Eine Liebe in Den Highlands: Roman
man Nuno-Filz herstellte. Bevor Rowan nach Hause
ging, verabredete Jenny einen Besuch bei ihr, damit sie ein Muster ihrer Arbeit
kaufen konnte.
Die Mutter eines Arbeiters, die selbst ihr Leben lang
in der Fabrik gearbeitet hatte, hatte eine große Menge Alpaka- und Lamafasern
gesponnen. Einer ihrer männlichen Altersgenossen (es war eine wahre Wonne, die
beiden kabbeln und scherzen zu hören, wie sie es in den alten Tagen getan haben
mussten) hatte einen Webstuhl eingerichtet. Eine Freundin von Effie, Nettie,
wob aus den gesponnenen Fasern ein Tuch. Alle waren sehr zufrieden mit dem
Ergebnis, das allerdings nicht groß genug war, um ein Kleidungsstück daraus herzustellen.
Meggie, Kirsty und Jenny fanden, dass einer von Felicitys Entwürfen hergestellt
werden sollte - ein potenziell wunderschönes Teil, das weder ein Pashmina-Schal
noch ein Cape war. Dazu brauchten sie jedoch mehr Stoff, was wiederum
bedeutete, dass noch mehr Garn von Hand gesponnen werden musste.
»Die längste Reise beginnt mit einem einzigen
Schritt«, bemerkte Kirsty, während sie den Stoff beäugte. Es widerstrebte ihr
sichtlich zuzugeben, wie schön und weich er war und wie wunderbar er fiel.
»Oh, Kirsty! Das ist einfach fabelhaft! Und du weißt
es auch!«, rief Jenny. »Jetzt muss ich zurück nach Haus Dalmain, und wenn
Philip seine Mutter immer noch nicht angerufen hat, fahre ich rüber und
schleife ihn höchstpersönlich her.« Sie runzelte die Stirn. »Aber wollen wir
ihn in der Firma denn überhaupt wieder haben?«
Kirsty schürzte die Lippen. »Es wäre hilfreich, wenn
wir ihn überreden könnten, uns die Gebäude zurückzugeben, damit wir etwas
Bargeld in die Hände bekämen. Doch ich bin mir nicht sicher, wie er das Ganze
sehen wird.« Sie zeigte auf den Stoff. »Philip war immer sehr konservativ.«
»Das heißt also, dass wir nicht nur gegen Ross Grant-Dempsey
kämpfen müssen, sondern auch gegen Philip.«
»Ich glaube, ganz so schlimm ist Grant-Dempsey gar
nicht.«
»Oh, doch. Es war absolut unfair von ihm, von uns zu
verlangen, alles in so kurzer Zeit zu schaffen. Ich jedenfalls würde lieber für
Philip arbeiten.«
»Zumindest scheint Mr. Grant-Dempsey die Firma nicht
gleichgültig zu sein.«
Jenny vergaß ihre eigene schlechte Laune. »Aber
Kirsty, Sie haben all die Jahre treu zu Philip gehalten.«
»Und schön dumm war das! Er hat Dalmain Mills im Stich
gelassen und sich einen hübschen kleinen Brocken von dem Besitz unter den Nagel
gerissen.«
»Vielleicht war er verliebt, und das schien ihm die
einzige Lösung zu sein.«
»Papperlapapp! Der Mann hat kein Rückgrat, und ich
wollte das früher einfach nicht wahrhaben. Ich denke, wir sollten so viel wie
möglich unter Dach und Fach bringen bevor er hier wieder auftaucht. Er ist
immer noch der geschäftsführende Direktor. Er könnte der Firma höchstpersönlich
den Hahn zudrehen, dazu würde er Ihren Kunden gar nicht brauchen.«
»Ich hätte ihn niemals suchen sollen, nicht wahr? Oder
ich hätte zumindest warten sollen, bis das Ganze weiter gediehen wäre.« Der
Stoff, der auf dem Tisch lag, ein Schultertuch in den Farben von Sahne, Kaffee
und Schokolade, allesamt Naturtöne, weckte in Jenny den Wunsch, sich selbst in
seine sanfte, köstliche Wärme zu hüllen.
»Unsinn, Kind! Man hat Sie gebeten, nach ihm zu
suchen. Und wenn er hier aufkreuzt, müssen wir ihn überreden, auf sein Recht an
den Liegenschaften zu verzichten. Und der liebe Gott allein weiß, wie wir das
anfangen sollen.«
Als sie das Lächeln auf Lady Dalmains Gesicht sah,
sobald sie es an den Hunden vorbei und durch die Tür geschafft hatte, wusste
Jenny sofort, dass Philip angerufen hatte.
»Der liebe Junge! Wir haben fast eine Stunde lang
geredet. Er kommt nächste Woche zum Abendessen her. Wir müssen unbedingt etwas
Besonderes auf den Tisch bringen. Ich hab‘s, wir bereiten einen Braten zu.
Felicity kann von dem Bauernhof oben am Bach einen besorgen. Das Rindfleisch
von diesem Hof ist exzellent.«
Felicity drehte ein Glas Whisky in den Händen und saß
mit düsterem Blick am Feuer. »Ja. Die verstehen sich dort bestens auf Kälbermast.«
»Darling, besorg doch Jenny etwas zu trinken«, fuhr
Lady Dalmain fort, ohne auf diesen Seitenhieb einzugehen. »Wo mag Henry bloß
stecken?«
»Da wir gerade beim Thema sind: Es ist schrecklich
nett von Ihnen, dass Sie Henry Ihre Gastfreundschaft gewähren«, begann Jenny,
die eine mögliche Gelegenheit witterte, Lady Dalmain dazu zu ermutigen, ihn
nach
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