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Eine Luege ist nicht genug

Titel: Eine Luege ist nicht genug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Gratz
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mir leidtat – alles –, doch mir war klar, dass sie das im Moment nicht hören wollte. Und noch schlimmer, ich hatte Olivia noch immer im Verdacht, sie könnte etwas mit dem Tod von Hamiltons Vater zu tun haben, und ich fand es von mir selbst schlimm, das überhaupt nur zu denken.
    Olivia wollte den Copenhagen River sauber haben, und sie wollte, dass die Familie Prince dafür bezahlte. Rex Prince hatte behauptet, das wäre nicht möglich, wogegen Ford Branff uns erzählt hatte, es wäre machbar. Vielleicht hatte Olivia beschlossen, der alte Mann müsste einmal sein eigenes Gift probieren. Es sah so aus, als hätte sie freien Zutritt zu allen Räumen im Haus der Princes, wenn ihr Vater dort war, aber trotzdem schien das nicht ihr Stil zu sein. Es lag nahe zu denken, dass sie vielleicht auch Hamilton bestrafen wollte, doch ich musste daran denken, dass sich Hamilton und Olivia erst nach dem Tod seines Vaters getrennt hatten. Wenn sie in den Tod seines Vaters verwickelt war, dann hatte sie bestimmt einen höheren Preis dafür gezahlt, als sie sich jemals hätte denken können.
    Vater Mendelsohn bekam ein Programm von oben und Olivia eines von unten, soviel Verrenkung das auch verlangte.
    Hamilton gehörte zu den Letzten, die noch hereingetröpfelt kamen, und ich war erstaunt, als ich sah, dass Roscoe und Gilbert ebenfalls mitgekommen waren. Er hatte mich den ganzen Nachmittag gemieden, vielleicht beschämt wegen seiner kleinen Aufführung am Pool, vielleicht aber auch nicht. Nun kam er zu mir rüber, während die Jungs sich Karten kauften.
    »Ich kann es kaum glauben, dass du sie dazu gebracht hast mitzukommen«, sagte ich.
    »Ich hab ihnen erzählt, im dritten Akt würde sich eine nackt ausziehen. Was machst du hier?«
    »Ich geb die Programme aus«, sagte ich und schob ihm eins vom Boden des Stapels zu.
    »Ja, das kann ich sehen. Aber ich meine, was hast du vor? Wie soll so ein blödes Stück irgendwas beweisen?«
    Roscoe und Gilbert kamen zu uns und ich setzte mein Marktschreierlächeln auf.
    »Hier, meine Herren, Programme, Programme.«
    »He«, sagte der eine, den ich Roscoe nannte. »W arum gibst du mir eins von unten?«
    Ich zwinkerte kurz. Er war der Erste, der es gemerkt hatte.
    Dann lachte ich. »Haha – das hab ich gar nicht gemerkt«, sagte ich. »Hier.« Ich nahm sein Programm, steckte es nach unten zurück, drehte den Stapel um, sodass die Untersten zuoberst lagen, und gab ihm dasselbe Programm wieder. »Bitte sehr.«
    »Mann, Hamilton sagt, da macht sich eine nackig«, sagte Gilbert. »Stimmt das?«
    »So ziemlich«, behauptete ich.
    »W as, bis ganz runter etwa?«
    Die Lichter im Haus wurden ein paarmal gedämpft und das Publikum wurde still.
    »Jetzt rein mit euch«, meinte ich. »Hamilton, ich hab uns hinten zwei Sitze reserviert.«
    Als das Licht ausging, legte ich den Rest meiner Programme auf einen Klappstuhl neben dem Eingang und ging rein, um meinen Platz zu suchen. Roscoe und Gilbert saßen dicht bei uns, Claude und Mrs Prince ganz vorne, Olivia und ihr Vater etwas weiter hinten auf der anderen Seite des Zuschauerraums, und Ford Branff etwa in der Mitte rechts von uns. Ich hatte eine Weile dafür gebraucht, um genau den richtigen Platz im Theater zu finden, von dem aus wir alle sehen konnten und auch, was am wichtigsten war, die Bühne.
    Der Regisseur des Stücks kam auf die Bühne, und da Premiere war, dauerte es eine Zeit lang, bis allen Sponsoren und Helfern gedankt war, die es ermöglicht hatten, diesen Zauber wahr werden zu lassen.
    Hamilton beugte sich zu mir rüber und flüsterte: »Okay, im Ernst, Horatio, was geht hier ab?«
    »Schlag im Programm Seite sieben auf«, antwortete ich.
    Hamilton verdrehte die Augen und seufzte. Dann blätterte er durch das fotokopierte Heft, bis er sie fand: eine ganzseitige Anzeige für Elsinore Paper, stolzer Sponsor des Denmark Ensembles. Darauf hatte ich mit einem Filzer geschrieben: »Ich weiß, was du Rex Prince angetan hast. Ich habe Beweise. Triff mich nach dem Angriff der Piraten hinter der Bühne.«
    »›Nach dem Angriff der Piraten‹? Was soll das heißen, ›nach dem Angriff der Piraten‹?«
    »Das heißt, geh nach dem Angriff der Piraten hinter die Bühne. Ich weiß nicht, wie viel klarer das noch sein könnte.«
    »Hat jeder im Theater so eins bekommen?«
    Ich warf ihm einen Blick zu, der ihn fragte, für wie blöd er mich eigentlich hielt. »Nein. Natürlich nur diejenigen, die einen Grund oder eine Gelegenheit hatten, deinen Vater zu

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