Eine Liebe in Den Highlands: Roman
Jenny.
Kirsty nickte. »Und das bedeutet, uns bleiben drei
Wochen, um diese Firma irgendwie fit zu machen und eine Art Zukunftskonzept zu
entwickeln, oder er wird hier einfach alle nach Hause schicken.«
Jenny versuchte, sich zusammenzureißen. Als virtuelle
Assistentin war sie für gewöhnlich nicht für die Arbeitsplätze anderer verantwortlich
- das gehörte nicht zu ihren Aufgaben. Aber sie war nicht dumm, sie hatte Ideen
und Fantasie, und ihr stand Kirsty zur Seite, die - das ließ sich wohl schon
nach ihrer kurzen Bekanntschaft sagen - über einige andere nützliche
Eigenschaften verfügte.
»Es wird hart werden, und vielleicht schaffen wir es
nicht, doch ich bin sicher, irgendetwas werden wir in dieser Zeit zu Stande
bringen. Und wenn M. R. Grant-Dempsey hier erscheint, werden wir ihn davon
überzeugen müssen, dass er der Firma noch eine Galgenfrist gewähren muss.«
Aber ihre Worte hatten nicht den ermutigenden Effekt
auf Kirsty, den sie hätten haben sollen. »Es gibt ein Problem.«
»Ein Problem! Ha! Es gibt unzählige Probleme, wir
müssen sie eben lösen.«
»Aber es wird nicht einfach werden, denn in meinem
Büro fehlt die Hälfte der Akten. Philip hat sie mitgenommen. Ich bin mir noch
nicht ganz sicher, was genau fehlt, doch wenn er sie mitgenommen hat, bedeutet
das sicherlich, dass sie wichtig waren.«
Ein langes Schweigen trat ein.
»Verdammte Scheiße.«
»Ich habe nicht viel für eine ungepflegte
Ausdrucksweise übrig«, erklärte Kirsty und klang dabei sehr oberlehrerhaft.
»Aber ›verdammte Scheiße‹ scheint mir im Augenblick genau der angemessene
Ausdruck zu sein.«
Kapitel
7
Hinter dem Tresen des ›Homely Haggis‹ überkam Jenny
ein wunderbares Gefühl des Friedens. Welch ein Segen, allein zu sein. Seit
Kirsty ihr eröffnet hatte, dass Philip die Hälfte der Akten aus dem Büro
mitgenommen hatte, war sie ununterbrochen auf Trab gewesen. Kirsty und sie waren
alles durchgegangen, um herauszufinden, was genau fehlte. Alle Kopien der
Überschreibungsurkunden für die Firma und Haus Dalmain waren verschwunden;
ebenso die Unterlagen, in denen die Sicherheiten benannt wurden. Von den
Überschreibungsurkunden konnte man sich Ersatzkopien besorgen, auch wenn Kirsty
es widerstrebte, irgendetwas zu tun, um unnötige Aufmerksamkeit auf ihre
missliche Situation zu lenken. Aber es würde sehr schwer werden herauszufinden,
was Philip genau verpfändet hatte.
Kirsty verfügte glücklicherweise über ein gutes
Gedächtnis, doch als Jenny sich endlich auf den Heimweg gemacht hatte, waren
sie sich immer noch nicht ganz im Klaren darüber gewesen, wo die Firma
finanziell eigentlich stand. Und auf der schönen Fahrt zurück zum Haus Dalmain
hatte sich Jenny unwillkürlich gefragt, ob es nicht das Beste sei aufzugeben.
Vielleicht sollte sie Mr. Grant-Dempsey, wenn er hier auftauchte, einfach
sagen, dass Philip davongelaufen war und dass es für die Fabrik praktisch keine
Zukunft mehr gab.
Aber bevor Kirsty und sie sich absolute Sicherheit
verschafft hatten, dass dies wirklich der Fall war, widerstrebte es ihr
einfach, die Flinte ins Korn zu werfen. Sie hatte persönlich die Situation
erlebt, dass ihre Bosse beschlossen hatten, es sei das Einfachste, aufzugeben
und die Firma, in der sie gearbeitet hatte, aufzulösen, ohne allzu lange über
die Konsequenzen oder die Auswirkungen auf die Mitarbeiter nachzudenken. Und
sie wollte nicht anderen Leuten das Gleiche zumuten, ohne wenigstens den
Versuch unternommen zu haben, die Arbeitsplätze zu retten.
Die landschaftliche Umgebung des »Homely Haggis«, die
ihr bei ihrer Ankunft in Schottland öde und melancholisch vorgekommen war - das
lag jetzt erst drei Tage zurück -, schien ihr nun der ideale Platz zu sein, um
scharf nachzudenken.
Meggie hatte es doch selbst übernommen, sie
einzuweisen. Jenny war mit ihrem eigenen Wagen zu der Imbissbude hinausgefahren
und hatte auf Meggies Vertreterin gewartet. Mit der Besitzerin persönlich hatte
sie gar nicht gerechnet.
»Ich bin ausgebüxt. Iain ist unterwegs, und wenn ich
noch länger allein zu Hause geblieben wäre, hätte ich angefangen, den Teppichboden
anzuknabbern. Bist du dir denn absolut sicher, dass du meine Vertretung
übernehmen willst? Die Dinge haben sich ja etwas geändert, seit du mir das
Angebot unterbreitet hast.«
Jenny hatte einen Augenblick lang vergessen, dass es
in der Tat ihre Idee gewesen war, Meggie im »Homely Haggis« zu vertreten. »Ich
weiß. Aber ich glaube, jetzt brauche
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