Eine Luege macht noch keine Liebe!
schwanger.
Das Beispiel seines Vaters und dessen Anstand vor Augen, schlug Alessandro dem Mädchen die Heirat vor. Seinen Eltern gefiel dieser Gedanke nicht, bei ihnen damals war das etwas anderes gewesen, eine völlig andere Zeit und vor allem die große Liebe. Sie versuchten nicht direkt, es ihm auszureden, aber seine Mutter suchte mehrmals ein Gespräch unter vier Augen, um ihm ihre Bedenken klarzumachen. Antonia ging es dabei nicht darum, aus welchen Verhältnissen das Mädchen stammte, sie war ja selbst nicht standesgemäß gewesen, sondern sie hatte vielmehr den Eindruck, dass Angela nicht die richtige Frau für Alessandro war. Sie spürte instinktiv, dass er sie nicht so liebte, wie sein Vater damals sie geliebt hatte und das Ehrgefühl allein erschien ihr für einen solchen Schritt einfach zu wenig, vielmehr sie wünschte ihm die gleiche Liebe, die sein Vater bei ihr gefunden hatte und sie bei ihm.
Alessandro dagegen ließ sich nicht beirren, bestand auf der Hochzeit und so wurde alles arrangiert. Er kaufte ein großes Haus und richtete es ihr ein. Die zukünftige Braut hörte auf zu studieren, widmete sich ihrer Freizeit, dem Geldausgeben und ihrer Schwangerschaft und alles schien in bester Ordnung zu sein. Die Gäste wurden geladen, Standesamt, Kirche, Hochzeitsessen, Blumenarrangements organisiert, ja sie hatte sogar schon die Gastgeschenke ausgesucht, als Angela ein grober, folgenschwerer Fehler unterlief und wie so häufig spielte ein Zufall die entscheidende Rolle.
Maria, Angelas Mutter, war von Antonia zutiefst beeindruckt gewesen. Dass diese sie bei den wenigen Gelegenheiten, bei denen sie sich für die Hochzeitsvorbereitungen zwangsläufig getroffen hatten, so höflich und zuvorkommend behandelt hatte, imponierte ihr sehr. Sie war eine einfache, schlichte Frau, dafür aber mit einem sehr ordentlichen und korrekten Charakter gesegnet. Und genau ihr musste es nun passieren, dass sie eines Morgens beim Aufräumen des gemeinsamen Badezimmers zu Hause Angelas Reisetäschchen samt ihrer ganzen Habseligkeiten vom Fensterbrett stieß und sich sein gesamter Inhalt auf den Boden verstreute.
Es waren diejenigen Utensilien, die sie stets bei sich trug, wenn sie mit Alessandro übers Wochenende oder sonst ein paar Tage wegfuhr, also alles, was sie unbedingt brauchte. Nur – wenn sie schwanger war, wozu brauchte sie dann eine eben erst angebrochene Packung Tampons?
Ihr Gewissen ließ Maria kaum schlafen in dieser Nacht, doch am nächsten Morgen hatte sie einen Entschluss gefasst. Da Antonia sie immer mit größtem Respekt behandelt hatte, fühlte sie sich ihr gegenüber zur Aufrichtigkeit verpflichtet. Dieses Gefühl war es schließlich, das ihr die ganze Nacht keine Ruhe gelassen hatte und so rief sie Antonia am nächsten Morgen an und bat sie, reichlich aus der Fassung, um ein Gespräch, in dem sie ihr von ihrer Entdeckung berichtete. Zuerst stieß ihre Geschichte auf einige Skepsis, man überlegte hin und her, doch dann baten die beiden Frauen die künftige Braut zum Gespräch.
Diese behauptete erst, das Päckchen sei nicht ihres, sondern das einer Freundin und sie sei tatsächlich schwanger. Als man sie dann aber immer eindringlicher nach Namen und Adresse ihres Arztes fragte, sagte sie, sie habe wirklich geglaubt, ein Kind zu erwarten und zufällig am Morgen zuvor ihre Tage bekommen. Schließlich und endlich gab sie aber zu, dass sie die Schwangerschaft nur vorgetäuscht hatte, um Alessandro, der für sie eine traumhaft gute Partie darstellte, zu einer Ehe zu bewegen.
Das war vor fast zehn Jahren gewesen, Alessandro war gerade Mitte zwanzig und überzeugt, dass niemand es wagen würde, sich ihm gegenüber eine derartige Lüge zu erlauben, glaubte seinen Eltern aber merkwürdigerweise sofort. Die Hochzeit wurde abgesagt und die Gäste wieder ausgeladen
Alessandro änderte sein Leben von Grund auf und radikal. Schließlich hatte er sich nur widerwillig auf die Familiengeschäfte eingelassen und musste nun die bittere Erfahrung machen, dass der Luxus, den er genoss, ohne darüber nachzudenken, auch hässliche Schattenseiten mit sich brachte. Es gab Menschen, denen jedes Mittel recht war, sich ohne Skrupel die Vorteile zu verschaffen, in die er ohne eigenes Zutun einfach hineingeboren war.
Er warf alles hin, renovierte in der Nähe von Goro das kleine, unscheinbare Fischerhaus, das früher den Eltern seiner Großmutter gehört hatte und ging wieder mit seinem Großvater zum Fischen. Von seiner übrigen
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