Eine Luege ist nicht genug
haben. Sie haben einfach Proben aus einer anderen Stelle im Fluss genommen, wo frisches Wasser aus den Bergen dazugeflossen ist. Da ist der Fluss zwar immer noch verschmutzt, wie die Behörde das vom Copenhagen kennt, aber das frische Wasser verdünnt den Mist und lässt das Wasser besser aussehen, als es tatsächlich ist.«
»Die müssten doch auf einen Blick sehen, dass der Fluss verseucht ist?«
»Die sind doch nie den ganzen Weg bis hier raus gekommen«, sagte Olivia mit vollem Mund. »W ürdest du das?«
»Du musst ganz schön sauer gewesen sein. Auf Hamiltons Vater, meine ich.«
Olivia zuckte mit den Schultern. »Ja, schon. Er hat Denmark vergiftet. Er hat das gewusst und es war ihm scheißegal. Und du kannst drauf wetten, dass er nur Wasser getrunken hat, das aus der Flasche kam. Wenn er Gift hätte trinken müssen, wie wir anderen, hätte er seine Einstellung geändert.«
Ich kaute schweigend vor mich hin. Nach seiner eigenen Aussage war Rex Prince vergiftet worden. Die Frage war jetzt, ob ein umwerfend attraktives junges Mädchen aus Denmark mit Zugang zu seinem Haus dafür gesorgt hatte, dass ihm die ausgleichende Gerechtigkeit zusammen mit seinem Essen vorgesetzt wurde.
»Und dann hab ich gehört, dass er am Ende doch an Krebs gestorben ist«, vertraute mir Olivia an.
»Im Ernst?«
»Ja. Ich glaube, es war doch das Wasser, wenn er das je getrunken hat. Das Einzige, was ich ihn trinken gesehen hab, war Whisky, und davon ziemlich viel.«
»Meinst du, er war Alkoholiker?«
»Mr Prince einen Alkoholiker zu nennen, ist dasselbe, wie zu behaupten, der Copenhagen River wäre schmutzig.« Sie hob das Glas. »W ie der Vater, so der Sohn.«
Es war schön zu wissen, dass ich offensichtlich nicht der Einzige war, der Hamilton wegen seiner Trinkerei zugesetzt hatte. Ich fragte mich, ob das nicht auch zu dem gehörte, was zwischen ihnen ein Problem war und warum ich ihm deswegen nicht stärker auf die Nerven gegangen war. Vielleicht bestand darin der Unterschied zwischen Gernhaben und Liebe.
Als sie mich nach Hause fuhr, kam mir wieder das Bild in den Kopf, wie Olivia da im Regen stand und gegen Elsinore Paper protestierte, wo sie niemand außer Hamilton sehen konnte. Zuerst hatte ich gedacht, dass die Umweltverschmutzung durch Elsinore für sie nur ein willkommener Anlass war, ihrem Exfreund eins reinzuwürgen, doch ihr Engagement beruhte ganz klar auf ihrer Leidenschaft für die Sache, es ging weit über die Wut einer sitzengelassenen Frau hinaus. Doch wie weit reichte diese Leidenschaft?
Kurz vor der Dämmerung fuhren wir beim Anwesen der Princes vor. Als ich ausstieg, ließ Olivia den Motor laufen.
»Gibt es irgendetwas, das ich Hamilton von dir sagen soll?«, fragte ich.
»Ja, schon«, meinte sie. »Sag ihm, dass ich hoffe, ein Baum erschlägt ihn.«
»Bist du echt nur hier rausgefahren, um ihm das an den Kopf zu werfen?«
»W er sagt denn, dass ich hier rausgefahren bin, um mit Hamilton zu sprechen?«
Olivia schmiss den Gang rein und rauschte davon. Und ich betete zu den nordischen Göttern Dänemarks, dass ich mich nicht in eine Mörderin verliebt hatte.
Achtes Kapitel
Am nächsten Morgen hatte ich die stille Hoffnung, Olivia Mendelsohn würde hier vorfahren und mich auf der Stelle an irgendeinen exotischen Ort befördern wie Mexiko, Kanada oder Albuquerque. Stattdessen wurde ich von Roscoe und Gilbert zu einem Rennspiel aufgefordert, die offenbar je ein Gästezimmer bekommen hatten. Ich verzichtete. Unter der Dusche fragte ich mich dann, wer wohl die beiden eingeladen hatte und vor allem, warum. Mrs Prince schien ebenso überrascht, sie zu sehen, wie ich, und Hamilton war ins Land der Träume abgefahren. Da blieb nur Claude als Kreuzfahrtdirektor, doch ich verstand noch nicht, was das sollte. Nachdem ich mir im Boudoir meines Zimmers kurz die Nase gepudert hatte, fühlte ich mich wie neugeboren und ging los, um nach Hamilton zu schauen.
Leise klopfte ich an seine Zimmertür, erwartete, dass er noch immer schlief, und hatte recht. Hamilton machte ein Nickerchen auf seinem Bett und hatte dieselben Sachen an wie gestern Abend. Ein leeres Glas lag umgekippt auf seinem Nachttisch. Aber ihn brauchte ich im Moment sowieso nicht, es war sein Computer, auf den ich es abgesehen hatte.
Heute sollte Ford Branff zu seinem Besuch einlaufen und ich wollte mehr über ihn wissen. In Kriminalromanen ist Geld immer ein gutes Motiv, und wenn Branff eine Übernahme von Elsinore Paper beabsichtigte, dann
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