liegenbleiben wollen, so würde ein Schiff weniger die Täuschung noch plausibler machen.«
    »Weiter«, sagte Farquhar gelassen. »Wo soll dieses
ein
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Schiff hin, wenn ich fragen darf?«
    »Das wissen Sie doch, Sir Charles. Nach Korfu. Und feststellen, was die Franzosen dort machen.«
    »Aha.« Farquhar ging die paar Schritte bis zum Tisch und blickte mit Widerwillen auf Herricks Karte mit den vielen hingekritzelten Berechnungen nieder.
    »Bitte
!
«

Verzweifelt blickte Herrick ihn an. »Ich habe Sie noch nie um etwas gebeten. Jetzt bitte ich Sie.«
    »Na schön. Aber aus Ihrer Segelorder wird hervorgehen, daß Sie auf
eigen
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Initiativ
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handeln.«
    »Ich danke Ihnen.«
    Farquhar hob die Brauen. »Sie danken mir? Sie haben um Ihren eigenen Ruin gebeten. Korfu ist bedeutungslos. Die große Schlacht wird vor Toulon stattfinden oder an der ägyptischen Küste.« Betrübt schüttelte er den Kopf. »Als ich Midshipman auf der
Pha
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war und Sie
endlich

Erster Offizier wurden, da hörte ich die Matrosen über Sie reden. Daß Sie sich immer für sie eingesetzt hätten.« Er wandte sich ab. »Ich hoffe nur, jemand wird sich für Sie einsetzen, wenn es so weit ist. Aber das bezweifle ich.«
    Farquhar wurde ungeduldig und schlug heftig an die Tür. »Posten! Der Erste Offizier soll kommen!«
    Dann wandte er sich wieder an Herrick. »Gehen Sie gleich auf Ihre geliebte
Lysande
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.

Ehe ich es mir anders überlege. Ich schicke Ihnen sofort Ihre Order.«
    Herrick nickte. »Und wenn Sie Gelegenheit dazu haben, Sir…«
    »Ja. Ich werde versuchen herauszufinden, was mit dem Kommodore ist, obwohl…« Er sprach den Satz nicht zu Ende. Outhwaite erschien an der Tür. »Sir?«
    »Captain Herrick kehrt auf sein Schiff zurück.«
    Das Froschgesicht blieb ausdruckslos. »Auf wessen Befehl, Sir?« Farquhar lächelte dünn. »Auf meinen.«
    Als Herrick sich zum Gehen wandte, hielt er ihn zurück. »Eins noch. Ich brauche einen guten Signaloffizier, also werde ich Ihren Sechsten Offizier behalten.«
    Herrick seufzte. Pascoe wenigstens brauchte nicht mit. Obgleich er den Verdacht hatte, daß Farquhar das nicht tat, weil Pascoe ein so guter Signaloffizier war, sondern eher, um seine Menschlichkeit zu demonstrieren, indem er den Jungen vor einem sinnlosen Tod bewahrte.
    Herrick trat unter der Kampanje hervor in die Sonne. Es schien sich bereits herumgesprochen zu haben, daß er von Bord ging. Trübe Gesichter, neugierige Blicke, die ihm folgten, als er zur Fallreepspforte schritt. Vielleicht sahen sie ihn doch nicht gern gehen?
    Outhwaite eilte ihm nach. »Ich lasse Ihre Seekisten gleich hinüberschicken, Sir. Ihr Bootssteurer ist bereits in der Gig.« Er streckte die Hand aus. »Ich bezweifle, daß wir uns wiedersehen, Sir. Aber ich möchte die Zeit unter Ihrem Kommando nicht missen.«
    Herrick sah ihn nachdenklich an und wurde auf einmal ganz ruhig. »Für mich gilt dasselbe. Ich habe hier viel gelernt. Und das sollte ich wohl auch.«
    »Gelernt, Sir?« fragte Outhwaite überrascht. »Tatsächlich?«
    »Ja. Über Menschen. Am meisten über mich selbst.«
    Er tippte kurz an den Hut und ging zu der offenen Pforte. Outhwaite wartete, bis das Boot abgelegt hatte, und befahl kurz: »Wegtreten lassen, Mr. Guthrie! Keine Bummelei!«
    Er dachte an Herricks Gesicht in diesen letzten Minuten. Halb und halb hatte er erwartet, man würde ihm ansehen, daß er sich gedemütigt fühlte; aber es hatte eher so ausgesehen, als hätte er Mitleid. Mitleid mit ihm vielleicht? Er blickte über das breite Achterdeck und spürte eine seltsame Beunruhigung. Es schien nicht mehr dasselbe Schiff zu sein.
    Bewegungslos stand Herrick am offenen Kajütfenster und blickte in das wirbelnde Wasser unter dem Achtersteven. Die Sterne glitzerten darin, und wenn er sich etwas über das Fenstersüll beugte, konnte er die Laterne und die helle Fensterreihe der Offiziersmesse im unteren Deck sehen. Das Schiff wirkte ungewöhnlich still, als hielte es den Atem an. Die Stille war nur einmal unterbrochen worden, und das war bei seinem Anbordkommen gewesen, vor zwei Stunden. Irgend jemand – niemand wußte, wer – hatte damit angefangen, und dann war das ganze Schiff wie auf Signal, und

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