Eine Liebe wie Magie
persönlicher in Kenntnis gesetzt zu werden, Tony. Und zwar von dir.«
»Nichts würde ich lieber tun, aber es fehlt einfach die Zeit. Heute nacht noch begeben wir uns auf den Weg nach Schottland. Während wir hier sprechen, steht meine Kutsche schon bereit. Ich warte nur noch auf eine Nachricht meiner Geliebten, wann ich sie am verabredeten Treffpunkt abholen soll, und dann sind wir schon auf dem Weg nach Gretna Green, bevor auch nur irgend jemand merkt, was überhaupt los ist. Ich weiß, diese plötzliche Entscheidung ist unfair Sarah gegenüber, aber es ist wirklich die einzige Möglichkeit. Und wenn Sarah meine Braut sieht, mit ihr zusammentrifft, sie liebt, wie ich es tue, wird sie es verstehen. Sarah versteht alles.«
Diesem Punkt hatte Noah nichts entgegenzusetzen. Sarah Prescott war die entgegenkommendste Frau, die Noah kannte; sie hatte reichlich Übung darin, denn dies war nicht das erste Mal, daß Tony seinem eigenen Ungestüm zum Opfer fiel. Sarah hatte es immer geschafft, Schicksalsschläge zu akzeptieren und mit Toleranz zu ertragen. Selbst als Tony plötzlich und ohne Vorwarnung sein Offizierspatent als Captain der Kavallerie erworben hatte, entschlossen, diesen Teufel Napoleon alleine zu besiegen. Sarah hatte mit bewundernswerter Haltung reagiert. Sie zeigte niemals ihre Angst, ihre durchaus berechtigte Angst, daß ihr einziger lebender Angehöriger sein Leben und die Zukunft seines Geschlechtes, den Titel der Keighleys, freiwillig solchen Gefahren aussetzte — eine Befürchtung, die sie mit Noah teilte.
Noah würde niemals ihren Ausdruck der Erleichterung vergessen, als er es durch den Einfluß seines Vaters geschafft hatte, Tony auf dem Festland zur Seite zu stehen. Paß auf ihn auf, hatte sie gesagt. Er ist alles, was ich noch habe. Und Noah hatte diese Aufgabe ernst genommen, kämpfte neben Tony in Talavera, Albuera und Badajoz. Inmitten des Ganzen aber war es Noah, der verwundet wurde. Ein sauberer Schuß, der ihn zurück nach England schickte, während sein Freund die blutigsten Schlachten alleine schlagen mußte. Noah würde nie das Gesicht seines Freundes am Tage seiner Abfahrt aus Spanien vergessen, noch die Worte, die er zu ihm sprach: Versprich mir, daß du dich um Sarah kümmerst, sollte mir hier irgend etwas zustoßen. Du bist alles, was sie hat, wenn ich nicht mehr da bin.
Dies war so ziemlich das einzige Mal in ihrer Beziehung gewesen, daß Tony mit wahrer Ernsthaftigkeit gesprochen hatte, womit er Noah zum ersten Mal zeigte, daß er tatsächlich in der Lage war, so etwas wie Angst zu empfinden, und Noah hatte feierlich geschworen, den Wunsch seines Freundes zu erfüllen.
Gott sei Dank kehrte Tony letztendlich von Waterloo zurück, verwundet zwar, doch lebend, und seine Verletzungen heilten so schnell, daß niemand ahnen konnte, wie viel Tod und Zerstörung er aus nächster Nähe miterlebt hatte. Aber dies hier? Durchbrennen mit jemandem, den er kaum kannte? Noah dachte darüber nach, ob diese Übung nicht weitaus tödlicher enden konnte, als wenn Tony Napoleons Armeen allein auf dem Schlachtfeld gegenübergestanden hätte.
»Aber ich stimme dir zu, du hast recht«, sagte Tony und unterbrach Noahs Gedanken. »Ein Brief wäre viel zu unpersönlich. Jemand sollte mit ihr sprechen.« Er hatte bereits Noah im Blick. »Und ich denke, du bist genau der Richtige für diese Aufgabe.«
Noah sah ihn mit steigender Wachsamkeit an. »Tony...«
»Du bist der einzige, der es tun kann, Noah. Du weißt, daß Sarah immer eine besondere Zuneigung zu dir empfunden hat, und du bist viel redegewandter, als ich es je sein werde. Wer hat es denn immer wieder geschafft, uns aus jeglichem Ärger herauszureden, den wir uns eingebrockt hatten? Du, und deshalb wirst du auch die richtigen Worte für Sarah finden.«
»Ich werde nicht...«
»Ich gebe zu, daß du diese Aufgabe mit mehr Haltung erfüllen würdest, als ich selbst zustande bringen könnte.«
»Ich meine es ernst, Tony. Ich werde nicht...«
Tony räusperte sich. »Außerdem, ich glaube, daß ich es war, der die Schuld, und ich möchte hinzufügen, die Strafe auf sich genommen hatte, als du die Sau in Mr. Blickleys Räumen im Eton freigelassen hattest!«
Noah sah ihn ungläubig an. »Das ist beinahe zwanzig Jahre her, Tony. Wir waren Jungen, gerade mal zwölf Jahre alt.« »Dann sieht es so aus, als wäre die Wiedergutmachung überfällig.«
Noah starrte ihn an. Sein Widerstand begann schon zu wanken. Tatsächlich wurde ihre Freundschaft an
Weitere Kostenlose Bücher