Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Luege macht noch keine Liebe!

Eine Luege macht noch keine Liebe!

Titel: Eine Luege macht noch keine Liebe! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Gambrinus
Vom Netzwerk:
an.
    Einen Moment lang schwiegen beide. Laras Kopf schwirrte, sie würde Zeit brauchen, ihre Gedanken zu ordnen.
    „Weiß Alessandro eigentlich, dass du hier bist, um mit mir zu reden?“
    „Nein, Gott bewahre! Er ist viel zu stolz, das hätte er nie geduldet. Ich fürchte mich zwar nicht vor ihm, aber seine Laune ist auch so schon übel genug, da wollte ich nicht auch noch Öl ins Feuer gießen.“
    „Nun werden mir manche Dinge natürlich klar“, sinnierte Lara nachdenklich, „warum er zum Beispiel so lange verhindert hat, dass ich bewusst mit irgend jemandem aus seiner Familie in Berührung komme. Mit seinen Großeltern in Goro ließ er mich damals keine Sekunde alleine und von Nando behauptete er, er sei ein Freund. Wäre ich mit dir zusammengetroffen, hätte ich mit Sicherheit etwas geahnt.“
    „Darum fuhr er auch immer dieses unauffällige, kleine Auto“, ergänzte Antonia, „obwohl er sich erst im Sommer diesen großen Geländewagen zugelegt hatte.“
    „Und für alles andere, was mir auffiel, hatte er immer eine plausible Erklärung parat“, fügte Lara kopfschüttelnd hinzu. „Er muss die ganze Zeit seine Vorgehensweise bis ins Detail richtiggehend geplant haben. Ganz schön anstrengend, was?“
    „Ja, das war es wohl auch.“
    „Na ja“, räsonierte Lara sarkastisch, „immerhin waren ein paar Kleinigkeiten ja auch wahr, schließlich waren seine Großeltern echt, das Hotel, in dem er arbeitet, gibt es wirklich und er weiß tatsächlich, wie man einen Fisch fängt.“
    Sie lachte bitter und Antonia runzelte mitfühlend die Stirn.
    „Naja, aber sonst?“ Sie sah auf ihre Armbanduhr. „Es ist spät geworden, sieh mal, es wird schon bald dunkel“, stellte sie fest und machte Anstalten aufzubrechen. „Ich werde jetzt gehen, damit du dich ausruhen kannst, du siehst müde aus.“
    „Darf ich dir noch eine letzte Frage stellen?“
    „Natürlich, welche denn?“
    „Wie ist Alessandro wirklich?“
    Antonia zog mit einem sonderbar zufriedenen Lächeln eine Braue hoch.
    „Wenn ich deine Frage richtig interpretiere, dann ist dein Interesse an ihm möglicherweise doch noch nicht ganz erloschen?“
    Lara zog es vor, eine Antwort schuldig zu bleiben.
    „Nun“, sie überlegte kurz, „er ist ein schwieriger Mensch, das war er schon als kleiner Junge: stolz, dickköpfig, selten bereit, Kompromisse zu machen. Was sich stets als richtig erwies, denn dieses eine Mal, als er gegen seine innerste Überzeugung handelte, führte zu jener unseligen Verlobung. Er liebt die Natur, auch damit hat er uns oft verblüfft, und er macht sich nicht viel aus materiellen Dingen. Er genießt sie, wenn er kann, aber er braucht sie nicht, das hat ihn uns gegenüber immer unabhängig gemacht, nach unserem Geschmack sogar zu sehr. Nicht er ist erpressbar, wir sind es. Was er will, das tut er und kein Preis ist ihm zu hoch, darum war es auch nie eine Frage für uns, dich als Schwiegertochter zu akzeptieren, deutsch hin, geschieden her. Wir hatten die Wahl, unseren Sohn ein weiteres Mal zu verlieren oder eine Tochter hinzu zu gewinnen. Aber vermutlich“, sie seufzte tief, „ist dieses Thema ja nun wohl für immer erledigt.“
    Lara schluckte und Antonia verzichtete taktvoll darauf, ihren Versuchsballon weiter zu verfolgen. Sie erhob sich und reichte ihr die Hand.
    „Auf Wiedersehen“, sagte sie schlicht. „Ich würde dir gerne meine Freundschaft anbieten, und auch meine Hilfe, solltest du sie denn jemals brauchen, aber das erscheint mir im Moment wenig angebracht. Jedenfalls bin ich froh, dich besucht zu haben und ich wünsche dir alles erdenklich Gute!“
    Eine Sekunde lang hatte Lara den Eindruck, Antonia wolle sie umarmen und warte nur auf ein Zeichen von ihr, doch der Moment verstrich.
    „Danke. Ich ...“ Tränen traten ihr in die Augen.
    „Schon gut, ich verstehe. Wenn du deine Meinung einmal änderst, hier ist meine Nummer …“
     
    Nachdem Antonia sie verlassen hatte, war Lara sehr aufgewühlt. Diese Frau hatte ihr maßlos imponiert und sie dachte mit Abscheu an Andreas’ Mutter. Sie war so gänzlich anders gewesen als diese sympathische, kluge Person, die das Herz hatte, zu einer Fremden ans Krankenbett zu kommen und ihr mit großer Aufrichtigkeit die Geschichte ihrer Familie zu erzählen! Was wäre sie für eine Schwiegermutter gewesen!
    Es fiel ihr schwer, ihre Gedanken zu ordnen. Sie fühlte undeutlich, dass sie etwas unternehmen musste, irgendetwas. Aber was? Was war in dieser Situation das Richtige?

Weitere Kostenlose Bücher