Eine Liebe auf Korfu
hinterlassen, die in diesen Eimern eingeweicht sind.“
Die ersten beiden Teile seiner sarkastischen Antwort ignorierte sie, denn sie führte kein Tagebuch. Und ihre Ersparnisse hatte sie in den Knoblauchzöpfen verborgen, die an den Deckenbalken hingen. Aber die letzten Worte des Earls … „Was haben Sie mit der Wäsche gemacht?“
„Ich dachte, ich würde meine Strümpfe finden.“
„Die bekommen Sie, sobald sie sauber sind“, entgegnete sie in jenem brüsken Ton, den sie anschlug, wenn Demetri ihr irgendetwas abzuschwatzen versuchte. „Wieso konnten Sie das Zimmer durchqueren?“
„Ich bin auf einem Bein gehüpft.“
Was sicher sehr mühsam gewesen war … Widerstrebend bewunderte sie seine Willenskraft. „Brauchen Sie etwas?“ Sie stellte ihren Marktkorb ab und erinnerte sich an den Entschluss, ihn freundlicher zu behandeln. „Tut mir leid, dass ich heute Morgen so … kurz angebunden war, Sir. Ich habe mich geärgert, weil Sie direkt vor meiner Tür in diese Keilerei verwickelt wurden.“
„Mir tut es auch leid. Und Sie haben mich zu Recht gemaßregelt. Wie Sie sagten, ich hätte es besser wissen müssen. Um Ihr Verständnis zu erlangen, kann ich nur meine Müdigkeit anführen, die Freude, nach mehreren Tagen auf einem Schiff wieder festen Boden unter den Füßen zu spüren und – so lächerlich es klingen mag – auf den warmen Abend.“
„Ach, der warme Abend, Sir?“ Alessa nahm ihren flachen Strohhut ab, hängte ihn an einen Haken neben der Tür und griff nach ihrer Schürze.
„Würden Sie mich Benedict nennen?“, bat er lächelnd.
Du bist ein Charmeur. Und das weißt du auch. Ich sollte mich weigern … „ Also gut, Benedict.“ Sie verknotete die Schür zenbänder hinter ihrem Rücken und merkte, dass der Earl ihre Brüste betrachtete, die sich bei der Bewegung deutlich unter der bestickten Bluse aus dünnem Leinen abzeichneten. Hastig kehrte sie ihm den Rücken und füllte zwei Becher mit dem stark geharzten Rotwein aus dem Norden der Insel. Dann fügte sie eine großzügig bemessene Menge Wasser hinzu und reichte ihm einen Becher. „Sie wollten mir erklären, wieso der warme Abend Sie zu so sträflichem Leichtsinn verleitet hat.“
Dankend nahm er den Becher entgegen und nippte daran. Zu Alessas geheimer Belustigung zog er die Brauen hoch, gab jedoch keinen Kommentar ab. Beim nächsten Schluck war er etwas vorsichtiger. „Leider benahm ich mich wie ein Urlauber. Die pittoreske Szenerie, die lächelnden Gesichter, die malerischen schmalen Straßen, die milde Luft … Und die Sterne, wie Diamanten auf schwarzem Samt. Wer sollte in einer solchen Atmosphäre mit Gefahren rechnen?“
Skeptisch verdrehte sie die Augen, und er lachte.
„In Marseille oder Neapel wäre ich auf der Hut gewesen. Aber hier ging ich das Risiko ein. Dafür wurde ich bestraft – infolge Ihrer Hilfe nicht so hart, wie ich es verdient hätte.“
Alessa stellte einen Kessel auf den Herd und goss Wasser hinein. Dann nahm sie einzelne Wäschestücke aus den Eimern. „Lautet Ihr Spitzname ‚Chance‘, weil Sie dem Risiko gern eine Chance geben?“
„Nein, das ist einfach nur eine Abkürzung von ‚Chancellor‘. In Wirklichkeit bin ich sehr vernünftig und respektabel.“ Als sie die Stirn runzelte, seufzte er. „Offenbar glauben Sie mir nicht.“
„Wenn Sie die Wahrheit sagen, unterscheiden Sie sich von den meisten englischen Gentlemen, die ich kenne. Keine Zechgelage bis zum Morgengrauen?“
„Niemals, obwohl ich edle Weine zu schätzen weiß – in Maßen.“
„Keine glamourösen Geliebten? Keine Orgien?“
Aha … Jetzt stieg das Blut in seine Wangen.
„Orgien? Gewiss nicht.“
War er tatsächlich so konventionell? Jedenfalls ertrug er ihre freimütigen Fragen mit erstaunlicher Geduld. Wie würde er ihre Geschichte beurteilen, wenn sie so kühn wä re, ihm alles zu erzählen? Sie ergriff ein Messer und schabte Streifen von einer graugrünen Olivenölseife.
„Soll ich Ihnen helfen?“, schlug Benedict vor. „Ich fühle mich unbehaglich, wenn ich hier sitze, während Sie so hart arbeiten.“
„Danke. Vielleicht können Sie diese Aufgabe übernehmen.“ Alessa setzte sich auf die Sofakante und reichte ihm eine Schüssel, das Messer und die Seife. „Für meine Wäsche brauche ich möglichst dünne Streifen, die sich gut im Wasser auflösen.“
„So?“ Benedict begann an dem Seifenstück zu schaben.
„Sehr gut.“ Weil sie seinen muskulösen Schenkel an ihrer Hüfte spürte, stand sie
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