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Eine Liebe in Paris

Eine Liebe in Paris

Titel: Eine Liebe in Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Alpsten
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Brillengläsern ansahen. Er wischte sich das Gesicht mit seinem blauen Hemdsärmel ab, in dessen weiße Manschetten seine Initialen eingestickt waren.
    »Komme ich zu spät? Wartest du schon lange?«, fragte er erstaunt und sah auf seine Uhr. »
Mon Dieu
, das dumme Ding ist stehen geblieben. Wie mir das passieren konnte. Ich war so in die Lektüre des neuen Falls vertieft, dass ich gar nicht darauf geachtet habe. Entschuldige …«
    »Schon gut. Jetzt sind Sie ja da«, sagte ich halbherzig und erhob mich von meinem Koffer, um meine Beine zu strecken. Dabei fiel mir auf, dass ich gut fünf Zentimeter größer war als Henri Lefebvre. Er fasste dennoch tapfer nach dem Griff meines Koffers.
    »Ja, jetzt bin ich da. Lass uns gehen, ich habe im Halteverbot geparkt und die
Flics
verstehen hier keinen Spaß. Ich glaube, die arbeiten auf Kommission, so fix wie sie mit demAusstellen von Strafzetteln sind«, sagte er und schleifte den Koffer mehr, als dass er ihn zu einem der Ausgänge trug. Ich folgte ihm, und als sich die Schiebetür öffnete, traf mich die Luft von Paris wie ein Schlag auf meine Lungen, denn sie schmeckte dick, grau und schmutzig. Ich musste ein keuchendes Geräusch gemacht haben, denn Henri Lefebvre drehte sich erstaunt nach mir um.
    »Ist alles in Ordnung?«
    Ich nickte rasch, denn ich wollte ihn nicht gleich mit einer Kritik an seiner Stadt verletzen. Sein Gesicht nahm dennoch einen mitleidigen Ausdruck an.
    »Ich weiß, die Luft hier ist derzeit entsetzlich. Kein Wunder, denn die öffentlichen Verkehrsmittel streiken seit zwei Wochen, und alle sind mit dem Auto unterwegs. In der Stadt ist es sogar noch schlimmer. Außerdem ist jetzt so viel auf den Straßen los, dass jede Fahrt doppelt so lange dauert wie sonst.«
    Wir waren an seinem Auto angekommen. Ich unterdrückte einen überraschten Ausruf, als ich den Wagen sah. Was immer ich erwartet hatte, gewiss nicht diesen ungemein coolen alten Mercedes Benz, der bestimmt aus den Siebzigern stammte. Mogens mochte alte Autos und langweilte mich oft genug mit Bildern in Zeitschriften, die er abonniert hatte. Daher konnte ich die wie bei einem Haifisch geformten Heckflossen und die runden Kühlerflügel zeitlich einordnen. Das dunkelgrüne Blech glänzte um ein Verdeck aus hellem, weichem Leder, aber Henri Lefebvre inspizierte mit gerunzelterStirn eine Delle, die anscheinend gerade eben erst in die Beifahrertür gefahren worden war.
    »
Merde
. Das kostet mich wieder ein Vermögen.«
    Eigentlich sagte er nicht Vermögen, sondern etwas, das übersetzt »die Haut vom Hintern« hieß, eine gute Beschreibung, wie ich fand. Dann schloss er mir die Tür auf. »Ein solches Auto in Paris zu fahren, ist Wahnsinn, sagt Marie mir immer. Aber weißt du was, Ava?«
    Ich stieg ein und sah zu ihm auf, als ich nach dem Gurt griff und mich anschnallte. »Nein, was?«
    Sein Lächeln war so freundlich, dass ich seine schiefen Zähne und die ziemlich lange Nase nicht weiter bemerkte.
    »Das Leben ist zu kurz, um mit einem Renault Mégane durch die Gegend zu fahren.«

»Wir nehmen den
Périph
, das geht am schnellsten«, entschied Henri, als er aus der Parklücke fuhr.
    »Den was?«
    »Den
Boulevard périphérique
. Die Ringstraße, die um Paris führt. So kommen wir am schnellsten zur
Porte de Versailles
. Pass auf, in einer halben Stunde sind wir daheim!«
    Eine Stunde später steckten wir noch immer im stehenden Verkehr dieser fabelhaft schnellen Ringstraße um Paris. Eine Stoßstange küsste die andere, Hupen erfüllte die warme Luft, und die Autofahrer hatten im frühherbstlichen Sonnenschein ihre Fenster heruntergekurbelt, sodass auch gleich alle anderen an ihren Flüchen und Beschimpfungen teilhaben konnten. Rechts vor uns öffnete sich eine unerwartete Lücke, die ein Weiterkommen von circa 4,5 Zentimetern die Stunde erlaubte. Henri nutzte seine Chance und zog den alten Benz mit quietschenden Reifen rüber. Ich stützte mich gerade noch mit der Hand am Armaturenbrett ab, als er eine Vollbremsung hinlegte, um nicht auf seinen Vordermann aufzufahren. Der Fahrer des klapprigen Citroën hinter uns, der sich an unsere Stoßstange geklebt hatte und nun ebenfallsauf die Bremse treten musste, schrie aus seinem Fenster: »Idiot! Großes Auto, kleiner Schwanz!«
    Henri Lefebvre lachte nur. »Jetzt weißt du, warum alle Franzosen kleine Autos fahren. In Paris zumindest.«
    Dann fiel ihm auf, dass das vielleicht kein Kommentar war, den man an ein junges Mädchen richtete, denn seine

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