Eine Luege macht noch keine Liebe!
höher und es wurde heller im Raum.
Eine Zeitlang starrte sie in die Flammen, ohne einen klaren Gedanken fassen zu können. Dieser ganze Abend bis hierher war ein einziger Alptraum! Wie konnte es nur passieren, dass sie sich fast stritten und sie nicht mal mehr im Stande war, klar und deutlich ihre Meinung zu äußern, ohne dass sie gleich einen Weltuntergang heraufbeschwor!
Es war wie verhext: alles was sie sagen wollte, schien wie durch einen geheimen bösen Zauber in sein missverständliches Gegenteil verdreht zu werden! Sie seufzte laut und schüttelte ratlos den Kopf.
Wieder verging die Zeit, und sie saß und wartete und wartete und Alessandro kam nicht. Als sie irgendwann auf die Uhr sah, war es schon nach zehn. Gerade als sie schon fast entschieden hatte aufzubrechen, kam er zurück. Sein Blick verhieß allerdings nichts Gutes.
„Bist du sauer auf mich?“, versuchte sie halb im Spaß den Stier bei den Hörnern zu packen, als er sich ihr gegenüber in einen Stuhl fallen ließ. Er beugte sich vor und sah sie eindringlich an.
„Sauer auf dich? Nein, du Dummerchen“, er klang angespannt, „aber es ist etwas Unangenehmes passiert und ich muss noch heute Nacht nach Rom.“
„Nach Rom? Aber – wie – wie willst du das um diese Uhrzeit anstellen? Und warum gerade du – können die nicht irgendjemanden von der Geschäftsleitung schicken?“
Es erschien ihr so absurd, dass es ihr einen Augenblick lang so vorkam, als liege Rom auf einem anderen Stern. Und dass ihr der Blick, den Alessandro ihr zuwarf, vollkommen entging. Ausgerechnet jetzt! Er konnte doch nicht einfach so verschwinden und sich auf diese Weise elegant aus der Affäre ziehen und – nach Rom??!
„Ich nehme den Nachtexpress. Der geht in einer halben Stunde hier vom Bahnhof aus und wenn ich mich beeile, dann erwische ich ihn auch tatsächlich noch.“
Nun war es endlich ganz bis zu ihr durchgedrungen. Das war keine Finte, irgendetwas musste tatsächlich passiert sein! Sie hatte zwar keine Ahnung was, und wie ausgerechnet er das in Ordnung bringen sollte mitten in der Nacht, aber er würde schon wissen, was er tat.
„Was sitzt du dann noch hier rum? Sieh zu, dass du weiter kommst!“
„Nicht ohne mich ordentlich von dir zu verabschieden“, war die entschlossene Antwort, „und so wie das heute gelaufen ist, darf es schließlich nicht stehen bleiben zwischen uns! Wir haben noch etwas zu klären, wenn ich erst mal zurück bin.“
Unversehens und ohne es geplant zu haben fand Lara sich auf dem Boden zwischen seinen Knien wieder, an seine Brust gelehnt und mit seinen Armen um sie geschlungen. Sein vertrauter Geruch hatte etwas so Tröstliches, dass sie sich fragte, wie um alles in der Welt die Missstimmung des heutigen Abends hatte entstehen können.
„Ich muss dir aber unbedingt noch sagen, dass alles, was ich gesagt habe, nicht so gemeint war, wie du vielleicht denkst“, versuchte sie noch die Situation zu entschärfen.
„Mach dir keine Sorgen, es ist ja nichts passiert“, versicherte er an ihrem Ohr. Oder versuchte er, es sich selbst zu versichern?
„Jetzt sieh zu, dass du deinen Zug erwischst, sonst musst du nach Rom laufen!“
Er lachte kurz und freudlos, presste sie eine Sekunde lang fest an sich und zog sie dann hoch. Gleichzeitig wandten sie sich zur Tür.
„Soll ich dich vielleicht zum Bahnhof fahren?“, schlug sie spontan vor. So hätten sie vielleicht noch ein paar Minuten mehr, um sich zu verabschieden oder zu reden oder sich gegenseitig zu bestätigen, dass ihre Beziehung durch diesen unseligen Abend keinen Schaden genommen hatte.
„Nein, ein Kollege fährt mich hin, aber schön, dass du es vorgeschlagen hast! Und du setzt dich jetzt wieder an den Kamin, trinkst noch ein Glas und tust so, als ob ich gleich wiederkäme und wenn du müde bist, dann lässt du dir von Lorena dein Zimmer zeigen und schläfst dich aus! Ich melde mich, sobald ich zurück bin, okay?“
„Okay. Wie lange bleibst du eigentlich?“
„Weiß nicht“, er küsste sie und wandte sich zum Gehen, „das hier kann ein paar Tage dauern, mach dir also keine Sorgen, wenn ich nicht gleich morgen von mir höre lasse!“
„Gute Reise!“
„Ciao!“
Weg war er und ließ Lara mit einem unbestimmten Gefühl der Leere zurück.
Einen Moment lang war sie unsicher, was sie nun tun sollte. Sie hatte nicht die geringste Lust zu bleiben und die Nacht hier zu verbringen, andererseits erwartete sie zu Hause auch nichts und niemand. Und überhaupt,
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