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Eine Luege ist nicht genug

Titel: Eine Luege ist nicht genug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Gratz
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hier im Foyer befand und dass es nur eine sehr geringe Chance gab, dass sich sein Stiefvater ernsthaft vertan hatte. Das Publikum jedoch schien das nicht zu kümmern, und die Leute schluckten es, während Claude sich fortschlich.
    »Pst, he!«, rief Roscoe zu uns nach hinten. »Das mit den Piraten und so hat mir ja gefallen, aber wann kriegen wir endlich ein paar Möpse zu sehen?«

Sechzehntes Kapitel

    Am nächsten Morgen saß ich in der Küche und wartete darauf, dass der Kaffee auch meine Fußzehen erreichte. Nach der Aufführung war ich so lange wach geblieben, bis ich sicher sein konnte, dass alle schlafen gegangen waren – sogar Roscoe und Gilbert, die bis zwei Uhr morgens vor irgendwelchen Videospielen rumhingen. Erst dann konnte ich mich um die kleine geschäftliche Angelegenheit kümmern, von der ich hoffte, dass sie sich später auszahlen würde. Ich war mir nicht sicher, ob meine Vermutung stimmte, doch wenn ich gewartet hätte, hätte ich vielleicht meine Chance verpasst. Trotzdem musste ich jetzt dafür büßen.
    Ein paar der Angestellten waren dabei, Grapefruits zu schneiden, Schinken zu backen und Toast zu machen, und ich bewunderte sie für ihre Fähigkeit, bereits so früh am Tag zu funktionieren. Die Festplatte in meinem Gehirn kam langsam in Gang, und der erste Punkt auf meiner Liste für heute war Claude. Wir wussten jetzt zwar, dass er unser Zielobjekt war, aber wie sollten wir beweisen, dass er Hamiltons Vater umgebracht hatte? Candy kam in die Küche, aber seine Arbeit begann wohl erst später. Er goss sich einen Becher Kaffee ein, schnappte sich einen Bagel und setzte sich mir gegenüber an den kleinen Frühstückstisch in der Ecke. Einige Minuten lang taten wir so, als würden wir uns nicht kennen, doch dann fing er an zu sprechen, aber so, dass nur wir zwei es hören konnten.
    »Ich soll mich wohl jetzt bei dir bedanken, dass du mir meine beste Szene verpatzt hast.«
    »Ja, ich weiß, tut mir leid«, antwortete ich. »Und du warst sogar gut. Super Bühnenpräsenz.«
    »Kann ich also davon ausgehen, dass du weißt, dass Claude Prince seinen Bruder um die Ecke gebracht hat?«
    »Selbst wenn ich das wüsste, Kumpel, wäre es nur für Hamiltons Ohren bestimmt.«
    Candy erkannte seine eigenen Worte und salutierte mir mit seinem Bagel.
    »Und wie willst du deinen Jungen im Zaum halten?«
    »Hamilton?«, fragte ich. »W ie meinst du das?«
    »Ich meine, wie willst du ihn davon abhalten, irgendwas Dummes zu machen? Ford ist sehr daran interessiert, Claude hinter Gittern zu sehen – wenn er der Mörder ist. Wie ich schon gesagt habe: Ihm geht es ausschließlich um die Fabrik. Hamilton scheint sie nicht zu wollen, aber er kann sie nicht an Ford verkaufen, wenn er im Knast sitzt.«
    »Rache? So etwas Blödes würde Hamilton nicht machen.«
    In diesem Augenblick kam Hamilton herein, und ich war überrascht, ihn so früh auf den Beinen zu sehen. Noch mehr überrascht war ich von dem, was er anhatte. Jeans mit T-Shirt, darüber eine orangefarbene Jagdweste und eine orangene Kappe mit Ohrenklappen. Gegen halb elf Uhr würde er geröstet sein.
    Er kam zu uns an den Tisch. »W ir gehen auf die Jagd«, sagte er. »Hast du Lust mitzukommen?«
    Candy warf mir einen ›Ich hab’s dir gesagt‹-Blick zu, und dann beobachtete er Hamilton aus den Augenwinkeln, während er mit beiden Händen am Becher seinen Kaffee trank.
    »Also, du traust dich in dieser Aufmachung wirklich nach draußen?«, fragte ich.
    »Du solltest mal Claudes Montur sehen. Nur knallorange Tarnfarbe. Falls er sich in einem Orangenhain verstecken muss.«
    Irgendwas war seltsam an Hamilton – als würde sich sein Körper in Zeitlupe bewegen. Es war kaum zu bemerken, doch er schien sich sogar bei so einer einfachen Sache, wie sich zu uns an den Tisch zu setzen, konzentrieren zu müssen.
    »Kommt er mit?«, fragte ich. »Claude?«
    Hamilton streckte die Hand aus und nahm sich ganz langsam ein Plunderstückchen von dem Tablett auf dem Tisch. »Nö. Nur ich und meine Mutter.«
    Ich stellte meinen Kaffeebecher hin. »Hamilton, wir haben noch nicht über gestern Abend gesprochen. Über deinen Onkel.« Candy würde unser Gespräch mithören, aber mir war das egal, und Hamilton hielt ihn vermutlich gar nicht für eine reale Person, wie er so bei uns saß.
    »W as gibt es darüber zu reden?« Er war immer noch unnatürlich ruhig. »Du hast dasselbe gesehen wie ich.«
    »W ir haben nicht darüber gesprochen, was wir jetzt machen.«
    »Hast du

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