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Eine Liebe in Paris

Eine Liebe in Paris

Titel: Eine Liebe in Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Alpsten
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öffnet, dann fliegen Gold und Edelsteine heraus.«
    »Und wenn die Pech-Marie spricht?«
    »Dann hüpfen Kröten und kriechen Schlangen zwischen ihren Lippen hervor.«
    »Und wer bin ich?«
    Er lächelte nicht mehr, sondern sein Blick lag tief und ernst in meinen Augen und glitt dann nachdenklich auf meinen Mund. Gleich würde ich ohnmächtig – das Blut pumpte durch meine Adern und kribbelte wie tausend Ameisen. Als er seinen Zeigefinger sanft auf meine Unterlippe legte, sog ich vor Schreck die Luft scharf ein, und auch Wolff verharrte mitten in seiner Bewegung, als sei er von seinem eigenen Tun überrascht.
    »Das weiß ich noch nicht, Ava. Aber es ist eine interessante Idee für ein Bild.«
    Sein Blick ließ mich nicht los, und auch ich nahm nur noch ihn wahr, ihn und mich. Der gesamte Raum mit all diesen so wichtig wirkenden Menschen rückte in den Hintergrund, und Wolff, der bekannte Maler Wolff, mit dem sich heute Abend jeder unterhalten wollte, stand hier bei mir, nur bei mir, und besprach Märchen.
Es war einmal ein Mädchen, dachte ich, das begegnete dem aufregendsten Mann der Welt, einfach so im Flugzeug nach Paris, und traf ihn dann wieder, und er legte ihr seinen begnadeten Finger auf die Unterlippe. Er war kaum älter als sie selber und schon ein weltbekannter Maler
. Das war doch auch ein Märchen, oder?
    »Ja, sicher, eine gute Idee für ein Bild. Das muss ich mir merken«, wiederholte er nun fast flüsternd und ließ seinen Finger von meiner Lippe sanft, ganz sanft über meine Wange streichen, wo er am Ansatz zu meinem Hals verharrte. Ich wagte noch immer kaum zu atmen und sein Blick tauchte immer tiefer in meinen. Es gab nur noch uns beide auf der Welt, als er einen unmerklichen Schritt auf mich zu machte und seinen Kopf zu meinem neigte. Es war unabänderlich, gleich, gleich, gleich – ich schloss erwartungsvoll die Augen.
    »Da bist du ja, Ava. Und Wolff auch, wie wunderbar. Störe ich?« Marie kam zu uns und der Zauber war gebrochen.
    Wolff fuhr zurück und tat einen Schritt nach hinten. »Nein, überhaupt nicht. Hast du dein Bild schon gesehen? Es ist zum Höchstpreis reserviert worden«, sagte er, fassteMarie unter und drehte mir den Rücken zu, als er sie in den Raum führte. Ich sah ihm sprachlos nach: Er ließ mich einfach so stehen! Aber dann verstand ich: Natürlich sollte niemand wissen, was uns verband, denn es war ja
sein
Abend und wichtig für ihn.
    Marie und er verschwanden in der Menge, und als ich am Champagner nippte, schmeckte er salzig. Ich wischte schnell die Träne der Enttäuschung weg, die mir über die Wange gerollt war, und wünschte mir, der Augenblick, als er mich berührt hatte und mir so nahe gewesen war, wäre niemals vorbeigegangen. So ein Unsinn, ermahnte ich mich dann. Natürlich musste er sich um seine anderen Gäste kümmern und Marie war noch dazu eines seiner Modelle. Ich trank noch einen Schluck Champagner, und der schmeckte schon besser, sodass es mir gelang, mich etwas zu fassen.
    Ich war hier mitten in Paris auf einer super
Vernissage
in einer edlen Galerie. Da würde ich ja wohl kaum zu weinen anfangen, oder? Eine bessere Idee war es, sich seine Bilder anzuschauen, damit ich das nächste Mal, wenn er mich nach meiner Meinung fragte, etwas Gescheites zu sagen hatte. Und eines Tages hätte ich meine eigene Vernissage in einer guten Galerie, davon war ich überzeugt. Also konnte ich mir hier ja mal angucken, wie das gemacht wurde und wie Wolff sich verhielt. Aber Wolff war die nächsten zwei Stunden nirgends mehr zu sehen. Oder zumindest nicht für mich.
    Irgendwann nach zehn legte Charlotte Musik auf. Es war altmodischer Kram, aber hatte guten Rhythmus, und dieMusik war so laut, dass sich die Laune der Gäste noch steigerte. Ein Mann hielt sich den Katalog der Ausstellung vor sein Gesicht und seine Freunde versuchten, mit Champagnerkorken darauf zu schießen. Es knallte und schäumte mit jedem Mal mehr und sie schrien vor Lachen. Dann erklangen plötzlich die ersten Worte des Liedes
Sans you
von
Neige de Juilliet
und ich sah auf. Das hatte Mogens mir doch auf meinen iPod gespielt. Ich summte die Melodie und sang dann die ersten Worte des Liedes mit:
    »
Sans you, sans you
    je suis perdue
,
    je t’envoie une lettre a la poste
,
    pour te dire that I am lost …
«
    Die Musik war nun so laut, dass sie jedes Gespräch unmöglich machte, und die ersten Gäste begannen zu tanzen. Einige von ihnen tanzten so, wie ich es gewohnt war, nämlich allein und so vor

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