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Eine Liebe zu sich selbst, die glücklich macht (German Edition)

Eine Liebe zu sich selbst, die glücklich macht (German Edition)

Titel: Eine Liebe zu sich selbst, die glücklich macht (German Edition)
Autoren: Margarete Mitscherlich
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Feindsuche einnehmen, das männlich-narzisstische Imponier- und Selbstdarstellungsgehabe. Versagen Frauen sich aber die Bewunderung durch die Männer und kämpfen sie für Gleichberechtigung, ziehen sie sich in kürzester Zeit die Aggressionen der gekränkten, auch verängstigten Männer zu und werden in deren Sündenbock- und Feindregister einbezogen.
    Dennoch kann man beobachten, dass immer mehr Frauen es wagen, sich von der traditionellen männlichen Werte- und Denkwelt zu lösen und der Gesellschaft andere Werte entgegenzustellen. Ist also die Zukunft weiblich? Wenn wir unter Weiblichkeit die Einfühlung in den Andersdenkenden verstehen und nicht seine Verteufelung, wenn wir hoffen können, dass »weibliches« Denken Sachzwänge, die unseren Globus zu zerstören drohen, als Rationalisierungen durchschaut und damit die Vernunft der Männer wachruft, wäre das durchaus denkbar. Wir dürfen nicht vergessen, dass Rassenhass und Frauenverachtung in der Geschichte Hand in Hand gehen. Sie sind die Grundlage jedes Männerwahns. Nachdenkliche Frauen können diesen Wahn durchbrechen. Denn nicht die sog. »friedfertige Frau« sorgt für Frieden und permanente Aufklärung, sondern nur diejenige, die sich die falschen Werte und Projektionen eigener Phantasien auf andere mit ihren schrecklichen Folgen bewusst macht.
    Es geht also nicht um eine »Rettung« der Welt durch Frauen, sondern um einen sehr nüchternen und kritischen Umgang mit dem, was einer Frau tagtäglich in Familie, Gesellschaft und Politik an »Werten« und den damit verbundenen Verhaltensweisen, Vorurteilen und Lebenslügen begegnet. Um es zu wiederholen: Nicht »weibliche Friedfertigkeit« führt zu einer Änderung der bestehenden Verhältnisse, sondern mit Nachdenken und Lust verbundene weibliche Selbstbehauptung und weibliche Teilnahme an Macht und Verantwortung. Eine Streitkultur ist notwendig, wie überhaupt Kultur sehr viel mit der Fähigkeit zu lustbesetzten geistigen Auseinandersetzungen zu tun hat. Und Kulturfähigkeit, eine neue Gesellschaft also, kann es nur geben, wenn Frauen nicht weniger als der Mann an ihr teilnehmen, wenn die Hälfte des Himmels und der Erde der Frau gehört.

»Es besteht ein tiefer untergründiger Hass der Männer auf die Frauen«
    Sie stellen am Anfang Ihres Buches »Die friedfertige Frau« die These auf, »daß der das Weltgeschehen dominierende Mann in sich einen unveränderbaren, von der Evolution entwickelten Todestrieb, einen Zerstörungsmechanismus trägt, der ihn zwingt, alles, was er mit der rechten Hand aufbaut, mit der linken wieder umzustoßen und schließlich sich und den ganzen Globus zu vernichten.« [88] Warum sind Männer so zerstörerisch und aggressiv?

    Darum geht es in meinem Buch. Wenn wir allein in diesem Jahrhundert auf die geschichtlichen Ereignisse zurückschauen, stellen wir eine Zunahme an Gewalttätigkeit, Vernichtung und Vernichtungspotential fest. Und überall in dieser Welt haben bisher vorwiegend die Männer regiert. Dennoch gebe ich – wenn auch wider besseres Wissen – zu, dass auch ich hoffe, die Männer werden die Welt letztlich doch nicht zerstören.

    Werden die Frauen das verhindern, indem sie sich ändern?

    Die Männer werden sich nicht von sich aus ändern. Es geht ihnen doch verhältnismäßig gut. Sie haben die Macht. Fast überall in der Welt haben sie die Möglichkeit zu bestimmen, was Frauen zu tun haben, wie sie sich verhalten sollen, wie ihre Eigenschaften sein sollen, damit sie einen Mann für sich gewinnen usw. Darauf zu warten, dass die Männer sich ändern, ist wohl zwecklos. Ich fühle mich aber missverstanden, wenn Sie meinen, nur die Frauen müssen sich ändern. Indem Frauen sich ändern und nicht länger so naiv auf die Wertvorstellungen von Männern und deren Forderungen in Bezug auf weibliche Verhaltensweisen eingehen, besteht die Möglichkeit, dass die Männer sich ändern. Wir Frauen müssen den Männern die Pistole auf die Brust setzen und sagen: ›So, wie ihr heute seid, sind wir nicht mehr bereit, zu tun und zu denken, wie ihr es wollt.‹

    Frauen müssen also auch aggressiver werden?

    Nach allem, was wir aus der Psychoanalyse wissen, sind bei beiden Geschlechtern von Geburt an aggressive Potentiale vorhanden, die jederzeit geweckt werden können. Sie sind auch notwendig, um Aktivität, Selbständigkeit und Abgrenzungsfähigkeit zu entfalten. Nur hat sich in unserer Gesellschaft über Jahrhunderte hinweg offensichtlich eine Art »gesellschaftlicher
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