Eine Lüge macht noch keine Liebe! (German Edition)
mich da in etwas hineingesteigert, mir selber etwas vorgemacht, weil
ich mich über dich so maßlos geärgert hatte. Ich habe dir dein Verhalten zum
Vorwurf gemacht, aber ich war auch nicht ganz unschuldig daran. Und ich habe
inzwischen endlich begriffen, dass jede Medaille zwei Seiten hat und dass ein
Mensch nicht nur so oder nur so ist, ich weiß jetzt, dass du immer noch der
Mensch bist, in den ich mich verliebt habe, auch wenn ich es erst nicht glauben
wollte“, eindringlich sah sie ihm in die Augen und diesmal wich er ihrem Blick
nicht aus.
Lara freute sich über die Wärme,
die von seinen Händen auf die ihren überging und sie genoss das Gefühl seiner
Berührung. Ihre Angst und Nervosität, ihre Zweifel waren einem noch nicht
greifbaren, aber immerhin bereits im Keim vorhandenen Hauch von Hoffnung
gewichen.
Als hätte er ihre Gedanken
gelesen, ließ er plötzlich ihre Hand los und zog sich wieder etwas von ihr
zurück.
„Verstehe“, meinte er finster,
„du machst es dir ganz einfach. Erst bin ich der Richtige für dich, dann bin
ich es wieder nicht. Heute scheine ich es wieder zu sein. Kannst du dir
eigentlich vorstellen, dass außer dir auch andere Menschen Gefühle haben und
deine Gedankensprünge nicht so ohne weiteres mitmachen wollen?“
Entsetzt und fassungslos starrte
sie ihn an. Sie hatte sich schon so nah am Ziel geglaubt, doch er wischte mit
einem Satz alles wieder weg.
„Wie meinst du das?“, fragte sie
zaghaft.
„Du spielst mit meinen Gefühlen,
das meine ich damit. Heute so, morgen so. Du liebst mich, du liebst mich nicht,
du liebst mich ... und so weiter!“
Lara schwieg betreten.
„Ich habe diese Spiele satt, ein
für allemal. Es hat mich genug gekostet, mich auf eine ernste Beziehung
einzulassen, sie dann wieder zu verlieren, es zuerst nicht fassen zu können und
es dann doch endlich zu akzeptieren. Und nun kommst du daher und erzählst mir,
dass ab heute wieder alles anders ist und ich soll doch bitte ganz schnell
meine Meinung ändern, nur weil du die deine geändert hast.“
„Ja, so ungefähr ist es wohl“,
gestand sie tonlos. Das war es, was sie befürchtet hatte und zugleich spürte
sie, wie sehr sie sich nach ihm sehnte, gerade weil er so war. „Ich liebe dich
und ich möchte dich nicht verlieren. Für mich ist das wirklich so einfach.“
„Und du kannst dir nicht
vorstellen, dass ich keine Freudensprünge darüber mache, nicht wahr?“
Wieder gab sie keine Antwort.
„Ich weiß, dass du das Leben
nicht führen möchtest, das dich mit mir erwartet hätte“, fuhr er fort und seine
Stimme verlor ihren aggressiven Ton wieder. „Ich glaube dir sogar, dass du mich
liebst, aber das sind nur Emotionen, das hat mit der echten Realität nichts zu
tun. Du bist noch ein ganz kleines, naives Mädchen, das selber glaubt, was es
sagt, aber mit der Wirklichkeit hat das nicht viel gemeinsam.“
„Warum sagst du das?“, begehrte
sie auf.
„Weil es die Wahrheit ist!
Zwischen uns hat es genug Lügen gegeben, darum sage ich dir das. Dir ist zwar
jetzt bewusst geworden, dass ein Mensch verschiedene Seiten haben kann, aber du
vergisst, dass du auch mit ihnen umgehen musst. Du wirst irgendwann in deinem
Leben eventuell lernen, einen Menschen so zu akzeptieren, wie er wirklich ist,
mit allen seinen Vorteilen und Schattenseiten, wenn nicht in diesem Leben, dann
vielleicht in einem anderen.“
„Und du meinst, ich kann das
nicht jetzt schon?“
„Genau! Wie jeder Mensch hast
auch du in deinem Leben deine Erfahrungen gemacht, du hast deine Vorstellungen,
wie eine Beziehung sein soll, du willst nicht im goldenen Käfig leben –
korrigiere mich, wenn ich mich täuschen sollte – und du stellst dir das alles
so einfach und romantisch vor.“
„Mit dir würde ich sogar im
goldenen Käfig leben, das ist mir inzwischen klar geworden!“, widersprach sie
heftig und mit zitternder Stimme. Mit aller Wucht machten sich ihre Gefühle
Luft, was hatte sie schon noch zu verlieren? Die Situation war so verzweifelt
verfahren, dass nur noch absolute Aufrichtigkeit weiter helfen konnte, wenn
überhaupt noch irgendetwas half.
„Ich war dumm und romantisch, ja!
Aber ich bin auch erwachsen geworden, ich weiß, dass ich dich mehr liebe als
ich jemals in meinem Leben einen Menschen geliebt habe und dass ich für dich
alles tun würde, was ich sonst für keinen Menschen jemals tun würde.“
Alessandro traute seinen Ohren
nicht. Dass sie ihn liebte, hatte sie ihm ja nun endlich auch einmal
Weitere Kostenlose Bücher