Eine Liebe in Den Highlands: Roman
Sie besser kenne, Miss Porter, wäre es mir
lieber, wenn Sie nicht helfen würden«, meinte Lady Dalmain. »Mein gesamtes
Porzellan ist antik und muss sehr vorsichtig behandelt werden.«
Nicht halb so vorsichtig wie seine Besitzerin, dachte
Jenny. Ein wehleidiges Stachelschwein war nichts dagegen. Sie hätte gern etwas
sehr Grobes erwidert. Doch sie beschränkte sich auf ein »Gute Nacht allerseits«
und hoffte ehrlich, dass sie Lachlan wiedersehen würde. Dann ging sie hinauf.
Oben putzte sie sich die Zähne, cremte sich das
Gesicht ein und ging mit all ihren Sachen ins Bett, um es etwas vorzuwärmen,
bevor sie sich im Schlafanzug hineinwagte. Jenny nahm den Laptop auf die Knie
und loggte sich ein. Sie war immer noch böse auf Henry und würde ihm bestimmt
nicht auf die Nase binden, wie schrecklich es hier war. Ihre Mutter würde
überrascht sein, dass sie schon so bald wieder von ihr hörte. Aber was machte
das schon?
Es ist so kalt, dass ich fürchte, mich hier nachts zu
verkühlen. Könntest du mir bitte außer dem Heizkissen auch eine Wärmflasche
schicken! Ich glaube nicht, dass sie hier von so etwas schon einmal etwas
gehört haben, und vielleicht gibt es keine Steckdose, an die ich das
elektrische Ding anschließen kann. Viele liebe Grüße, J.
Nachdem die Mail versandt war, stand Jenny wieder auf
und zog sich schnell aus, schlüpfte in den Schlafanzug und zog den Pullover
wieder darüber. Außerdem fand sie noch ein paar Socken und sah sich dann im
Zimmer um, ob noch etwas als zusätzliche Bettdecke geeignet wäre. Über der
Rückenlehne eines Sessels hing eine mottenzerfressene Wolldecke (mit dem
obligatorischen Schottenmuster), und obwohl sie muffig roch, legte Jenny sie
über ihre Bettdecke. Sie war sich nicht ganz sicher, hatte aber den starken
Verdacht, dass das Bett außerdem feucht war.
Sie legte sich hin und schloss die Augen. Obwohl sie
todmüde war, konnte sie nicht einschlafen; dazu war sie zu angespannt und fror
zu sehr. Wonach ihr jetzt der Sinn stand, war ein Becher mit heißer Schokolade,
eine Wärmflasche und ein guter Roman. Stattdessen hatte sie ein feuchtes Bett
und irgendeinen Bestseller, für den es sich nicht lohnte, das Licht noch einmal
anzuknipsen. Sie hörte, dass Lachlan aufbrach und der Rest der Familie ins
Obergeschoss kam, um zu Bett zu gehen. Jenny lauschte dem Fußgetrappel auf dem
Korridor zwischen dem Bad und den Schlafzimmern und dachte erbittert an Lady
Dalmains eigene Heißwasserversorgung.
Schließlich, als alles still war, schaltete sie ihre
Nachttischlampe an und stand auf. Vielleicht würde sie etwas ruhiger werden,
wenn sie noch einmal zur Toilette ging. Nach unten in die Küche zu laufen und
sich dort etwas Heißes zu trinken zuzubereiten, wagte sie nicht, für den Fall,
dass die Hunde aufwachen und sie fressen würden.
Aus dem Bad kam ihr Felicity entgegen.
»Hey«, sagte sie. »Haben Sie alles, was Sie brauchen?
Mama meinte, ich solle Blumen in Ihr Zimmer stellen, aber die habe ich leider
vergessen.«
»Das macht nichts. Doch ich könnte tatsächlich etwas
zu Lesen gebrauchen. Haben Sie vielleicht irgendetwas?«
Felicity kicherte. »Kommen Sie mit.«
Felicitys Zimmer quoll über vor Möbeln und Büchern. An
allen Wänden standen Bücherregale, und die einzelnen Fächer waren doppelt
belegt. »Das brauche ich, um durchzuhalten«, bekannte sie. »Was hätten Sie denn
gern? Liebesgeschichten, Thriller, Fantasy, Krimis? Ich habe alles.«
»Mein Gott, das ist ja wie in einer richtigen
Bücherei.«
»Ich bekomme die Sachen von einem Buchladen geschickt.
Bücher sind mein einziger Luxus - und zum Glück einer, den Mama halbwegs
billigt. Natürlich weiß sie nicht, was ich lese. Sie glaubt, ich nehme mir
immer wieder die Brontes, Jane Austen und George Eliot vor. Selbst Dickens
erachtet sie als etwas zu leichte Lektüre.«
»Sie waren sehr geduldig mit ihr.«
Felicity seufzte. »Sie kann sehr schwierig sein, wenn
sie verärgert ist.«
Jenny enthielt sich jedes weiteren Kommentars und trat
an eins der Regale. »Georgette Heyer?«
»Habe ich vollständig. Welches möchten Sie?« »Ich habe
seit Ewigkeiten nichts mehr von ihr gelesen.«
»Nehmen Sie gleich einen ganzen Stapel. Hier.« Jenny
ging mit ihrer Beute zurück in ihr Zimmer. Vielleicht würde sie den Aufenthalt
in diesem Haus ja doch überleben.
Nachdem Jenny so viele Schichten Kleidung angelegt
hatte, wie sie konnte, machte sie sich am nächsten Morgen auf den Weg nach
unten. Sie hatte vorher
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