Eine Luege macht noch keine Liebe!
mehr aushältst. Was wir im Urlaub toll finden und womit wir jeden verdammten Alltag umgehen können, muss nicht unbedingt dasselbe sein.“
„Das ist mir klar. Ich weiß noch nicht genau, ob es nur eine Laune ist, oder ob es wirklich tief aus mir heraus kommt. Aber ich fühle mich hier so ungeheuer wohl, dass mir der Gedanke, das alles verlassen und mein altes Leben wieder führen zu müssen, zutiefst zuwider ist. Ich habe sehr viel nachgedacht in den letzten Wochen und eins kannst du mir glauben: die Art und Weise, wie ich mit Andreas gelebt habe, will ich auf gar keinen Fall mehr. Auch wenn ich wieder zurückkomme, muss sich unbedingt ganz radikal etwas an meiner Lebensweise ändern.“
„In welcher Beziehung?“
Lara dachte einen Moment nach und suchte nach den richtigen Worten.
„Es kommt mir alles, was ich getan habe, so unendlich oberflächlich vor. Einfach alles. Weißt du, eigentlich ging es immer nur darum, möglichst viel für irgendwas meist Unnötiges bezahlt zu haben. Wenn ich an die Abende denke, die ich in Nobel-Kneipen oder schicken Restaurants verbringen musste, mit Menschen, die ich eigentlich nicht mochte, mit Frauen, die nur ihren Schmuck vorführen und mit Männern, die sich nur mit ihren Heldentaten brüsten wollten – da läuft es mir ganz kalt den Rücken runter.“
„Mir scheint, du suchst da momentan tatsächlich nach ganz neuen Wegen und das finde ich sehr gut! Du hast einfach zuviel Zeit damit verbracht, erst die wohlerzogene Tochter zu sein und dann die angepasste Ehefrau.“
„Genau. Ich glaube, wenn mir das alles schon viel früher klar gewesen wäre, dann hätte ich Andreas vielleicht gar nicht geheiratet. Dann hätte ich all diese Jahre nicht verloren, die ich mit ihm verbracht habe.“
„Das ist Blödsinn. Es bringt nichts, den alten Fehlern nachzutrauern. Der Mensch lernt dazu und verändert sich, solange er lebt. Wenigstens, wenn er ein bisschen Grips im Schädel hat. Und um sich zu verändern, braucht man eben manchmal einschneidende Erlebnisse und schmerzhafte Erfahrungen. Wärest du damals vor dieser Entscheidung gestanden, dann hättest du es wohl genauso wieder gemacht, weil du früher der Mensch dafür warst. Du bist aber erst jetzt dabei, dich zu verändern. Damit siehst du logischerweise jetzt die Dinge ganz anders und wirst andere Entscheidungen treffen.“
„Und was, meinst du, soll ich tun?“
„Oh nein, meine Süße, verlange bitte nicht von mir, dass ich dir dazu einen Rat gebe. Kein Mensch kann dir dabei helfen, sondern diese Entscheidung musst du ganz alleine treffen. Das ist viel zu wichtig, als dass irgendjemand dir sagen könnte, tu dies oder tu jenes. So wie ich das sehe, da du nun schon mal an diesem Punkt angelangt bist, kannst du ihn nicht wieder beiseite schieben und so tun, als wäre nichts passiert. Es würde an dir nagen und eines Tages würdest du es zutiefst bereuen, nichts verändert zu haben. Ich finde nur, du solltest dir dabei Zeit lassen. Es ist dein Leben und auch du hast nur eins.“
„Das wird nicht so einfach werden!“
„Ich weiß.“
Lara legte sich auf den Rücken und betrachtete schweigend den Himmel über sich. Sie wusste tief drinnen bereits, was sie wollte, sie wusste nur noch nicht, ob sie es schaffen würde, es auch wirklich zu tun.
„Du, da kommt jemand zu uns herüber", unterbrach Valerie ihre Gedanken. Sie setzte sich auf und kniff ihre Augen ein wenig zusammen, da die Sonne sie blendete.
„Das darf doch nicht wahr sein“, entfuhr es ihr. Valerie sah sie neugierig an. „Wer ist das? Kennst du ihn?“
Inzwischen hatte der Mann sie erreicht.
„Buongiorno, fanciulle. Ein schönes Fleckchen für ein Picknick habt ihr euch da ausgesucht.“
„Buongiorno, Alessandro“, antwortete Lara. „Das ist meine Freundin Valerie. Valerie, das ist Alessandro.“
„Freut mich, Sie kennen zu lernen, Signora", er schüttelte ihr die Hand, „Lara hat mir schon erzählt, dass Sie kommen würden. Sie haben Glück mit dem Wetter, die letzten Tage waren nicht ganz so schön wie heute.“
Valerie rückte ein Stück beiseite und bot ihm an, Platz zu nehmen.
„Nein, danke ich gehe gleich wieder, ich möchte nicht stören. Wenn zwei Damen sich treffen, haben sie sich meistens viel zu erzählen.“
„Was machst du hier?“ Lara war noch immer überrascht.
„Ich bin zufällig vorbei gekommen. Ein Freund hat mir gestern erzählt, dass er heute hier auf Karpfen angeln will und da habe ich spontan beschlossen, ihn kurz zu
Weitere Kostenlose Bücher