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Eine Luege ist nicht genug

Titel: Eine Luege ist nicht genug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Gratz
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nachzuholen.«
    Sie führte Ford in Richtung Küche und ich ging hinterher. Mrs Prince bat ihn in eines der hundert Wohnzimmer des Hauses und Candy, der Cowboy, tauchte in der Türöffnung auf. Er trug ein Hemd mit Kuhaufdruck und Fransen und enge Bluejeans. Mit einem Grinsen, das kaum zu ertragen war, wartete er auf Mrs Princes Anweisungen.
    »Candy, bringst du uns bitte ein paar Erfrischungen. Claude und Hamilton kommen auch.«
    »Natürlich, Señora .«
    Mrs Prince und Branff gingen weiter in den Salon hinein, und Candy und ich starrten uns aus fünf Schritt Entfernung an. Normalerweise bleibe ich nicht im Weg stehen, weil ich nett zu jedem sein will, der dafür bezahlt wird, mich zu bedienen, doch mit Candy war es anders. Zum einen benahm er sich nicht so wie alle anderen Hausangestellten, die ich bisher kennen gelernt hatte, und zum anderen hatte er mich gestern ohne Provokation praktisch in den Hintern getreten, und das konnte ich nicht einfach so auf sich beruhen lassen.
    »Kein Halstüchlein heute?«, fragte ich. »Ich bin enttäuscht. Kommen die so schnell aus der Mode?«
    Er behielt das Frikadellenfresserlächeln bei, aber seine Augen wurden schmal. Heute beschloss er zu gewinnen, indem er sich nicht provozieren ließ, machte auf dem Absatz kehrt und stolzierte auf die Küche zu. Ich kam mit.
    »Du weißt doch, was deine Aufmachung erst so richtig heiß machen würde?«, fragte ich ihn. »Cowboy-Überhosen.«
    Immer noch nichts. Aber ich dachte, er würde vielleicht meinetwegen das Stolzieren noch ein bisschen perfektionieren. Als wir in die Küche kamen, legte er sich die Hand auf den Hintern und bedeutete mir so schweigend, dass ich ihn genau da mal könnte. Ich lachte und ging zum Kühlschrank, wobei ich die vielen Hilfsangebote der Leute, die in der Küche arbeiteten, ablehnte. Ich fand eine Tüte mit frischen Bagels und versuchte gerade, heimlich einen in den Toaster zu schmuggeln, bevor mir jemand anbieten konnte, ihn für mich mit Butter zu bestreichen, als Hamilton hereinkam. Von dem leichenhaften Aussehen, das er vorhin auf seinem Bett abgegeben hatte, war nicht mehr viel zu sehen. Er hatte sich sogar dazu herabgelassen, ein frisches Shirt anzuziehen.
    »Ist er da?«, fragte Hamilton. »Banff?«
    »Branff«, verbesserte ich ihn.
    Hamilton schnappte sich einen Donut von dem Tablett mit Süßigkeiten, das immer bereitstand.
    »W as macht er hier? Oder ist es ihm egal, dass sie schon wieder verheiratet ist?«
    »Ich vermute, dass er wegen der Übernahme hier ist.«
    »Gut. Bringen wir das hinter uns«, meinte Hamilton und ging zum Salon, während ich wartete, dass mein Bagel knusprig wurde. Candy war schwer an der Arbeit und machte gerade so eine Art Cocktail aus Gin und Rose’s Lime Juice. Ich schätze, hier war rund um die Uhr Happy Hour. Ein Angestellter hielt mir einen Teller hin, bevor ich selbst einen finden konnte, und schließlich ging ich gleichzeitig mit Candy durch den Flur. Ich dachte daran, ihn wieder zu piesacken, doch stattdessen aß ich dann von meinen Bagel.
    Ich schlich mich in das etwas kleinere Wohnzimmer, während Candy seinen großen Auftritt hatte und Branff mit schwungvoller Bewegung einen Drink von seinem Tablett anbot. Er nahm den, über dem die Limette aufragte. Hamilton und Claude hatten sich inzwischen bei Mrs Prince eingefunden, um den Gast zu begrüßen, und die beiden Erwachsenen nahmen Martinis. Hamilton musste sich mit einer Limonade begnügen. Ich ließ mich in einem Sessel in der Ecke nieder und futterte meinen Bagel, während ich der Show zusah.
    »Candy macht die besten Martinis. Ich sehe, du trinkst immer noch Gimlets, Ford«, sagte Mrs Prince mit einem Lachen. »W ie kannst du nur diese Dinger trinken?«
    »Alte Gewohnheiten sind nicht totzukriegen«, antwortete Branff. Ich vermutete, dass damit etwas mehr gesagt werden sollte, etwas, das nur Mrs Prince verstehen konnte.
    Claude wirkte nicht besonders amüsiert. »Also, Sie sind wegen der feindlichen Übernahme hier. Und?«
    Branff verzog das Gesicht. »Oh, ich mag den Begriff ›feindliche Übernahme‹ nicht. Er hört sich so … kriegslüstern an.«
    Claude runzelte die Stirn. »Trudy und ich haben das diskutiert. Wir sind nicht an einem Verkauf interessiert.«
    »Warten Sie doch mal die Bedingungen ab«, sagte Branff.
    »Die interessieren uns nicht «, erwiderte Claude.
    »Ach ja? Wäre Ihr Kuratorium nicht daran interessiert zu erfahren, dass Sie zum Beispiel Marktanteile verlieren? Sie haben eine Menge

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