Eine Luege macht noch keine Liebe!
rechten Worte in dieser Situation. Valerie verstand, wie tief verletzt Lara war, wenngleich sie Bert insgeheim Recht gab. Sie fand, es war besser, er hatte untertrieben, anstatt vor Lara anzugeben. Aber die Tatsache, dass er ihr die ganze Zeit über die Wahrheit verschwiegen hatte, war dennoch kaum zu entschuldigen. Und die Beleidigungen durch seine Großmutter noch viel weniger!
„Was wirst du nun tun, Liebes?“, fragte sie schließlich vorsichtig.
„Keine Ahnung“, war die düstere Antwort, „ich weiß nur, dass ich ihn nie, nie wieder sehen will und dass ich mich die nächsten hundert Jahre vor aller Welt verstecken möchte, weil ich mich so abgrundtief schäme! Und da hatte ich ein schlechtes Gewissen, weil ich ihm nicht alles von mir erzählt habe, stell dir das nur mal vor! Was war ich für ein Idiot!“
„Lara, nun sei nicht so streng mit dir selber, das wäre jedem passiert an deiner Stelle! Er war zu überzeugend, wie hättest du das ahnen sollen? Ich bin ja auch auf ihn hereingefallen, wenn ich nur daran denke, wie ich dir zugeredet habe, mit ihm etwas anzufangen, wird mir ganz schlecht!“
Nun musste Lara sogar lachen, ein bitteres, freudloses Lachen.
„Hör auf damit, Valerie, sonst gibst du am Ende noch dir selbst die Schuld daran und das würde es für mich nur noch schlimmer machen, als es ohnehin schon ist!“
„Aber was tun wir jetzt?“, fragend sah sie zu ihrem Mann hinüber, der ihren Blick ratlos erwiderte.
„Ich weiß es nicht. Das Problem ist, dass mich vorhin die Kanzlei angerufen hat. Wir müssen morgen schon zurück, weil ein Prozesstermin vorverlegt wurde.“
„Auch das noch! Es ist zum Haare raufen!“, Valerie schüttelte fassungslos den Kopf. „Was sollen wir denn jetzt nur machen? Wir können doch Lara unmöglich alleine hier lassen, in dieser Verfassung! Lara, willst du mit uns kommen? Du kannst wieder bei uns wohnen, so lange du nur willst! Ich glaube, es ist besser, wenn du jetzt eine Zeitlang nicht alleine bist, was meinst du?“
Lara antwortete nicht sofort.
„Keine Ahnung, ehrlich“, sie holte tief Luft, richtete sich auf und sah zum Fenster hinaus. „Ich muss darüber nachdenken, aber jetzt fahre ich erst mal nach Hause und nehme ein schönes, heißes Bad, ich habe viel Schmutz abzuwaschen. Dann sehen wir weiter.“
Sie war nicht umzustimmen. Als sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte, blieben Valerie und Bert noch eine Weile fassungslos sitzen.
„Was meinst du, wird sie mitkommen? Sie kam mir in den letzten Minuten wieder sehr ruhig und gefasst vor, vielleicht nimmt sie es ja doch nicht so tragisch, wie es den Anschein hatte.“
„Ich weiß es nicht, Bert. Und ich traue diesem Frieden nicht. Arme Lara, von einer Enttäuschung in die andere! Wenn ich das geahnt hätte!“
„Sie hat Recht, Valerie, mach du dich nicht auch noch verrückt damit! Sie ist erwachsen und hat selber entschieden, was sie tut und unterlässt.“
„Ja, schon, aber ... ich hätte das nie für möglich gehalten!“
„Ich verstehe das auch nicht. Was hat sich dieser Scheißkerl dabei nur gedacht? Wenn ich den in die Finger kriege, kann er was erleben!“
Valerie lächelte nachsichtig.
„Du wirst ihn nicht in die Finger kriegen, also denk darüber gar nicht erst nach. Viel wichtiger ist, was Lara jetzt tun wird!“
Lara entschied, zu bleiben. Es fiel ihr nicht leicht.
Und sie bereute es schon am ersten Tag, als sie feststellte, dass ihre Entscheidung, zu bleiben, leicht getroffen, aber vielleicht nicht ganz so einfach umzusetzen war. Es war plötzlich sehr einsam in der ihr fremden Umgebung. Tatsächlich war ihr erster spontaner Wunsch nichts anderes gewesen, als so weit wie möglich davonzulaufen und einfach von der Bildfläche zu verschwinden. Aber würde ihr das viel helfen?
Zu ihrer großen Zufriedenheit mochten ihre beiden Freundinnen sich auch gegenseitig und Valerie hatte es sich beim Abschied natürlich nicht verkneifen können, Gaia ihr seelisches Wohlbefinden besonders ans Herz zu legen. Nachdem sie und Bert gefahren waren, bestand Gaia darauf, dass Lara am späten Nachmittag zu ihr herüberkam.
Sie war zu Fuß zu Gaia gegangen, die beiden Häuser lagen nur ein paar hundert Meter auseinander und Lara war insgeheim sehr froh darüber, nach Valeries Abreise noch jemanden zu haben, mit dem sie sich ab und zu unterhalten konnte.
„Michele ist beim Sport und geht danach mit Freunden Essen und wir haben den ganzen Abend für uns alleine! Erstens finde
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