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Eine Luege ist nicht genug

Titel: Eine Luege ist nicht genug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Gratz
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irgendwelche Ideen?«
    »Nein«, gab ich zu. »Aber ich hab noch nicht lange genug überlegt, um …«
    »Orangensaft«, sagte Hamilton. »Ich glaube, ich möchte etwas Orangensaft.«
    Ich kniff die Augen zusammen, als er mitten im Gespräch aufstand, um sich ein Glas Saft zu organisieren.
    »Er ist betrunken«, sagte Candy leise.
    »W as? Das kann nicht sein. Es ist acht Uhr morgens.«
    Candy zuckte mit den Schultern. »W enn du meinst. Aber Catalina hat mir erzählt, dass sie ihm die ganze Nacht hindurch Drinks gebracht hat. Er hat nicht so viel getrunken, dass er völlig weggetreten wäre, er hat nur am Fenster gesessen und nach den Sternen oder sonst was geguckt.«
    Wenn Hamilton einen in der Krone haben sollte, dann war das eine neue Art von betrunken sein, die ich nicht berechnen konnte. Ich machte die Augen zu und verfluchte mich selbst. Wie konnte ich bloß glauben, Hamilton würde tatenlos hinnehmen, dass wir Claude bloßgestellt hatten?
    Er kam mit seinem Glas Orangensaft zurück und trank ihn, als wäre es der Nektar der Götter.
    »Hamilton«, sagte ich. »Hamilton, hörst du mir zu? Wir dürfen jetzt nichts Dummes machen!«
    »Klar, natürlich nicht«, antwortete er. »W ir warten einfach, bis du mit was Schlauem rausrückst.«
    Ich kniff die Augen zusammen. »Ich finde, du nimmst das alles ein bisschen zu sehr auf die leichte Schulter.«
    Hamilton stand auf. »Komm in den großen Windfang beim Seiteneingang, wenn du mitwillst.«
    Er ging. Ich machte die Augen zu und seufzte. Als ich sie wieder öffnete, grinste mich Candy über seinen Kaffeebecher hinweg an.
    »Halt bloß den Mund«, sagte ich zu ihm, als ich aufstand, um Hamilton hinterherzugehen. »Halt einfach bloß den Mund.«

    Hamilton hatte gerade seine Stiefel zugeschnürt, als ich ihn fand. Er nickte mir zu und nahm eine grellorange Weste von einem Haken.
    »Hier, zieh die an«, sagte er. »Das ist die von meinem Dad.«
    »Muss das wirklich sein?«, fragte ich und meinte damit mehr als nur die Weste.
    Hamilton drehte sich um, ein Gewehr in den Armen – nach den Patronen zu urteilen, die er einschob, war es ein Kleinkalibergewehr. Es war ein Gewehr für die Jagd auf Eichhörnchen und Niederwild, mit dem Kinder lernen zu schießen. Mit einem Klick sicherte er es.
    »Sicherheit geht vor«, sagte er. »Du willst doch nicht durch einen Unfall erschossen werden, oder?«
    »Hamilton, warte!« Er ging nach draußen und ich folgte ihm wie ein Lemming. »Ich finde, du hast einfach keinen klaren Kopf. Gehen wir zurück nach drinnen. Lass uns ein Videospiel machen oder sonst was.«
    »Nein, Mann, du liegst völlig falsch. Ich sehe jetzt alles ganz klar. Zum ersten Mal überhaupt.«
    Ich war mir jetzt ziemlich sicher, dass Hamilton irgend etwas total Idiotisches plante, doch es gab keine Möglichkeit, ihn aufzuhalten, indem man mit ihm redete. Mrs Prince wartete auf uns auf dem Rasen und wir begrüßten uns. Sie warf einen finsteren Blick auf Hamiltons Gewehr.
    »W illst du das wirklich mitnehmen?«, fragte sie. »Lass uns doch einfach nur ein Stück gehen.«
    »Dad und ich sind immer am Samstagmorgen auf die Jagd gegangen. Hast du das vergessen?«
    »Ich habe es nicht vergessen, Hamilton«, sagte sie müde. »Gehen wir?«
    Hamilton wandte sich an mich und lächelte. »Komm. Claude hat gesagt, dass er später zu uns stößt.«
    Das war’s dann. Mrs Prince ging den Hügel hinter dem Haus hinunter, wo ein ausgetretener Pfad zu einem dichten Wald mit Laub- und Nadelbäumen führte. Hamilton ging gleich hinter ihr und ich bildete das Schlusslicht. Vielleicht war ich paranoid, aber ich konnte das Gefühl nicht abschütteln, dass ich nur als Zeuge mitgenommen wurde.
    »Hamilton. Hamilton!«, rief ich.
    Er hielt an, während seine Mutter weiterging.
    »W as geht hier vor?«
    »W ir machen einen Spaziergang durch den Wald.«
    »Mit einem Gewehr? Ist es denn überhaupt erlaubt, jetzt irgendetwas zu jagen? Mitten im Sommer?«
    Hamilton zuckte mit den Schultern. »Ich bin sicher, irgendwas hat Saison.«
    Ich fasste ihn am Arm. »Hamilton. Du bist betrunken. Du kannst das gut vertuschen, aber ich weiß es.«
    »Und wenn schon?«, fragte er.
    »Mensch, Hamilton, es ist jetzt wirklich nicht die Zeit, etwas Blödes zu tun.«
    »Gibt es denn eine richtige Zeit, um etwas Blödes zu machen?«, fragte er. »Ich sag dir mal was. Wenn diese Zeit gekommen ist, dann lässt du mich das wissen, ja?« Er schüttelte meine Hand ab und ging auf dem Pfad weiter.
    Ich hätte zu Hause

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