Eine Liebe in Den Highlands: Roman
Mond.«
»Sie können den Mond gar nicht sehen.«
»Ich kann sein Licht sehen, und das können Sie auch.
Kommen Sie. Lassen Sie uns ein wenig spazieren gehen.«
»Was? Mitten in der Nacht?«
»Sie haben sich doch gerade darüber beklagt, dass wir
noch die ganze Nacht vor uns haben! Lassen Sie uns also rausgehen und im Schnee
spielen.«
»Ich hätte nicht gedacht, dass ich jemals von einem
rauen, zähen Bergwachtmann ein Wort wie ›spielen‹ im Zusammenhang mit Schnee
hören würde«, erwiderte sie. All ihre guten Vorsätze in puncto Höflichkeit
waren vergessen.
»Es gibt nicht nur die harte Wirklichkeit, es muss
auch das Vergnügen geben.«
Es schien ziemlich lange zu dauern, bis sie sich aus
ihrem Schlafsack befreit, ihre Stiefel ertastet und sie angezogen hatte, doch
zu guter Letzt war sie fertig.
»Sie gehen vor«, sagte Ross. »Ich habe noch ein paar
Dinge zu tun.«
Sie stolperte in den Schnee hinaus, und als sie sich
aufrichtete, sah sie, wie das Schneeloch aufleuchtete. Ross hatte eine Kerze
angezündet.
Der Sturm war lange genug vorüber, um dem frischen
Schnee Zeit zu geben, etwas fester zu werden. Obwohl der Schnee tief war,
machte es Spaß hindurchzulaufen. Ihre Glieder fühlten sich steif an, aber
nachdem Jenny ihre Muskeln etwas gelockert hatte, wich die Steifheit einer
beinahe kindlichen Freude.
»Ich liebe das Knarren und Quietschen, das man bei
jedem Schritt hören kann«, bekannte sie und wäre um ein Haar ausgerutscht.
»Hm. Ich liebe den Schnee überhaupt.« Er nahm ihre
Hand, und plötzlich schien ein Gespräch nicht länger notwendig oder auch nur
erstrebenswert zu sein.
Der Mond warf lange, malvenfarbene Schatten auf den
Schnee. Der Berg über ihnen wirkte nicht mehr bedrohlich, sondern wachsam und
wohlwollend. Sie gingen über den Pfad, wo der Schnee dünner und fester war, und
was zuvor Kraft raubende, schwierige Arbeit gewesen war, erschien Jenny jetzt
ganz einfach.
Als sie ungefähr eine halbe Stunde gegangen waren,
blieb Ross stehen. »Sehen Sie.«
Jenny drehte sich um und sah, wohin er zeigte. Sie
entdeckte ihr Schneeloch, das im Mondlicht glitzerte wie etwas, das von Feen
erbaut war. »Es kommt einem so vor, als stammte es aus dem Weltraum«, meinte
sie, da sie es vorzog, ihren Vergleich mit dem Märchen für sich zu behalten.
»Ich finde, es sieht wie verzaubert aus«, erwiderte
Ross. »Kommen Sie. Wir kehren besser um, wir wollen nicht so lange draußen bleiben,
dass wir zu frieren anfangen, und jetzt werden Sie wahrscheinlich wieder
einschlafen können.«
Sie gingen schweigend zurück. Jenny wünschte, der
Spaziergang würde ewig dauern. Sie fühlte sich so fit und leichtfüßig, als
könnte sie noch meilenweit gehen, ohne müde zu werden. Allzu bald hatten sie
das Schneeloch erreicht.
»Gehen Sie voraus«, sagte er. »Ich will vorher noch
dafür sorgen, dass der Eingang nicht allzu sehr zuschneien wird.«
»Aber jetzt wird es nicht wieder schneien! Es ist eine
herrlich klare Nacht.«
»Haben Sie den leichten Wind nicht gespürt? Das könnte
bedeuten, dass vor dem Morgen noch mehr Schnee fällt.«
Sobald sie wieder in der Höhle waren, bemerkte sie,
dass Ross die Schlafsäcke anders hingelegt hatte. Sie lagen jetzt
zusammengerollt auf dem Felsvorsprung an der hinteren Wand der Höhle.
Als er hereingekrochen kam, erklärte er ihr den Sinn
seines Tuns. »Ich habe sie zusammengelegt, damit sie ihre Wärme nicht
verlieren. Jetzt dürften sie schön warm sein, wenn wir wieder hineinsteigen.
Kommen Sie, ich helfe Ihnen bei Ihren Stiefeln.«
»Nicht nötig. Ich komme schon zurecht.« Sie wollte
plötzlich nicht mehr, dass er ihre Füße berührte, nicht wenn er nicht auch den
Rest ihres Körpers berühren würde.
Jenny ließ sich Zeit beim Ausziehen der Stiefel,
schämte sich für ihre Gereiztheit und hatte nicht die mindeste Lust, in die
Einsamkeit ihres einzelnen Schlafsacks zurückzukehren. Sie hörte Ross rascheln,
vernahm das leise Geräusch von Reißverschlüssen und fragte sich mit einer Spur
Ärger, was er da trieb. Als sie sich endlich umdrehte, sah sie, dass er auf dem
Felsvorsprung im hinteren Teil der Höhle lag.
»Ich habe die beiden Schlafsäcke zusammengeschlossen.
Es ist in puncto Wärme sehr viel effizienter, wenn wir in einem Schlafsack
schlafen. Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen.«
Jenny hätte am liebsten laut gelacht. Was für eine
Ironie! Der Mann ihrer Träume und Gegenstand all ihrer Fantasien fragte sie, ob
sie etwas dagegen hatte, einen
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