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Eine Liebe zu sich selbst, die glücklich macht (German Edition)

Eine Liebe zu sich selbst, die glücklich macht (German Edition)

Titel: Eine Liebe zu sich selbst, die glücklich macht (German Edition)
Autoren: Margarete Mitscherlich
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Arbeitsteilung« entwickelt. Danach lernen schon Mädchen und Jungen in der Familie, im Kindergarten, in der Schule und im späteren Leben, aggressive Impulse jeweils anders zu verarbeiten und zu äußern. Das Ergebnis ist eine Trennung der gesellschaftlichen Praxis in männliche Durchsetzungs- und Eroberungsmentalität mit all den bekannten, heute allerdings ins Extrem getriebenen zerstörerischen Konsequenzen auf der einen Seite und der bewahrenden, sich aufopfernden, dienenden weiblichen Einstellung auf der anderen Seite. Es ist höchste Zeit, diese Arbeitsteilung zu durchbrechen.

    Psychoanalytiker sagen, Männer könnten ihr aggressives Verhalten gar nicht abbauen. Sehen Sie das auch so?

    Ja. Wir leben in einer Welt, in der Rivalität und Konkurrenz eine zentrale Rolle spielen. Die ganze Männlichkeitserziehung zielt auf Rivalität und Durchsetzungsvermögen. Durch die Erziehung schon der Jungen wird die Neigung, aggressiv zu sein, gefördert.

    Welche Erklärung hat die Psychoanalyse hierfür?

    Die Theorien, die Sigmund Freud aufgrund seiner Praxis erarbeitet hat, werden in diesem Zusammenhang meines Erachtens immer Gültigkeit haben. Danach begehrt das männliche Kind in seiner Phantasie seine Mutter und hasst den Vater bis hin zum Wunsch, ihn umzubringen. Aber der Sohn fürchtet auch die Strafe des mächtigen Vaters. Er hat Angst vor körperlicher Vernichtung. Kastrationsangst kommt auf. Aus dem Grund verinnerlicht der Sohn dann die Verbote und Gebote des Vaters. Er macht sie sich zueigen und lenkt dadurch die vernichtende Aggression gegen den Vater auf sich selbst, gegen sein Begehren. Um daran nicht zugrunde zu gehen, sucht er nach »Sündenböcken«, mit deren Hilfe er die eigenen abgewehrten angsterregenden Aggressionen wieder nach außen verschieben kann. Dieses Modell lässt sich nur auf die Psyche des Mannes anwenden und erklärt seine Neigung zu aggressivem Verhalten.

    Wie wird Aggression bei Mädchen verarbeitet?

    Das Mädchen kann keine Kastrationsangst entwickeln, weil das entsprechende äußere Organ fehlt. Aber auch bei Mädchen entstehen Gefühle der Rivalität gegenüber der Mutter, weil auch es den Vater liebt. Das Mädchen ist aber sozusagen hin- und hergerissen, denn es will ja auch die Liebe der Mutter nicht verlieren. Es muss sich daher der Mutter liebend und helfend zuwenden. Weil es in seiner Situation die Aggressionen, die sich in ihm regen, nicht nach außen wenden darf, entwickelt es der Mutter gegenüber Schuldgefühle. Die gesamte Erziehung führt bei der Frau dazu, dass sie sehr viel mehr Angst vor Liebesverlust hat als vor körperlicher Vernichtung. Man liebt es nicht, dass Frauen aggressiv sind. Männer müssen es sein. Frauen dürfen das nicht. Die Frau muss alles tun, was man von ihr verlangt, um Liebe zu gewinnen. Das führt dann einerseits auch dazu, dass eine Frau sich wirklich mehr um andere bemüht. Andererseits versucht sie später alles, um sich die Liebe des Mannes zu erhalten.

    Darum duldet sie auch seine Zerstörungswut und seine Aggressionen?

    Sie bewundert seine Leistungen und unterstützt ihn im Konkurrenzkampf. Sie identifiziert sich mit ihm, weil sie so an seiner Macht teilhaben kann, was ihr gelingt, indem sie sich seine Liebe durch die Übernahme seiner Wertvorstellungen und durch Unterwürfigkeit sichert. Und hier ist der Punkt, an dem die Frau sich ändern muss, an dem sie ihre Friedfertigkeit aufgeben muss, um den Mann zu ändern.

    Sie weisen in Ihrem Buch darauf hin, dass vor allem die Mutter sich ändern muss. Was muss sie tun?

    Sie muss sich insofern ändern, als sie den Mann zwingt, eine andere Rolle in der Familie zu übernehmen.

    Müssten Mütter nicht dafür sorgen, dass ihre Töchter viel mehr Selbstbewusstsein entwickeln können?

    Wie soll die Mutter das denn können, wenn sie ihrer Tochter nicht selbst beweist, dass sie dem Vater bzw. ihrem Mann gegenüber selbstbewusst ist und ihn zwingt, seine Rolle zu ändern? Mit wem soll sich die Tochter denn identifizieren? Eine Mutter, die wie selbstverständlich alles Männliche idealisiert, dem Vater wie selbstverständlich alle Macht außerhalb der Familie überlässt, ihm in der Familie aber erlaubt, sich gehenzulassen, Launen auszuleben und geradezu kindliche Verhaltensweisen zu zeigen, verwirrt ihre heranwachsende Tochter. Denn ihr bleibt nicht verborgen, dass die Mutter den Vater wegen seines launischen und infantilen Verhaltens in der Familie verachtet.
    Die Tochter bemerkt bald, dass alles
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