Eine Luege macht noch keine Liebe!
sich zuerst bedingungslos für mich entscheiden, dann erfährt sie alles andere!
Lara hatte wohl eine Bewegung hinter sich gespürt und fuhr erschrocken auf. Er trat zu ihr, berührte sie sanft an der Schulter und setzte sich dann in den Sessel ihr gegenüber.
„Da bist du ja!“
Es klang weniger vorwurfsvoll als erleichtert.
„Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat, aber es ließ sich leider nicht vermeiden“, er griff nach der Flasche und schenkte sich ein. „Aber jetzt bin ich da, also lass uns doch einfach darauf anstoßen, dass ab sofort der Rest des Abends nur uns beiden gehört.“
„Ja, das wäre wirklich schön“, gestand sie. „Ich komme mir hier ganz verloren vor ohne dich.“
Er lachte. Täuschte sie sich oder klang es ungeduldig? Sie sah ihm forschend ins Gesicht - er sah angespannt aus.
„Dieser Job hier – er tut dir nicht gut“, platzte sie spontan heraus.
„Was?“
Er schien ihr nicht zugehört zu haben.
„Ich finde, du siehst müde aus!“
„Ach was, nein, ich hab nur Hunger, ich musste das Mittagessen ausfallen lassen. Was hältst du davon, wenn ich uns jetzt etwas Feines organisiere und dabei können wir uns dann in Ruhe unterhalten, einverstanden?“
Lara hatte zugegebenermaßen wenig Lust auf ein Abendessen in dieser merkwürdig angespannten Atmosphäre, aber wenn er essen wollte, dann sollte er das ruhig tun und sie würde eben mitmachen.
„Also gut, wenn du möchtest. Aber meinst du, wir finden hier ein Eckchen, wo wir ein wenig Ruhe haben?“
Er sah flüchtig auf die Uhr.
„Fast schon neun, das Restaurant füllt sich gerade. Willst du hier drin essen? Es ist um diese Zeit der ruhigste Ort im Haus.“
Lara nickte erleichtert. Nun, da sie eigentlich schon entschieden hatte, hier nicht zu arbeiten, wollte sie auch so wenig wie möglich von diesem Hotel sehen und hören. Und wenn es sich vermeiden ließe, dachte sie in einer dunklen Ecke ihres Bewusstseins, dann würde sie ganz bestimmt auch nicht hier übernachten.
Alessandro zog ein schnurloses Haustelefon aus der Brusttasche, das Lara vorher noch nicht bemerkt hatte, und drückte eine Taste.
„Ich bin’s. Könntet ihr uns eine Kleinigkeit ins Kaminzimmer bringen? Nichts Großartiges, ein wenig Fisch vielleicht und vorweg eine schöne Portion Carpaccio“, er warf Lara einen fragenden Blick zu, den sie mit einem leichten Schulterzucken beantwortete. Ihr war es egal, sie würde ohnehin nur davon kosten.
Innerhalb weniger Augenblicke schwirrten zwei junge Mädchen herein und das ruhige Zimmer füllte sich mit flinker Geschäftigkeit. Sie schalteten die große Deckenbeleuchtung ein, schoben einen kleinen Tisch zwischen Alessandro und Lara, deckten ihn sorgfältig nach allen Regeln der Kunst und huschten nach einigem Hin und Her wieder hinaus.
Laras befremdeter Blick war ihm nicht entgangen.
„Du solltest öfter mit mir hier essen – so werde ich normalerweise nicht bedient“, scherzte er leichthin.
Sie blieb ihm eine Antwort schuldig.
„Nun mach doch kein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter“, bat er, langsam etwas irritiert. „Du weißt wohl nicht, wie das ist, wenn man versucht, seinen Job gut zu machen und sich hineinsteigert. Da vergeht die Zeit sehr schnell.“
„Vor allen Dingen, wenn man nicht derjenige ist, der dasitzt und wartet“, versetzte Lara mit zunehmender Gereiztheit.
Es störte sie, dass er die Situation und ihre Reaktion falsch interpretierte, aber ehe nicht das Essen serviert war, wollte sie das Gespräch nicht auf das eigentliche Thema lenken. Sie würden nur wieder gestört werden und konnten nicht ungehindert reden.
„Nein, für den natürlich nicht“, gab er zu und warf ihr einen sonderbaren Blick zu, „ich hatte allerdings nicht so wenig Verständnis deinerseits erwartet, um ehrlich zu sein. Was ist nur heute Abend mit dir los?“
Ein livrierter Kellner, der einen Servierwagen vor sich her in das Zimmer schob, enthob sie vorübergehend einer Antwort. Sie wartete, bis er ihnen beiden vorgelegt und sich dann diskret wieder entfernt hatte.
„Lass es dir schmecken“, machte er ihr noch ein Friedensangebot, ehe er sich dem Carpaccio widmete.
„Danke, du dir auch“, sie stocherte lustlos in ihrem Teller.
Er tat, als würde er es nicht bemerken
„Also, was wolltest du mit mir besprechen?“
Sie legte ihre Gabel beiseite und lehnte sich zurück. Nachdenklich sah sie ihn an. Ihr Instinkt sagte ihr, dass er nur halb anwesend war und sie ihn unter Umständen nicht
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