Eine Luege macht noch keine Liebe!
ich, du solltest jetzt vorerst mal nicht so viel alleine sein und zweitens muss ich zugeben, dass ich unbedingt ganz genau wissen will, was denn nun eigentlich passiert ist!“, hatte sie freimütig erklärt, was Lara trotz ihrer düsteren Stimmung ein Lächeln entlockte.
Ja, es würde ihr gut tun, mit dieser fröhlichen, warmherzigen jungen Frau zu plaudern, ihr das Herz auszuschütten und zu hören, was sie zu der ganzen Sache zu sagen hatte. Sie war überzeugt, dass sie ohne Zweifel genauso entrüstet sein würde, wie sie selbst.
„Gestern wollte ich nur noch weit, weit weg von allem, aber heute Morgen ist mir klar gewesen, dass es mir nichts helfen würde, davonzulaufen. Ich habe nicht viel geschlafen heute Nacht und da hatte ich genug Zeit, darüber nachzudenken. Ich kann nicht vor mir selber weglaufen, auch wenn ich es versuche.“
„Ja, da hast du sicher recht“, meinte Gaia nachdenklich. „Aber hier wird dich alles an ihn erinnern, jeder Ort, an dem du mit ihm gewesen bist, jedes Lokal, in dem du mit ihm gegessen hast – einfach alles eben!“
„Ich weiß und genau davor habe ich auch ein bisschen Angst“, gab sie ehrlich zu, „aber ich bin schon einmal vor etwas davongelaufen, ohne das Problem dadurch zu lösen und das Resultat war, dass es mich verfolgt hat.“
„Du meinst deinen Mann? Wie hieß er doch gleich – Andrea?“ Sie benutzte die italienische Form seines Namens.
„Genau den meine ich. Und außerdem würde das bedeuten, dass ich wieder einmal einen Mann über mein Leben bestimmen lasse. Ich hatte mich dafür entschieden, hier zu leben und ich habe den Mund so voll genommen, dass es nur meine eigene Entscheidung sei und dass Alessandro damit nichts zu tun hätte. Wenn ich jetzt gehe, dann habe ich vor allen Dingen mich selber angelogen. Und ich hasse Lügen.“
„Aber warum kannst du ihm denn nicht trotzdem einfach verzeihen?“
„Sieh mal, Gaia, er hat mich ja nicht einfach nur einmal ein bisschen beschwindelt – er hat mich über Monate hinweg regelrecht vorgeführt und nach Strich und Faden zum Narren gehalten! Nicht genug damit, dass er selber mir dieses Theater vorgespielt hat, er hat auch noch alle anderen um ihn herum dazu gebracht, in diesem Stück mitzumachen. Ich war die einzige in seiner Inszenierung, die nicht wusste, dass Theater gespielt wird, und er der perfekte Regisseur. Ein jeder hatte seine Rolle, angefangen bei seinen Freunden, seinen Großeltern in Goro bis hin zu seinem Bruder, den er als seinen Freund ausgegeben hat. Alle außer dieser fürchterlichen Großmutter, die ist ihm wohl etwas aus dem Ruder gelaufen und ohne sie wüsste ich vielleicht immer noch nicht Bescheid!“
„Na ja“, murmelte Gaia gequält. Mitfühlend sah sie ihre Freundin an. „Ich glaube, an deiner Stelle würde ich ihn umbringen!“
„Genau!“, schnaubte Lara wütend, „und da war keiner, nicht ein einziger, der mich gewarnt hätte! Wahrscheinlich haben die alle Angst vor ihm oder ich weiß nicht was!“, wütend hieb sie mit der Faust auf den Tisch, dass die Löffel auf den Untertassen klirrten. „Ich möchte nur mal wissen, für wen er sich eigentlich hält, dieser arrogante, verlogene stronzo!“
Gaia konnte sich ein herzhaftes Gelächter nicht verkneifen.
„Hör mal, cocca, solche Vokabeln solltest du eigentlich gar nicht kennen!“
„Na, ist doch wahr! Gestern war ich nur grenzenlos unglücklich, aber heute bin so was von wütend, ich könnte ihn glatt erwürgen, wenn er mir unter die Augen käme! Weißt du, je länger ich darüber nachdenke, desto mehr Kleinigkeiten fallen mir ein, die mir eigentlich hätten verdächtig sein müssen.“
„Welche denn?“ Gaia horchte auf.
„Na, zum Beispiel hatte er schon mal so unglaublich viel Zeit. Als mir das zum ersten Mal auffiel, habe ich ihn gefragt und er hatte eine ganz glaubhafte Erklärung dafür. Dann kam hin und wieder mal eine Andeutung über seine Arbeit im Hotel, aber er hatte trotzdem immer Zeit für mich. Natürlich kann einer frei nehmen, wann er will, wenn ihm der Laden gehört! Und er trug manchmal so teure Kleidung, auch das hätte mich warnen müssen.“
Lara hielt inne.
„Ist das alles?“ Gaia zog fragend die Augenbrauen hoch. „Wenn’s nicht mehr ist, dann glaube ich, allein davon hätte kein Mensch auf dieser Welt Zweifel an seiner Ehrlichkeit gehabt!“
„Das ist es ja gerade – jeder Punkt für sich war immer plausibel erklärbar, aber im Nachhinein sind sie alle zusammen natürlich
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