Eine Liebe auf Korfu
nach Korfu zurückkehren, und später in Venedig, müssen wir uns sittsam benehmen, nicht wahr? Sonst wird das grandiose gesellschaftliche Ereignis unserer Hochzeit die Gerüchte nicht verstummen lassen.“
„Mach dir deshalb keine Sorgen“, erwiderte Benedict, stieg aus dem Bett und streckte sich. „Bis wir heiraten, werden wir eine heimliche Affäre genießen. Wir besuchen Maskenbälle, fliehen unbemerkt in einer Gondel zu einer einsamen Insel in der Lagune und kehren um Mitternacht zurück, rechtzeitig zur Demaskierung. Oder ich klettere im Morgengrauen zu deinem Balkon hinauf, und später werden alle Leute über deine rosigen Wangen und glänzenden Augen staunen, während ich eine unerträglich selbstgefällige Miene aufsetze.“
„Oh, das klingt fabelhaft. Müssen wir überhaupt heiraten?“, scherzte sie. „Begnügen wir uns doch einfach mit einer wilden, romantischen Affäre!“
„Nun, auf unserem Landsitz Freshwater würde ich einmal pro Woche an den Efeuranken zu deinem Zimmer hinaufsteigen. Und Maskenbälle werden auch in London veranstaltet. Trotzdem finde ich, wir sollten heiraten.“ Benedict setzte sich auf den Bettrand und streichelte Alessa über den flachen Bauch. „Meinst du nicht, es wäre eine gute Idee, möglichst bald eine Familie zu gründen? Demetri soll zwar mein Mündel werden, aber er kann mich nicht beerben.“
„Also willst die Vormundschaft für ihn übernehmen? Auch für Dora?“ Freudestrahlend richtete sie sich auf, seine Hand an ihren Körper gepresst? Das hatte sie insgeheim erhofft, jedoch nicht erwartet, ein englischer Earl würde griechische Bauernkinder adoptieren.
„Natürlich. Möchtest du jetzt schlafen, Liebste? Nein? Bist du hungrig?“
Alessa schüttelte den Kopf.
„Hier gibt es keine Bücher, keine Spielkarten. Wie sollen wir uns die Zeit vertreiben? Willst du spazieren gehen und die Ziegen besuchen?“
Die Stirn gerunzelt, tat sie so, als würde sie angestrengt nachdenken. „Gewiss, das wäre ganz nett. Aber sollten wir nicht neue Liebesspiele ausprobieren? Irgendwie habe ich das Gefühl, ich müsste noch sehr viel lernen.“
„Ja, das glaube ich auch. Vielleicht wäre es besser, wir verzichten auf den Spaziergang …“
Ein klagendes Blöken unterbrach ihn. Überrascht wandten sie sich zur Tür und sahen eine Ziege auf der Schwelle stehen, die das nackte Liebespaar missbilligend anstarrte. Benedict hob ein Steinchen vom Boden auf, warf es in die ungefähre Richtung des Tiers und traf den Türrahmen.
Sofort suchte die Ziege das Weite und rannte zu ihren Artgenossen.
„Was für lästige Anstandsdamen!“, seufzte Benedict. „Da siehst du’s, Liebling, je eher wir heiraten, desto besser.“
– ENDE –
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