Eine Luege macht noch keine Liebe!
ergriff er das Wort.
„Lass mich mal versuchen, dir zu helfen und gehen wir von den paar Bruchstücken aus, die ich gerade von dir aufgeschnappt habe. Ich stelle dir jetzt ein paar ganz einfache Fragen, und wenn du mir darauf ganz einfache, ehrliche Antworten gibst, kommen wir der Sache vielleicht näher, ist das für dich so okay?“
„Ja, natürlich!“
Irrte sie sich oder klang seine Stimme merkwürdig kalt und provokativ? Sie schüttelte ihr eigenartiges Gefühl ab, alles sollte ihr recht sein, wenn sie es nur schafften, diese sonderbaren Missverständnisse auszuräumen, die sich hier zwischen ihnen selbständig zu machen schienen.
„Also dann, die erste Frage. Sollen mir deine Andeutungen vielleicht vorsichtig klar machen, dass diese Arbeit hier deiner Meinung nach nichts für mich ist?“
Sie horchte der Frage einen Moment nach, um ja keine grammatikalischen Spitzfindigkeiten zu überhören.
„In gewisser Weise finde ich das, ja.“
„Gut, nächste Frage: würdest du also sagen, ich sollte mir lieber etwas anderes suchen als das hier?“
„Auf jeden Fall!“
Hier kam ihre Antwort spontan und wie aus der Pistole geschossen.
„Weil ich als kleiner Hotelangestellter unter deinem Niveau bin? Und zudem als kleiner Muschelfischer dazu auch gar nicht tauge?“
Ihr stockte der Atem und sie starrte ihn ungläubig aus großen Augen an. Hatte sie da gerade richtig gehört???
„Was?“
„Ja, ja, du hast mich schon richtig verstanden!“
Er beugte sich vor und hätte beinahe sein Glas umgeworfen.
„Bin ich dir etwa auf einmal nicht mehr gut genug?“
Seine Augen glühten wie kaltes Feuer und Lara spürte, wie ein eisiger Schauer über ihren Rücken lief. Hier ging gerade etwas schief und zwar ganz gewaltig.
„Nein, ist doch alles nicht wahr! Nichts was du sagst stimmt! Was redest du da nur für…“
Ein Klopfen an der Tür unterbrach sie jäh.
„Nicht jetzt!“
Seine kalte, herrische Stimme nahm ihr fast den Atem - noch nie hatte sie einen solchen Tonfall an ihm gehört.
Es half nichts, die Tür öffnete sich zögerlich und ein Frauenkopf schaute vorsichtig herein. Es war Lorena von der Rezeption.
„Ich sagte doch, ich will nicht gestört werden“, fauchte er mindestens so heftig wie zuvor.
„Verzeihung“, wisperte sie mit deutlich zitternder Stimme, „aber da ist ein Anruf für Sie.“
„Später“, er klang eine Spur ruhiger, aber seine Lippen waren schmal.
„Aus Rom“, fügte sie hinzu, so als ob das die Lösung aller Rätsel der Menschheit wäre.
Für Alessandro schien es das auch zu sein. Einen Moment lang zögerte er, doch dann änderte sich sein Verhalten schlagartig. Er legte ihr kurz die Hand auf den Arm und sah sie an, als wolle er sie hypnotisieren.
„Tut mir leid, tesoro, ich muss da rangehen! Lauf bitte nicht weg, auch wenn es etwas dauern sollte, ja?“
Lara konnte nur fassungslos nicken und schon war er fort.
„Scusi!“, murmelte Lorena verlegen gerade noch hörbar in ihre Richtung und zog leise die Tür zu.
Was um alles in der Welt war das gerade gewesen? Wie konnte er sich erlauben, mit einer Kollegin in einem solchen Ton zu reden! Das war ja schon fast unverschämt gewesen, und die arme junge Frau hatte es sich auch noch widerspruchslos gefallen lassen! Mit der Gleichberechtigung war es anscheinend in ihrem geliebten Italien doch nicht so weit her! Würde er wohl mit ihr auch irgendwann mal so reden, wenn sie es schafften diesen Abend gemeinsam zu überstehen und zusammen zu bleiben?
Was ihr aber noch viel weniger gefallen hatte, waren seine sonderbaren, ja schockierenden Fragen gewesen. Was sollte das denn? Ob er ihr nicht mehr gut genug war? Wie konnte er sie nur so missverstehen!! Er war ihr eben zu gut für so einen Laden, in dem man sich wahrscheinlich Tag für Tag zum Sklaven seiner launischen Gäste machen musste! Das hatte er auf keinen Fall nötig und in Gottes Namen würde sie es doch wohl noch irgendwie schaffen, ihm das klar zu machen!
Wieder stieg Nervosität in ihr hoch und sie zwang sich, nicht aufzuspringen und im Raum hin und her zu laufen. Der Geruch des erkaltenden Essens stieg ihr in die Nase und fast drehte es ihr den Magen um. Schließlich hielt sie es doch nicht mehr aus und sie verließ ihren Platz am Tisch, um sich näher an den fast erloschenen Kamin zu setzen.
Entschlossen griff sie nach einem Scheit Holz und legte es vorsichtig auf die Glut, und dann noch eins. Langsam ergriffen die Flammen davon Besitz, das Feuer loderte
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