Eine Luege macht noch keine Liebe!
logisch. Unsere Fahrt nach Rom zum Beispiel: er hat so getan, als würde er das Hotel von früher kennen, dabei gehört es seiner eigenen Familie! Das ist doch mehr als unverschämt und sogar da haben alle dichtgehalten, stell dir das doch nur mal vor!“
„Darf ich dich mal etwas fragen? Es ist aber eine unangenehme Frage und ich hoffe, du nimmst sie mir nicht übel!“
Lara runzelte fragend die Stirn. „Versprochen, frag ruhig.“
„Was macht dich an der ganzen Sache eigentlich so furchtbar wütend? Er hat dich belogen, okay - er hat aber doch nicht behauptet, er sei der Direktor und ist in Wahrheit nur der Hausmeister, sondern er hat sich als Fischer ausgegeben und ist eigentlich der Goldfisch, so ist es doch, oder?“
„Ja, genau.“
„Und die Sache mit seiner Großmutter könnte er vielleicht auch aus der Welt schaffen – wenn du ihm davon erzählst, wird er sich bestimmt auf deine Seite stellen, meinst du nicht?“
„Gaia, solche Beleidigungen habe ich mir mein Leben lang noch nicht anhören müssen! Meinst du etwa, das würde aufhören, wenn ich seine Frau wäre? Bestimmt nicht, im Gegenteil, wenn sie mich jetzt schon auf diese Weise ablehnt, wie wäre das dann erst später?“
„Aber du würdest doch nicht sie heiraten, sondern ihn!“
„Worauf willst du hinaus?“
„Na ja, er ist doch in Wahrheit eine ansehnliche Partie, so einen Mann wünscht sich normalerweise jede Frau! Entschuldige, wenn ich das so sage, aber du regst dich fürchterlich auf, dabei ist das ein Mann, den viele Frauen an deiner Stelle mit Handkuss heiraten würden: gut aussehend, charmant, ein aufmerksamer Liebhaber und er hat auch noch Geld - wo ist das eigentliche Problem? Seine Lügen? Dass du dadurch vielleicht eine schlechte Figur gemacht hast und andere über dich gelacht haben? Da solltest du meiner Meinung nach drüber stehen. Und die Großmutter hat hoffentlich nicht das ewige Leben, da wären mir die Eltern schon wichtiger.“
Lara sah ihre Freundin fassungslos an. Die bemerkte ihren Blick und legte ihr beschwichtigend die Hand auf den Arm.
„Nicht böse sein, ich sage dir nur ganz ehrlich, was ich denke. Weißt du, ich bin nicht so gebildet wie du ...“
„Ach Unsinn!!“
„Nein, lass mich ausreden. Ich kann es noch nicht richtig erklären, mir kommt es so vor, als ob es einen ganz anderen Grund haben müsste, dass du dich darüber so aufregst. Eine Lüge kann man verzeihen, wenn man jemanden wirklich liebt und man muss es auch tun, weil man ja schließlich selber nicht perfekt ist.“
Lara stiegen plötzlich Tränen in die Augen. Gaia sagte die Wahrheit: sie hatte ja Alessandro dasselbe verschwiegen wie er ihr.
„Sprich weiter“, bat sie.
„Ist es wirklich nur deshalb, weil er dich belogen hat?“
Sie unterdrückte ein Schluchzen.
„Lara, wein doch nicht“, Gaia stand auf, kam zu ihr herüber und nahm sie kurz in die Arme. „Es tut mir leid, ich hätte das alles nicht sagen sollen. Ich wollte dich nicht auch noch verletzen, glaub mir!“
„Nein, das ist es nicht“, Lara schüttelte den Kopf.
„Was ist es dann? Schämst du dich, weil du meinst, du hättest dich blamiert? Das darfst du wirklich nicht denken, hörst du? Jeder anderen wäre an deiner Stelle das gleiche passiert, er war einfach zu raffiniert!“
Es dauerte einen Moment, ehe Lara wieder ruhig sprechen konnte. Sie holte tief Luft, schluckte tapfer und gab sich Mühe, ihre Stimme einigermaßen normal klingen zu lassen.
„Da siehst du mal, wie klug du bist!“, lächelte sie unter Tränen und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Alles, was du sagst, ist richtig.“
Gaia schwieg, sah sie aber aufmerksam und abwartend an.
„Du hast recht“, seufzte Lara schließlich, „da ist noch etwas anderes“, sie holte tief Luft. „Ich weiß nicht, ob ich es mir ohne dich so schnell eingestanden hätte, du hast mir sehr geholfen! – Bleiben wir bei den Beispielen, die du vorhin gebraucht hast. Ich habe schon mal praktisch als die Frau eines solchen Direktors gelebt und ich will auf keinen Fall vom Regen in die Traufe kommen! Ich habe genau das hinter mir gelassen, was mich mit dem wahren Alessandro erwarten würde.“
„Ich verstehe dich nicht ganz, glaube ich. Was meinst du damit?“
„Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie ungeheuer vornehm und nobel diese Hotels sind! Man wagt kaum zu atmen, geschweige denn laut zu sprechen. Solange ich mit Andreas zusammen war, musste ich immer eine Rolle spielen, es war alles
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