Eine Lüge macht noch keine Liebe! (German Edition)
das ganze Chaos ungeheuer unterhaltsam fand, wie Lara feststellen konnte. Sie plapperte und lachte, unterhielt sich mit jedem, der einen Moment der Aufmerksamkeit übrig hatte und war kaum zu bändigen. Ein typisches Wirtshauskind, dachte Lara, keine Hemmungen vor vielen Menschen, keine Angst vor Fremden und immer gut gelaunt! Gaia fand das allerdings weniger erheiternd, sie war ziemlich gereizt.
„Aber Michele! Wieso hat du Elena denn nicht bei deiner Mutter gelassen? Hier stört sie doch nur, sie wird uns ständig im Weg sein, du kennst sie doch!“
„Sie wollte einfach unbedingt mit mir mitkommen, ich bring sie anschließend schon noch zu meinen Eltern, ich muss sowieso noch mal weg und Batterien für die Taschenlampen holen, die hab ich nämlich vergessen!“
Er räumte hastig Pakete mit Papptellern und Bechern hinter die Theke und begrüßte Lara im Vorbeilaufen.
„Schön, dass du da bist.“
„Nicht der Rede wert. Kann ich dir etwas abnehmen?“
„Kannst du vielleicht in der Zwischenzeit ein Auge auf unseren kleinen Quälgeist haben? Nicht dass ich sie noch über den Haufen renne, weil ich sie hinter all den Schachteln und Paketen nicht mehr sehe!“, er versuchte seinen Scherz durch ein müdes Grinsen zu unterstreichen, doch es ging ein wenig schief.
„Ja, mache ich, kein Problem! – Komm, meine Süße, wir machen es uns hier bequem und schauen den anderen ein bisschen bei der Arbeit zu, hm? Was hältst du davon?“
Widerwillig ließ sich das Kind im Nebenzimmer auf den Schoß nehmen. Zum Glück für Lara hatte Elena ein kleines Malbuch dabei, das auch Geschichten zum Vorlesen enthielt und so machte sie sich daran, eine Geschichte nach der anderen durchzublättern, sich von ihr die Märchenfiguren erklären zu lassen und die Texte vorzulesen. Hin und wieder korrigierte die Kleine ihre Aussprache, was Lara mit einem amüsierten Grinsen zur Kenntnis nahm.
Mitten in das turbulente Stimmengewirr, das um die beiden herrschte, ertönte urplötzlich eine tiefe, hörbar genervte männliche Stimme.
„Kann zum Teufel noch mal irgendwer die scheiß Kartons hier aus dem Weg schaffen? Gleich kommt ein Schwung Leute, die sind müde und wollen sich nicht auch noch die Beine brechen!“
Es war, wie Lara erkannte, einer der Leiter des Zivilschutzes, der müde und gereizt im Lokal stand. Das Wasser tropfte ihm von der Mütze und vom Regenmantel auf den Boden und er wies mit dem Finger auf einen Stapel Kartons, den Michele in Ermangelung von Zeit und Platz hatte stehen lassen. Lara hatte das registriert, als sie sich mit Elena hingesetzt hatte, doch in der Zwischenzeit hatte irgendjemand den Stapel dummerweise genau an die engste Stelle des Lokals gerückt und man musste sich nun vorsichtig an ihnen vorbei zwängen. Wer es eilig hatte oder unaufmerksam war, würde unweigerlich über sie stolpern.
„Michele!“, hörte sie Gaia rufen, selber beide Hände voll mit schmutzigen Gläsern. Nichts. Dann noch einmal. „Michele!“ Er antwortete nicht, war vielleicht schon wieder unterwegs zu einer weiteren Besorgung.
Lara sprang auf und setzte Elena auf den Stuhl.
„Schätzchen, du bleibst einen Moment hier sitzen, versprochen? Hast du mich gehört?“, sie sah die Kleine eindringlich an, bis diese ihren Blick erwiderte und wortlos nickte. „Du wartest hier ganz brav auf mich, okay?“
„Okay!“ Elena blieb in ihr Buch vertieft und Lara wandte sich rasch ab.
„Komme schon, Gaia! – Wo sollen die Schachteln denn hin?“
„Sieh mal zu, ob du im Vorratslager noch ein Fleckchen findest!“, antwortete sie ihr aufatmend.
Das so genannte Vorratslager war ein kleiner, sich nach hinten absenkender Raum unter einer Treppe, die nebenan nach oben führte. Es war sehr eng und sehr voll, stellte Lara fest, doch mit ein wenig gutem Willen und ein bisschen sanfter Gewalt gelang es ihr, den Durchgang frei zu räumen und alles zu verstauen. Sie prustete erleichtert und ging wieder ins Nebenzimmer. Und erstarrte – der Stuhl, wo Elena noch vor wenigen Augenblicken gesessen hatte, war leer.
Schlagartig stieg eine eiskalte Panik in ihr auf.
„Elena? – Elena, wo bist du?“
Sie musste dermaßen alarmiert geklungen haben, dass Gaia sie in all dem Durcheinander sofort hörte und wie herbeigezaubert stand plötzlich auch Michele vor ihr.
„Was ist denn los?“
So müde er auch war, in seinen Augen blitzte es alarmiert auf.
„Sie war gerade noch hier!“, Lara fing fast an zu stottern vor Nervosität. „Ich hab
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