Eine Liebe in Den Highlands: Roman
eine große Hilfe zu sein, und Lady Dalmain würde wahrscheinlich
ohnehin nicht zulassen, dass sie half.
»Ich musste heute nach Inverness«, erzählte Philip mit
einem Blick auf Jenny, »und ich habe dir das hier mitgebracht, Mama.«
Es steckte in einer Papiertasche und erwies sich als
ein kleinformatiges, in Leder gebundenes Buch.
»Mein Lieber!« Lady Dalmain war begeistert. »Danach
suche ich schon seit Ewigkeiten, aber keiner meiner Buchhändler war in der
Lage, es aufzutreiben! Du bist wirklich gewitzt!«
Er lachte. »Ich habe meine geheimen Quellen. Toshak
and Fiske. Die haben mich noch nie im Stich gelassen.«
Lady Dalmain und Philip schienen sich gern
Gesellschaft zu leisten. Jenny war natürlich froh für sie, aber sie musste sich
doch auch fragen, ob Philip seine geheime Quelle nicht hätte dazu bewegen
können, Lady Dalmain dieses Buch per Post zu schicken. Es sei denn natürlich,
Philip hatte in Inverness noch anderes zu tun gehabt.
Er merkte, dass sie ihn ansah, und errötete leicht.
»Lassen Sie uns nicht streiten, Jenny.«
Jenny lächelte. »Ich streite mich fast nie mit
jemandem«, erwiderte sie. »Ich glaube, dass ich deswegen etwas lasch wirke.«
Dann fiel ihr dieser Mann wieder ein. Sie hatte nicht die geringsten
Schwierigkeiten gehabt, sich mit ihm zu streiten.
»Nicht im Mindesten«, versicherte er galant. »Und ich
hätte einfach nicht gern, wenn Sie schlecht von mir denken.«
Bevor sie ihn fragen konnte, warum um alles in der
Welt sie schlecht von ihm denken sollte, kam Felicity herein, um zu verkünden,
dass das Essen fertig sei.
Philip holte wieder ein paar Flaschen Wein aus dem
Keller und schenkte großzügig aus, wobei er dem Glas seiner Mutter besondere
Aufmerksamkeit widmete. Sie strahlte vor Freude und zeigte sich von einer
charmanten Seite, die Jenny gar nicht bei ihr vermutet hätte. Selbst Felicity
schloss sie in ihre Freundlichkeit ein und lobte deren Apfelstreusel, der nach
Jennys Geschmack leider nicht ausreichend durchgegart war.
Wie am Vorabend wurde es Jenny nicht gestattet, beim
Abwasch zu helfen. Sie protestierte nicht allzu heftig dagegen, da sie sich
nach ihren E-Mails und ihrem Bett sehnte. Vielleicht war es die Entfernung von
zu Hause, überlegte sie auf dem Weg nach oben, die einen so abhängig von etwas
Kommunikation machte.
Es war keine Mail von Henry da, aber sie schickte ihm
eine. Ihre Mutter hatte geschrieben:
Fühl dich nicht verpflichtet, aller Leute Probleme zu
lösen, Liebes. Du weißt ja, wie du bist.
Sie antwortete:
Mach dir keine Sorgen. Ich habe mich nur bereit
erklärt, den Betrieb einer Imbissbude zu übernehmen, und versprochen, eine
ganze Fabrik vor dem Untergang zu retten. Nichts Großes also.
Sie wusste, dass
ihre Mutter lachen und den Kopf schütteln würde.
Als Jenny am nächsten Morgen aufwachte, herrschte
unten im Erdgeschoss ein unüberhörbares Durcheinander. Ein Blick auf die Uhr
sagte ihr, dass es erst sieben war. Sie war gerade zu dem Schluss gekommen,
dass, was immer dort los sein mochte, nichts mit ihr zu hatte, als Felicity
ihren Kopf durch die Tür steckte, das Haar lose und mit einem Ausdruck, als
wäre ihr in der Nacht die gesamte Besetzung des Herrn der Ringe erschienen
und hätte sie völlig am Boden zerstört zurückgelassen.
»Es ist etwas Schreckliches passiert! Philip ist
ausgezogen!« Jenny stand auf.
Sie zog sich so viele Schichten Kleider an, wie sie
auf die Schnelle finden konnte, und ging dann hinunter.
Der Lärm war furchtbar. Lady Dalmain stand, das Haar
zu einem ordentlichen Zopf geflochten, in einem alten Morgenmantel im
Schottenkaro - wahrscheinlich hatte er einmal ihrem verstorbenen Mann gehört -
im Flur. In der Hand hielt sie ein Blatt Papier. Und offenbar stand sie unter
Schock. Die Hunde, die der Situation nicht die gebührende Achtung erwiesen,
hatten beschlossen, miteinander zu raufen, und versuchten verzweifelt, mit
Gebell einander zu übertönen. Felicity hatte inzwischen eine Flasche Cognac und
ein Glas geholt und überlegte, ob sie ihrer Mutter etwas anbieten oder selbst
etwas trinken sollte.
Als sie Jenny sah, rief sie: »Philip ist
verschwunden!«
»Das erwähnten Sie schon. Aber gestern Abend war er
doch noch hier«, gab Jenny zurück. »Man muss wenigstens einen Tag fort sein, um
als vermisst zu gelten. Sonst ist man bloß ›außer Haus‹.«
»Sie verstehen nicht«, schrie Felicity gegen den Lärm
an. »Er hat eine Nachricht hinterlassen.«
»Diese verdammten Köter!«, schimpfte
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