Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Liebe in Paris

Eine Liebe in Paris

Titel: Eine Liebe in Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Alpsten
Vom Netzwerk:
konnte, ging die Tür auf und da stand Wolff – genau so, wie ich ihn in Erinnerung hatte: groß, schlank, in Blue Jeans und leuchtend roten
Converse All Star
und mit den verräterischen Farbklecksen an den Fingern. Es war Jean-Loup, der junge Mann aus dem Flugzeug.
    Mir entwich vor Überraschung ein kleiner Schrei, und er wandte den Kopf zu mir, die Stirn gerunzelt und den Mund zu einer geraden, strengen Linie verzogen. Doch dann erkannte er mich auch und alles in seinem Gesicht löste sich auf und wurde warm und freundlich.
    Augenblicklich lief ich knallrot an, so geehrt fühlte ich mich, als er sagte: »
Bonjour
, Ava. So eine schöne Überraschung.« Sein Lächeln vertiefte sich, und ich bemerkte wieder seine tiefen Grübchen, die sich auf beiden Wangen formten, und die Eckzähne, die spitz wie bei einem Raubtier zuliefen. »Wenn wir schon nicht wissen, wo all die Frauen sind, so habe ich doch zumindest dich wiedergefunden«, ergänzte er mit einem Augenzwinkern. Ich nickte nur, denn mir hatte es die Sprache verschlagen. Ich konnte meinen Blick nicht von seinen weichen, vollen Lippen lösen, und ich hatte den Eindruck,dass seine dunklen Augen mein Herz unwillkürlich schneller schlagen ließen. Meine Güte, was war nur mit mir los?
    »Aber – wie? Ich verstehe nicht«, begann Marie Lefebvre und lachte etwas hilflos.
    Camille hatte sich an ihrer Staffelei umgedreht und musterte mich aufmerksam.
    Jean-Loups Hände legten sich warm an meine Oberarme und er gab mir ganz selbstverständlich
la bise
. Seine Lippen berührten mein Gesicht und sein Atem brannte auf meiner Haut und ließ die Schmetterlinge in meinem Bauch wieder tanzen. So ein Gefühl hatte ich noch nie erlebt und ich wollte es für immer bewahren. Dann ließ er mich los, und beinahe hätte ich vor Enttäuschung geseufzt, doch im letzten Moment riss ich mich noch zusammen.
    »Ich habe Ava im Flugzeug getroffen und wir haben uns gut unterhalten. Was für ein unglaublicher Zufall, dass sie hier ist«, erklärte Wolff Marie und dem Direktor.
    Er sah mich abermals an und sein Blick war wie ein Röntgenstrahl. Er fuhr durch meine Kleider, ließ meine Haut kribbeln und machte meinen Mund ganz trocken. Ich wollte, dass er seine Hände wieder auf meine Arme legte, doch ehe ich etwas erwidern konnte, drehte er sich von mir weg.
    »
Commençons
, fangen wir an«, sagte er kurz – und würdigte mich für den Rest der Stunde keines Blickes mehr. Ich tat alles, um seine Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen, aber vergeblich. Ob ich nun hustete, mich schnäuzte, meine Stifte fallen ließ oder dreimal in sechzig Minuten aufs Klo ging, woich den Look meiner Haare kontrollierte, es war umsonst. Wolffs Blick blieb auf der Klasse und den Staffeleien haften. Allen Staffeleien, außer meiner. Es war zum Mäusemelken und die Enttäuschung darüber verursachte mir einen geradezu körperlichen Schmerz. Auch das Gefühl war neu. Und noch nie hatte ich einem Menschen so hilflos gegenübergestanden wie ihm.
    Meine Skizzen blieben in der Tasche, und als er sich nach der viel zu kurzen Zeit verabschiedet hatte und zusammen mit dem Direktor und Marie gegangen war, wurde das Licht im Raum ohne seine Anwesenheit um ein paar Schattierungen dunkler. Was war passiert? Ich verstand es selber nicht.
    Als ich meine Staffelei einpackte, drehte sich Camille zu mir um. »Du hast gar nicht gesagt, dass du Wolff kennst.«
    »Ich wusste ja selber nicht, dass ich ihn kenne. Und außerdem hast du mich auch nicht danach gefragt.«
    Das klang wohl patziger, als ich es wollte, denn Camilles hübsches Gesicht verschloss sich, und sie packte schweigend ihre Pinsel und Farben ein, ehe ich noch einen kritischen Blick auf das Stillleben werfen konnte, an dem sie gerade arbeitete. Himmel, so sah doch kein Apfel aus! Nein, nicht mal bei den Expressionisten.
    »Post für dich«, sagte Marie drei Tage später und schob mir über die Frühstückstheke einen Brief zu.
    »Für mich?«, fragte ich ungläubig. Vielleicht hatte Mama ihre Drohung wahr gemacht und schrieb mir nun Briefe, umihre Gedanken fließen zu lassen? Oder Mogens versuchte, mich auf diese Art zu erreichen, denn ich hatte seine SMS und seine E-Mails diese Woche komplett ignoriert. Nein, ich hatte die Lefebvres noch nicht gefragt wegen des kommenden Wochenendes, und immer wenn ich daran dachte, beschlich mich ein ungutes Gefühl.
    »Von wem ist er?«, fragte Camille.
    »Ich weiß es nicht«, sagte ich und drehte ihn um. Der Umschlag war aus dickem,

Weitere Kostenlose Bücher