Eine Liebe in Den Highlands: Roman
ich habe eine Idee! Lass
uns den ›Homely Haggis‹ aufschließen und etwas essen. Das wär doch was!«
»Was hast du denn zu verkaufen? Salmonellenwürstchen?
BSE-Burger? Creutzfeld-Jakob auf Toast?«, fragte Henry, als Jenny den
Imbisswagen aufgeschlossen und sich hinter die Theke gestellt hatte. Der Wagen
war ihr mittlerweile so vertraut, dass sie sich dort vollkommen sicher fühlte.
Wenn es ihre Hauptbeschäftigung wäre, im »Homely Haggis« zu arbeiten, wäre sie
überglücklich gewesen.
Sie reagierte nicht auf Henrys Seitenhieb.
»Größtenteils selbst gemachte Sachen, wenn du es genau wissen willst, aber ich
bin mir nicht sicher, was wir im Moment vorrätig haben. Ich war schon eine
ganze Weile nicht mehr hier, und ich schätze, Meggie auch nicht. Mal sehen, was
in dieser Dose ist. Oh, Haferkekse.« Sie beschnupperte die Dose. »Riecht nicht
schlecht. Möchtest du einen?«
Er nickte. Bekam er langsam ein Bäuchlein? Oder lag es
nur daran, dass sein Bauch nicht so hart und flach war, wie er durch regelmäßiges
intensives Training werden konnte? Sie wollte Henry gerade den Vorschlag
unterbreiten, in Zukunft ins Fitnessstudio zu gehen, als ihr gerade noch rechtzeitig
klar wurde, wie verletzend eine solche Bemerkung gewesen wäre. Genau solche
Dinge pflegte er im Allgemeinen ihr zu sagen. Sie seufzte.
»Was ist los, Schweinebäckchen? Hast du einen Depri,
weil dir deine Kuschelration fehlt? Warum kommst du nicht rüber, und wir
schmusen ein bisschen?«
Sie folgte seinem Vorschlag und fand Trost in seinen
Armen, aber nicht genug, um ihr schlechtes Gewissen zu beschwichtigen. Es waren
die Arme eines anderen Mannes, nach denen sie sich sehnte, die Hand eines
anderen Mannes, die sie auf ihrem Haar spüren wollte. Sie sollte Henry klar
machen, dass sie nicht länger mit ihm zusammen sein wollte, dass er nach Hause
fahren und sich eine andere Frau suchen sollte. Er küsste sie, und sie
erwiderte seinen Kuss, während sich in ihren Augenwinkeln Tränen bildeten.
Vielleicht sollte sie doch bei Henry bleiben, der wenigstens da und verfügbar
für sie war, statt sich nach einer Ratte zu verzehren, der sie offensichtlich
gleichgültig war.
»Schon besser? Braves Mädchen. Das ist mein kleines
Schweinebäckchen.«
»Ich wünschte, du würdest mich nicht so nennen.«
»Das hat dir doch früher auch nichts ausgemacht. Also,
du hast dich eindeutig verändert.«
»Ich glaube nicht, dass ich mich verändert habe,
Henry. Ich denke, ich bin immer schon so gewesen, stets bereit -vielleicht
allzu bereit -, mich für die Verlierer einzusetzen. Aber ich verrate dir was:
Abgesehen von dem gewaltigen Stress und dem Druck, den dein Freund Ross
Grant-Dempsey auf uns alle ausgeübt hat, habe ich die Herausforderung beinahe
genossen. Es hat schon etwas, mit dem Rücken zur Wand zu stehen und sich seinen
Weg ins Freie erkämpfen zu müssen.« Henry nickte. »Ich trage mich in letzter
Zeit mit dem Gedanken, mich selbstständig zu machen. Ich habe inzwischen einen
Haufen ausgezeichneter Kontakte hier oben. Du könntest meine Sekretärin sein.
Hör auf, für all diese fremden Leute zu arbeiten. Das wäre mal eine echte
Herausforderung.«
Henrys Berichte zu tippen war nicht ganz die Art von
Herausforderung, die sie im Sinn hatte. Sollte sie die Gelegenheit beim Schopf
ergreifen und Henry gestehen, dass zwischen ihnen alles aus und vorbei war? Sie
holte tief Luft und war drauf und dran, genau das zu tun.
»Ach, übrigens, ich wollte es dir eigentlich schon
früher erzählen. Meine Eltern mieten sich über Weihnachten hier in der Nähe ein
Haus. Das wird bestimmt lustig, wir alle zusammen.«
Jenny setzte sich in Bewegung; ihre ganze
Entschlossenheit hatte sich in Luft aufgelöst. Wenn sie und Felicity eine gute
Absatzmöglichkeit fanden, wenn alle Muster fertig waren, wenn die Mühle nicht
geschlossen wurde, dann würde sie es ihm sagen.
»Nimm meine Hand, Henry«, bat sie und verbarg ihre
Trostlosigkeit hinter einem Lächeln. »Lass uns zu diesem Felsen hinauflaufen
und dann nach Hause zurückgehen.«
Während sie, immer noch Hand in Hand, den Hügel hinunter
spazierten, entdeckte Jenny in weiter Ferne auf dem gegenüberliegenden Hang
einen Landrover. Ihre Gedanken flogen zurück zu Ross Grant, als wäre er der
Einzige auf der Welt, der einen Landrover fuhr.
Einige Tage später verbrachte Jenny einen glücklichen
Nachmittag damit, Anna in ihrer Wiege beim Schlafen zuzuschauen, während Meggie
sich von Rowan beibringen ließ, wie
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