Eine Luege macht noch keine Liebe!
zusammenzureißen und stapfte steifbeinig hinter dem Makler her die Treppe hinauf. Ihre Knie zitterten. Warum hatte sie sich nur darauf eingelassen, sich dieses Haus anzusehen? Wenn er mir die Bäder zeigen will, fange ich wahrscheinlich an zu schreien, dachte sie. Sie war so benommen, dass sie im ersten Augenblick nicht wahrnahm, welche Türe er öffnete.
Höflich überließ er ihr den Vortritt.
„Bitte, kommen Sie herein.“
Lara tat einen Schritt nach vorne in den Raum und fand sich in der Bibliothek wieder. Sie atmete kurz durch und versuchte sich zu entspannen, doch es gelang ihr nicht. Eigentlich, dachte sie, hätte sie den Mut aufbringen und eine Besichtigung freiweg ablehnen sollen!
Ein Geräusch hinter ihr ließ sie herumfahren. Sie sah gerade noch, wie Alessandro die Türe schloss und sich davor aufbaute, um ihr den Weg nach draußen zu versperren.
„Du!“, entfuhr es ihr fassungslos und ihr Herz begann zu rasen. Sie bekam fast keine Luft mehr und wilde Panik stieg in ihr hoch. „Was zum Teufel tust du hier? Wo ist der Makler geblieben?“
Sie sah sich hilflos im Zimmer um, doch sie waren alleine.
„Er ist gegangen, du wirst schon mit mir vorlieb nehmen müssen. Und da du nun schon mal hier bist, können wir uns ja in aller Ruhe unterhalten, findest du nicht?“
Sie starrte ihn entgeistert an, dann dämmerte es ihr.
„Du hast mich in eine Falle gelockt! Dieses Haus ist nicht zu verkaufen, was?“
„Nein. Es ist mein Haus und noch habe ich vor, es zu behalten.“
„Verdammt!“, zischte sie.
Sein Haus! So weit hatte sie nicht gedacht, obwohl sie es hätte ahnen müssen. Sie war ihm auf ihre unnachahmlich naive Weise schon wieder auf den Leim gegangen, so naiv, dass es ihr fast körperlich wehtat. Ihre Hände waren feucht und ihr Mund war trocken. Nervosität, Wut und Schmerz ballten sich in ihrem Bauch zu einem explosiven Cocktail zusammen.
„Dein Haus“, stieß sie bitter hervor, „ich hätte es wissen müssen! Alles deins – die Autos deiner Freunde, die Häuser deiner Freunde, die Hotels deiner Freunde, vielleicht sogar die Frauen deiner Freunde, was?“
„Du vergisst ein kleines Detail: Nando ist nicht mein Freund, er ist mein Bruder, das solltest du inzwischen wohl wissen.“
„Oh ja, das weiß ich inzwischen! Und eine schöne Familie seid ihr, das muss man euch lassen - so ehrlich und aufrichtig!“, giftete sie zynisch. Ihr Atem ging heftig. „Vor allen Dingen beneide ich dich um deine Großmutter, ich kenne keinen liebenswerteren Menschen als sie!“, ihre Stimme troff vor Ironie.
Einen Moment herrschte eisige Stille. Alessandros Lippen wurden schmal, er kniff die Augen zusammen und sah sie prüfend an.
„Was ist mit meiner Großmutter – du hast doch nicht etwa mit ihr gesprochen?“
„Lass dich bitte korrigieren: sie hat mit mir gesprochen und mir dabei die tollsten Beleidigungen ins Gesicht geschleudert!“
Alessandro senkte schweigend den Kopf, aber innerlich kochte er. Das also hatten ihm alle verschwiegen! Er hatte gespürt, dass da irgendetwas vorgefallen sein musste, als er abgereist war, doch keiner hatte den Mut gehabt, es ihm zu verraten.
Und es war offensichtlich sogar noch schlimmer, als er befürchtet hatte!
„Tut mir aufrichtig leid! Eigentlich wollte ich um jeden Preis vermeiden, dass du mit ihr zusammentriffst, aber an diesem Abend ist alles schief gegangen, was nur schief gehen konnte. Das war alles so nicht geplant gewesen, und ich wollte auch auf keinen Fall wegfahren!“
„Naja, du warst ja schließlich der einzige, der den Untergang Roms aufhalten konnte“, stieß sie zornig hervor.
„Ich kann mich nur für das entschuldigen, was wahrscheinlich passiert ist. Ich kann nur raten – sie war nicht zimperlich, wie?“
Lara wandte sich schnaubend ab. Seine Großmutter war ihr fast schon gleichgültig, doch sein Anblick hatte sie viel tiefer getroffen, als sie es sich selber eingestehen wollte. Sogar in ihrem ganzen Aufruhr und ihrer Ablehnung konnte sie sehen, dass er unter den Vorkommnissen der letzten Zeit sehr gelitten haben musste.
„Lass mich hier raus, ich rede nicht mehr mit dir. Ich will sofort gehen!“
„Erst, wenn wir uns unterhalten haben.“
Alessandros Ton klang vollkommen ruhig, was in ihm vorging, ließ er sich nicht anmerken. Lediglich seine tiefblauen Augen funkelten in einer Weise, wie Lara es noch nie an ihm gesehen hatte und die Falten an seinen Mundwinkeln waren tiefer als in ihrer Erinnerung.
„Ich will mich
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