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Eine Liebe in Paris

Eine Liebe in Paris

Titel: Eine Liebe in Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Alpsten
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gehen? In der
Rue Mazarine
hat ein neues Restaurant aufgemacht.«
    Wenn ich um elf Uhr abends etwas aß, dann fühlte ich mich wie der Wolf, der die sieben Geißlein gefressen hatte. Ich schüttelte den Kopf.
    »Ich bringe Ava nach Hause«, sagte Marie.
    »Nein«, entgegnete Wolff und umfasste mein Handgelenk. Beide Frauen hielten die Luft an.
    »Wir haben gerade beschlossen, dass ich Ava noch die Lichter von Paris zeige. Sorry, Charlotte, ich habe keinen Hunger. Ich rufe dich morgen an.«
    »Ava, ich weiß ja nicht …«, begann Marie, doch Wolff unterbrach sie.
    »Ich passe auf sie auf, Marie, versprochen.«
    »Nein, ich habe doch die Aufsichtspflicht.«
    »Ich bin fast siebzehn«, warf ich ein.
    »Marie,
allez
…«, sagte Wolff. »Wer wird denn so spießig sein?«
    Marie seufzte widerwillig. »Also gut. Aber pass auf sie auf, Wolff! Und benimm dich.«
    Sie drohte ihm scherzhaft mit dem Zeigefinger.
    »Immer. Das weißt du doch. Bei mir ist sie in den besten Händen.«
    »Das weiß ich«, erwiderte sie trocken und sah ihn nicht mehr an, als sie sich von Charlotte mit
la bise
verabschiedete. »Hast du Geld für ein Taxi?«, fragte sie mich noch und ich nickte.
    »Lass uns gehen«, sagte Wolff und fasste wie selbstverständlich meine Hand. »Ich war schon viel zu lange hier. Ich muss raus und atmen!« Er begann zu laufen und dann zu rennen, und ich stolperte lachend hinter ihm her, als er schrie: »RRRRRRRRRRRRRRRRaus hier! LLLLLLLLLLLLL-Luft!«
    Die kalte Abendbrise traf meine Lungen wie ein Schlag, doch Wolff rief: »Atme, atme ganz tief! So schmeckt dasLeben!« – In diesem Augenblick blieb mein Absatz zwischen den Spalten des groben Kopfsteinpflasters stecken und mein Fuß knickte um. Ich hörte ein hässliches knirschendes Geräusch und ein heißer Schmerz schoss durch mein Schienbein bis zu meinem Knie.
    »Autsch«, schrie ich und mir schossen die Tränen in die Augen.
    »Was ist passiert?« Wolff ging in die Knie und betastete vorsichtig mein Fußgelenk.
    »Ich habe mir den Knöchel verknackst. So was Dummes.«
    »Tut es sehr weh?« Seine Finger brannten auf meiner Haut und ich biss mir auf die Lippen.
    »Nicht, wenn ich so stehe, aber ich kann nicht auftreten. Ich denke, du musst mir die Lichter von Paris ein anderes Mal zeigen, denn so kann ich nicht gehen.«
    Wolff blickte sich um, er sah verärgert aus. »So ein Mist. Aber halt, warte mal. Wenn du nicht gehen musst, kommst du dann mit mir mit?«
    »Hast du denn ein Auto?«
    »Nein. Aber hast du mal einen Euro?«
    Ich lachte trotz des Schmerzes. »Ja, weshalb?«
    »Gib ihn mir.« Er steckte die Münze ein und sagte streng: »Beweg dich nicht von der Stelle und lass dich nicht ansprechen. Ich bin gleich wieder da.«
    Damit war er verschwunden, und ich stand allein auf der
Rue des Beaux Arts
nahe dem
Boulevard Saint-Germain
, auf dem die Autos kreuzten.
    Verdammt, tat mein Knöchel weh. Beweg dich nicht von der Stelle, haha. Wie denn auch. Das konnte wirklich nur mir passieren! Wolff wollte mir die Lichter von Paris zeigen und ich verknackste mir den Fuß. Ich würde mir daheim in meinem Bett die Decke über den Kopf ziehen und heulen. Passanten musterten mich mit neugierigen Blicken und zogen dann wortlos an mir vorbei.
    Die Zeit verging und mir wurde kalt. Wo konnte er nur sein? Ich griff in meine Hosentasche, in der ich das Geld für das Taxi hatte. Vielleicht musste ich jetzt einfach allein nach Hause fahren. Plötzlich hörte ich ein ratterndes Geräusch wie von kleinen Rädern auf dem Kopfsteinpflaster. Ich drehte mich um und sah Wolff, der einen Einkaufswagen auf mich zuschob.
    »In der
Rue de Seine
ist ein Supermarkt, der nachts seine Einkaufswagen draußen angekettet hat. Eingestiegen,
ma Princesse
, ihre Kutsche steht bereit.«
    Ehe ich widersprechen konnte, hob er mich hoch, als sei ich so leicht wie eine Feder, und setzte mich in den Korb. Ich musste lachen.
    »Sitzt du bequem, Ava?«, fragte er und küsste meine Hand. »Dann halt dich fest, denn jetzt zeige ich dir die Lichter von Paris.«
    Er schob den Einkaufswagen an und gemeinsam ratterten wir die
Rue des Beaux Arts
hinunter, direkt auf die
Quais
und die Seine zu, in der sich der Glanz der Stadt widerspiegelte. Ich schloss kurz die Augen und lehnte meinen Kopf nachhinten auf den Griff. Als ich sie wieder aufschlug, war Wolffs Gesicht ganz nahe über meinem.
    »Ava. Jetzt bist du mir endlich wehrlos ausgeliefert«, flüsterte er, und ehe ich etwas antworten konnte, legten sich seine Lippen

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