Eine Liebe in Den Highlands: Roman
Jenny, die das
Gebell nicht mehr länger ertragen konnte. Sie riss die Tür zum Hunderaum auf
und schrie aus Leibeskräften: »Hunde!« Sie hatte ganz vergessen, dass sie vor
zwei Tagen noch Angst vor den Tieren gehabt hatte. »Hier hinein! Sofort!«
Völlig überrascht über diesen Angriff von unerwarteter
Seite stellten die Hunde ihr Gerangel ein und starrten sie an. Dann trotteten
sie in Anerkennung einer ihnen übergeordneten Autorität gehorsam in den
Hunderaum, und Jenny schloss hinter ihnen die Tür. Augenblicklich hatten sie
allerdings begriffen, dass sie nun den ganzen Spaß verpassten, und versuchten,
die Tür zu durchbrechen. Jenny fand diesen Lärm ebenso unerträglich wie das
Gebell, ging in eine der Speisekammern und kam mit einer Tüte Hundekuchen
zurück. Sie riss die Tür zum Hunderaum noch einmal auf, warf die Hundekuchen
hinein und wartete darauf, dass Ruhe einkehrte.
»Sie sind eigentlich alle auf Diät«, murmelte
Felicity. »Das hätten Sie nicht tun sollen.«
»Es ist mir egal. Ich kann bei diesem Lärm keinen
klaren Gedanken fassen. Lady Dalmain, geht es Ihnen gut?«
»Mir geht es natürlich nicht gut, dummes Mädchen! Wie
könnte es mir gut gehen, wenn mein liebster Sohn mit… mit…« Sie suchte nach
einem Wort, das gleichzeitig abwertend und vornehm war. »… einem Flittchen
durchgebrannt ist!«
»Ich verstehe, dass das schwierig sein dürfte«, sagte
Jenny bestimmt und versuchte, den komischen Aspekt zu übersehen, »aber hier zu
stehen und die Hände zu ringen wird bestimmt nicht helfen. Darf ich vielleicht
vorschlagen, dass Sie in den Salon gehen und sich setzen? Sie brauchen Rescue
Remedy. Könnten Sie vielleicht einen Kessel mit Wasser aufstellen, Felicity?«
Für Lady Dalmain war es ebenso ungewohnt wie für die
Hunde, sich von einer Fremden erklären zu lassen, was sie tun sollten. Und wie
die Hunde gehorchte sie vor lauter Überraschung und ließ sich von Jenny zu
einem Sessel am Kamin führen. Jenny zog eins der fadenscheinigen Plaids vom
Sofa und legte es Lady Dalmain über die Knie. Dann entdeckte sie hinter einem
anderen Sessel einen kleinen Elektroofen. Sie zog ihn hervor und riskierte ihr
Leben, indem sie ihn einstöpselte. Vorsichtig schaltete sie das altertümliche
Gerät ein und war erleichtert, nicht von einem Stromschlag durchs Zimmer geschleudert
zu werden.
Lady Dalmain begann zu stöhnen, aber es war unklar, ob
sie damit dem Kummer um ihren Sohn oder der Missbilligung von Jennys
verschwenderischem Umgang mit elektrischem Strom Ausdruck verlieh.
»Warten Sie hier«, sagte Jenny bestimmt, »ich habe
etwas, das Ihnen helfen wird. Ich hole es rasch.«
Sie ging wieder in den Flur, wo Felicity immer noch stand,
inzwischen mit zwei Gläsern Cognac in der Hand. »Nein, vielen Dank. Ich behalte
besser einen klaren Kopf«, meinte Jenny und lief die Treppe hinauf, um ihre
Handtasche zu holen.
In wenigen Minuten war sie wieder zurück bei Lady
Dalmain. Sie holte eine kleine braune Flasche hervor und erklärte: »Unter die
Zunge, bitte.« Schnell spritzte sie der überraschten Lady Dalmain eine halbe
Pipette Rescue Remedy in den Mund.
»Was ist das?«, fragte die Hausherrin, nachdem sie die
Flüssigkeit geschluckt hatte.
»Das ist Rescue Remedy. Man nimmt es, wenn man sich
wirklich schnell beruhigen muss. So«, fuhr Jenny fort, während Lady Dalmain
noch über diese Worte nachdachte, »was ist denn nun passiert?«
»Ich schlafe nicht besonders gut, müssen Sie wissen«,
antwortete Lady Dalmain. Sie warf Felicity einen Blick zu. »Ich bin nicht wie
andere von Schlaftabletten abhängig. Und zufällig sah ich gerade aus dem
Fenster, als Philip das Haus verließ. Natürlich klopfte ich ans Fenster. Aber
obwohl er mich sah - er hat mich definitiv gesehen -, winkte er nur ziemlich
traurig, wie mir schien, und stieg in sein Auto. Selbstverständlich habe ich
Felicity geweckt.«
»Ich bin nach unten gegangen und habe seine Nachricht
gefunden.«
»Darf ich sie lesen?« Jenny wollte nur sichergehen,
dass die Botschaft nicht vielleicht einfach lautete: »Komme später zum Essen«
oder etwas in der Art.
Lady Dalmain gab sie ihr.
Liebste Mama, ich weiß, dass du mich für einen furchtbaren Feigling halten wirst, aber ich
tue das, was ich für die Familie und die Firma für das Beste halte. Ich habe
alles gründlich ruiniert, Dalmain Mills in Schulden gestürzt, zu Zinsen, die
wir nicht aufbringen können. Es ist besser, wenn ich jetzt nicht mehr im Weg
stehe. Ich hoffe, dass
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