Eine Luege macht noch keine Liebe!
es offenbar eilig hatte, sie zu verabschieden, stieg sie aus und schloss die Wagentür. In ihrem Rücken hörte sie, wie er davonfuhr und sah ihm verwirrt nach. Bisher hatte er stets darauf gedrängt, gleich für den nächsten Tag eine Verabredung mit ihr zu treffen. Das tat er heute nicht?
Schulterzuckend stieg sie in ihr Auto und fuhr ebenfalls nach Hause.
Die nächsten Tage hörte sie nichts von ihm. Gelegentlich machte sie einen Abstecher zu Loris, jedoch ohne Alessandro dort anzutreffen. Er war wie vom Erdboden verschluckt und sie gestand sich widerwillig ein, dass ihr das ganz und gar nicht gefiel. Abgesehen von seinen eindeutigen Zweideutigkeiten war ihr seine Gesellschaft sehr angenehm gewesen, das musste sie zugeben.
Nun, wenn er jemanden auf die Folter spannen wollte, dann gewiss nicht sie, entschied Lara. Sie würde ihre Zeit auch gut ohne ihn verbringen können. Trotzdem fehlten ihr seine witzigen Bemerkungen und sie registrierte mit Unbehagen, dass sie für ihren Geschmack viel zu häufig an ihn dachte.
Als ihr das bewusst wurde, fuhr sie nicht mehr zu Loris. Wenn der Kontakt damit abgerissen war, sollte ihr das auch recht sein. Zumindest hatte sie ein paar unbeschwerte Stunden verbracht und die eigentliche Ursache, warum sie hier war, rückte immer mehr in den Hintergrund. Seit ein paar Tagen dachte sie nicht mehr so oft an ihre gescheiterte Ehe. Ihre tiefe, bleierne Traurigkeit und das kalte Gefühl von Einsamkeit und Leere hatten nachgelassen. Und darüber war sie mehr als froh!
Ein Abendessen mit Folgen
Valerie traf am späten Nachmittag ein, von Lara schon sehnlich erwartet.
Was sich da in der letzten Zeit mit ihrem neuen Verehrer zugetragen hatte, rumorte in ihr und sie brannte darauf, mit jemandem darüber zu sprechen. Und wer konnte ihr besser zuhören und sie besser verstehen als ihre lebenserfahrene, unkomplizierte Freundin?
Sie umarmten sich herzlich und als das Auto ausgeräumt war, setzten sie sich in die Küche und tranken ein Glas zur Begrüßung. Auf dem Tisch prangte ein Blumenstrauß, den Lara noch am Vormittag besorgt hatte und Valerie atmete erleichtert auf.
„Na, jetzt bin ich aber froh, dass ich da bin. Die letzten fünfzig Kilometer sind für mich immer die längsten. Ich werde eben auch nicht jünger.“
Lara lachte. „Nun hör aber auf! Du siehst keinen Tag älter aus als vierzig und du weißt das auch!“
„Schätzchen, sag nicht so etwas, immerhin werde ich bald fünfzig!“
„Ja, schon klar! Aber du hast dich eben gut gehalten, wie man so schön sagt.“
„Vielen Dank für die Blumen. Und für die auch“, sie nickte zur Tischmitte hin. „Hast du die bei Loretta gekauft?“
„Natürlich. Sie bindet herrliche Sträuße, genau wie du gesagt hast. Oh Valerie, ich freue mich so, dass du da bist.“
Sie sah Lara forschend an.
„Wurde aber auch Zeit, wie ich sehe. Du bist blass und viel zu mager, ist dir das klar? Heute Abend gibt’s es erst mal ein Vier–Gänge–Menü", entschied sie resolut, „du musst unbedingt zusehen, dass du wieder etwas auf die Rippen bekommst! Und ein Besuch beim Friseur könnte dir auch nicht schaden. Aber jetzt gehe ich mich erst mal frisch machen und dann ziehen wir los und du erzählst mir, was es so an Neuigkeiten gibt.“
Sie aßen in einem kleinen Restaurant hinter der Kirche. Hier war Lara noch nicht gewesen, das Lokal war neu renoviert worden und besaß ein mit viel Liebe zum Detail gestaltetes Ambiente.
„Ach, ist das herrlich hier!“, schwärmte Valerie, „und jetzt lass mal hören. Ich will alles ganz genau wissen, du kennst mich ja.“
Während sie genüsslich speisten, berichtete Lara so detailliert und wahrheitsgetreu wie möglich jede Einzelheit ihrer vergangenen Wochen.
„Weißt du, ich bin unglaublich froh, dass es dir wieder so gut geht, in der allerersten Zeit hast du uns echt Sorgen gemacht“, resümierte Valerie ernst.
Lara nickte beschämt. Sie hatte tatsächlich anfangs tagelang das Bett nicht verlassen, nichts essen und niemanden sehen wollen.
„Ja, ich weiß. Ich war scheußlich und du hast den ganzen Mist ohne zu murren mitgemacht. Dafür bin ich dir unendlich dankbar. Ich weiß nicht, was ich damals ohne dich und Bert gemacht hätte.“
„Ach was, dazu sind Freunde schließlich da. Es ist gut, dass du dich wieder gefangen hast. Merk dir eins, kein Mann auf dieser Welt ist solchen Kummer wert. Außer vielleicht Bert, aber das ist etwas anderes. Und dieser Alessandro scheint mir
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