Eine Liebe in Den Highlands: Roman
werden würde. Ängstlich sah sie
zu, wie Ross den weichen Schnee wegkratzte. Etwas kam darunter zum Vorschein.
Für Jenny sah es wie ein Iglu aus, aber aus Angst, dafür verspottet zu werden,
schwieg sie. Nach einer Weile richtete Ross sich auf.
»So. Warten Sie hier.« Er schlängelte sich in das
verschneite Etwas hinein und kam ein paar Sekunden später wieder heraus. »Mehr
ein Palast als ein Schneeloch«, bemerkte er leicht keuchend. »Kommen Sie herein.«
Zaghaft ließ sie sich auf die Knie nieder und kroch
durch den engen Einlass. Gleichzeitig hatte sie das grässliche Gefühl, als
würde sie sich damit dem Schnee, den sie den ganzen Tag lang bekämpft hatte,
unterwerfen. Aber sobald sie in dem Schneeloch war, wusste sie, was Ross
meinte.
Es war wie eine Höhle, nur dass das Dach geglättet
worden war. Zu beiden Seiten des Eingangstunnels erhoben sich zwei Plattformen,
wie Betten. An der hinteren Wand ragte ein dritter, breiterer Felsvorsprung
hervor.
»Weiter«, drängte Ross, der seinen Rucksack hinter
sich herschleifte und ihr folgte. Er setzte sich auf eine der Plattformen,
öffnete den Rucksack, nahm einige Dinge heraus, kramte nach anderen. »Hier«,
meinte er schließlich. »Nehmen Sie die da. Irgendwo finden Sie wahrscheinlich
etwas, wo Sie sie reinstecken können.«
Sie nahm die drei Kerzen und steckte sie in die
Nischen, die sie an den Wänden der Höhle entdeckt hatte. »Streichhölzer?«
Er gab ihr eine Schachtel. Die brennenden Kerzen
verwandelten die Höhle in eine Märchengrotte. Jenny war von der Schönheit um
sich herum verzaubert und sah sich voller Staunen und Entzücken um. »Wie in
Doktor Schiwago«, murmelte sie und schraubte ihre Begeisterung damit um einiges
herunter. »Aber was wird uns daran hindern zu erfrieren?«
»Schlafsäcke.« Er zog zuerst ein zusammengefaltetes
Bündel aus dem Rucksack, dann ein weiteres.
»Dann wussten Sie also, dass wir die ganze Nacht
draußen verbringen würden?«
»Es ist immer eine gute Idee, vorbereitet zu sein,
aber ich hatte in der Tat so die Ahnung, dass wir auf dem Berg übernachten
würden, ja.« Er seufzte, als läse er ihre Gedanken. »Ich weiß, Sie glauben
nicht, dass wir es von der Stelle, an der ich Sie gefunden habe, nicht bis nach
Hause geschafft hätten, doch Sie müssen mir in diesem Punkt einfach vertrauen.«
Er zögerte. »So schlimm ist es außerdem gar nicht. Ich habe nämlich auch etwas
zu essen dabei. Und Whisky.«
»Aber ich dachte, Alkohol würde die Gefahr, an
Unterkühlung zu sterben, nur vergrößern. Das sagt man jedenfalls immer. All
diese riesigen Hunde, die in den kleine Fässchen um ihren Hals den Tod
transportieren.«
Ross lachte. »Alkohol könnte tatsächlich tödlich sein
wenn wir nicht genug zu essen und kein Bettzeug hätten. So wie die Dinge
liegen, werden wir schon zurechtkommen. Immerhin ist Weihnachten. Hier, legen
Sie die da auf den Boden.«
Zwei Isomatten sprangen auseinander, sobald Jenny die
Bänder löste. Sie legte die Schlafsäcke darauf, einen auf jede Seite des Eingangstunnels.
Ross hatte einen kleinen Brenner zu Tage gefördert und
aufgestellt, sodass er jetzt nur noch angezündet werden musste. »Ich hole etwas
Schnee rein, damit wir Wasser bekommen. Sie machen es sich inzwischen
gemütlich.«
Jenny hockte sich auf einen der Schlafsäcke. Es wäre
wärmer gewesen, wäre sie hineingekrochen, aber dazu hätte sie ihre Stiefel
ausziehen müssen, und sie wusste, dass sie, wenn Ross zurückkam, selbst noch
einmal würde hinausgehen müssen. Das Schneeloch mochte ja ein Palast sein und
um Längen besser, als die Nacht draußen auf einem Berg zu verbringen, doch es
war kein Hotelzimmer mit eigener Toilette.
Als sie zurückkam, brannte das Öfchen, und Ross
erhitzte Schnee. »Warum kriechen Sie nicht in den Schlafsack und kuscheln sich
ein?«, schlug er vor. »Sonst verlieren Sie am Ende noch all die Körperwärme,
die Sie den ganzen Tag über aufgebaut haben.«
»In Ordnung. Ich muss zugeben, es wäre mir absolut
grässlich, ausgerechnet jetzt zu erfrieren. Das wäre so ein jämmerliches Ende,
da doch Weihnachten ist und überhaupt.«
Er lachte wieder, als wären ihre kleinen Scherze
tatsächlich komisch. »Man sagt, Tod durch Erfrieren sei ein sehr angenehmer
Tod, doch woher die Leute das wissen wollen, das verraten sie nicht. Nicht dass
Sie in Gefahr sind zu erfrieren.« Sein Blick in dem flackernden, leicht
unheimlichen Licht der Kerzen war ungemein intensiv. »Ich werde alles in
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