Eine Luege macht noch keine Liebe!
solange er gewisse Grenzen nicht überschritt. Und diese Grenzen bestimmte sie ganz allein!
Auch Alessandro war nachdenklich, als er nach Hause fuhr. Er würde Geduld brauchen, stellte er zum wiederholten Male fest, Geduld oder auch das Glück der richtigen Situation im richtigen Moment. In seinen Augenwinkeln spielte ein Lächeln. Sie würde die Anstrengungen hoffentlich wert sein, die es ihn vielleicht noch kosten würde, sie herumzukriegen. Er gestand sich ein – wenn auch ungern – dass Lara etwas an sich hatte, das er äußerst anziehend fand. Er wollte sie um jeden Preis verführen, allerdings ohne irgendwelche Komplikationen, denn die konnte er nun wirklich nicht gebrauchen!
Er fragte sich, was sie inzwischen über ihn wusste. Bei keinem seiner Freunde hatte sie je nach ihm gefragt oder gar Erkundigungen eingezogen. Das zeigte eigentlich deutlich, wie wenig Interesse sie an ihm hatte, kam ihm allerdings sehr entgegen, denn so hatte er mehr Möglichkeiten, die Informationen zu steuern, die sie erreichten. Danach würde er sich richten, während er das ‚Unternehmen Lara‘ weiterhin verfolgte.
Entschlossen runzelte er die Stirn. Seinen Spaß würde er mit ihr auf jeden Fall noch haben, das stand fest, ob sie nun nachgab oder nicht, denn allein schon die verbalen Plänkeleien, die sie sich mit ihm lieferte, amüsierten ihn königlich!
Lara gefiel es in Ferrara auch bei ihrem zweiten Besuch. Sie hatte einmal eine Dokumentation im Fernsehen verfolgt und ihre Begeisterung war bei Andreas auf Unverständnis gestoßen. Zu klein und zu provinziell, fand er. Nun gut, sie konnte sich ihre Ziele ja jetzt endlich selbst aussuchen.
Sie hatten einen bewölkten Tag erwischt und es war kühl geworden. Düstere Wolken hingen tief am Himmel und kündigten einen Hauch von Winter an. Sie lehnten an der Mauer des Burggrabens, der das Wasserschloss der Herzöge von Este umgab. Es war die prachtvolle Vorlage für das kleine Jagdschloss zu Mesola gewesen und Lara war, wie schon bei ihrem ersten Besuch hier, tief beeindruckt.
„Weißt du eigentlich, dass Lucrezia Borgia hierher verheiratet wurde?“
Alessandro schaute nach oben zu den vielen Fenstern des Gebäudes, so entging ihm der ungläubige Blick, den sie ihm zuwarf. Er interessierte sich für Geschichte?
„Wenn ich mal viel Zeit habe, dann möchte ich mich ein wenig mit der Geschichte der Este beschäftigen", gestand sie.
„Fein. Dann kannst du mir ja Nachhilfeunterricht darin geben“, er lächelte sie von der Seite her an. „Ich bin schon neugierig, was du mir alles erzählen wirst.“
Sie antwortete nicht, und so schlenderten sie weiter um das Schloss herum. Auf der Rückseite trafen sie auf eine einzelne, alte Kanone.
„Gegen wen sie die wohl benutzt haben?“
„Bestimmt nicht gegen die Papsttruppen“, mutmaßte er mit ernsthafter Miene, „warum sollte Alfonso seinen Schwiegervater beschießen?“
„Naja, bei dem Schwiegervater wäre das aber auch durchaus denkbar gewesen, oder?“
„Stimmt, und der Schwager war ja bekanntlich auch nicht von schlechten Eltern!“
Sie lachte. Er erschien ihr heute anders als sonst. Er war witzig, aber zurückhaltend, enthielt sich jeder zweideutigen Bemerkung, stellte ihr keine indiskreten Fragen, sondern erwies sich als aufmerksamer Begleiter durch die Gassen der Stadt. Sie vergaß beinahe, auf der Hut zu sein und fühlte sich einfach nur unbeschwert wohl. Als ihre Füße vom Herumlaufen zu schmerzen begannen, setzten sie sich in ein Caffè am Domplatz, um ein wenig zu rasten. Fast fühlte sie sich in seiner Gesellschaft tatsächlich, als seien sie schon alte Bekannte.
Als er sie gegen Abend zu ihrem Auto zurück brachte, stieg sie nicht sofort aus.
„Das war wirklich ein sehr schöner Nachmittag“, meinte sie aufrichtig. „Und danke, dass du heute nicht mehr versucht hast, mich auszufragen.“
Er antwortete ihr nicht sofort, sondern starrte vor sich hin.
„Weißt du“, meinte er schließlich nachdenklich, „man kann nicht erzwingen, was man gerne haben möchte. Das bringst du mir gerade bei.“
Nun erst sah er sie an. In seinen Augen fehlte das heitere, siegessichere Funkeln, das ihr schon mehrmals aufgefallen war, seine Miene war ernst. „Aber es freut mich, wenn dir der Nachmittag gefallen hat.“
„Ja, das hat er“, sie wusste nicht, was sie ihm sonst auf diese eigenartige Aussage antworten sollte.
„Fein“, er blieb wortkarg. „Wir sehen uns, okay?“
„Ja, okay. Ciao!“
Da er
Weitere Kostenlose Bücher