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Eine Lüge macht noch keine Liebe! (German Edition)

Eine Lüge macht noch keine Liebe! (German Edition)

Titel: Eine Lüge macht noch keine Liebe! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura-Marí d'Angelo
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kochen, aß sie meistens einen kleinen Snack in Micheles Pub. An einem dieser
trüben Nachmittage hörte sie zum ersten Mal die Worte „acqua alta“ fallen und
fragte nach.
    „Was ist denn mit dem
Hochwasser?“
    „Es kommt, bald“, war die
einsilbige Antwort des älteren Mannes, der ihr am nächsten saß. Michele sah
ihren fragenden Blick und erklärte es ihr.
    „Es hat die ganze letzte Woche
viel geregnet. Das ist zwar gut für die Wasserreserven, aber es war zu viel
über zu lange Zeit. Und es hat nicht nur hier in der Ebene geregnet, sondern
auch am Oberlauf des Po und im Gebirge. Sie fürchten alle, dass ein Hochwasser
kommen könnte, wie wir es schon lange nicht mehr gehabt haben.“
    „Ich hatte immer gedacht, die
gefährlichste Jahreszeit für Hochwasser sei das Frühjahr, wenn die
Schneeschmelze kommt! Hochwasser im Herbst?“
    „Ja, weißt du, der Schnee
schmilzt meistens eher nur langsam ab, das kann der Fluss verkraften. Aber wenn
es dermaßen regnet wie in den letzten Tagen, dann steigt der Wasserstand.
Schlecht ist es dann, wenn im Herbst auch die Stürme vom Meer her kommen und
das Wasser im Fluss noch zusätzlich aufstauen, weil dadurch die Flut höher ist
als normal.“
    „Heißt das, der Fluss könnte
überlaufen?“
    „Das wollen wir nicht hoffen,
aber in den Zeitungen schreiben sie schon davon. Die zuständigen Behörden lassen
angeblich schon Sandsäcke vorbereiten.“
    „Ja – aber wenn das Wasser kommt,
sind wir hier dann auch gefährdet?“ Im Geiste sah sie sich schon mit Eimern Wasser
aus dem Keller schöpfen.
    „Wir hier nicht so sehr, weil wir
auf einer ganz kleinen Erhöhung liegen."
    Ja, ja, dachte Lara bei sich, die
alten Fürsten wussten schon, wohin sie ihre Schlösser bauen mussten.
    „Aber auf der anderes Seite
drüben“, erklärte Michele weiter, „im Veneto, da ist der Damm ein paar
Zentimeter niedriger als hier bei uns. Für uns ist das natürlich gut, denn wenn
der Damm hier nicht hält, könnte das Wasser theoretisch bis nach Ferrara
laufen, weil es kein natürliches Hindernis mehr hat.“
    Er kam hinter der Theke hervor
und bedeutete Lara, mitzukommen. Er führt sie zu einer Deltakarte neben der
Eingangstür, die sie schon öfter gedankenlos betrachtet hatte.
    „Dieses Gebiet hier“, er zeigte
auf eine Fläche zwischen zwei Flussarmen, „ist eigentlich eine riesige Insel,
siehst du?“
    Sie erkannte, was er meinte.
    „Soll das heißen, man lässt das
Wasser da drüben überlaufen, um diese Gegend hier zu schützen?“ fragte sie mit
ungläubigem Staunen.
    „Na ja, mehr oder weniger. Da
gibt es so gut wie nichts, außer ein paar Bauernhöfen. Die müssten dann
rechtzeitig evakuiert werden. Ist zwar bitter für die Menschen, aber der
Schaden wäre wesentlich geringer, als wenn das Gebiet südlich des Po di Goro
unter Wasser stünde.“
    „Ist das schon jemals passiert?“
    „Ja, aber es ist so lange her,
dass sich fast keiner mehr daran erinnert.“
    Lara studierte eingehend die
Karte vor sich an der Wand.
    „Dammbruch von 1953“, las sie.
Und „Dammbruch von 1894“ – Noch mehr Stellen, an denen der Fluss sein Bett unkontrolliert
verlassen hatte, waren verzeichnet. Ihr wurde mulmig.
    „Denkt man denn, dass es so
schlimm werden könnte?“
    „Das kann man noch nicht so genau
sagen, die wissen selber auch erst in ein paar Stunden mehr. Hoffentlich werden
wir dann wenigstens rechtzeitig informiert!“
    Lara setzte sich wieder hin. Das
waren ja Aussichten! Sie hätte mit Valerie nach Hause fahren sollen, schoss es
ihr spontan durch den Kopf, was tat sie eigentlich hier? Solange die Sonne
schien, war alles schön und gut, aber bei diesem Wetter konnte man hier
wirklich Depressionen bekommen! Einen Moment lang spielte sie mit dem Gedanken,
nach Hause zu gehen und ihre Sachen zu packen, doch dann schämte sie sich vor
sich selbst. Reiß dich zusammen und sei keine Zimperliese, schalt sie sich. Und
außerdem muss doch irgendwer auf das Haus aufpassen, oder?
    Ehe sie nach Hause ging, stieg
sie die Uferböschung hinauf und versuchte, in der beginnenden Dunkelheit noch
Einzelheiten zu sehen. Der Fluss, der sonst so ruhig und träge in seinem Bett
dahin floss, hatte eine atemberaubende Geschwindigkeit erreicht, soviel konnte
sie erkennen. Er war auch viel breiter als sonst und schien sehr viel Treibgut
mit sich zu führen. Sie fror und kehrte um. Morgen, so beschloss sie, würde sie
sich das einmal bei Tageslicht ansehen.
     
    Als Lara am nächsten

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