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Eine magische Begegnung

Eine magische Begegnung

Titel: Eine magische Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Skully
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vorbeigefahren, bevor sie antwortete. “Ich glaube nicht, dass ich deshalb schlecht träumen werde. Mir tut nur Grandpa furchtbar leid, weil Hiram doch sein Freund war. Und er macht sich Sorgen um Chester und Linwood, weil die beiden Hiram ja noch viel länger kennen als er.”
    Tanner fragte sich, ob Erika das Schreckliche, was passiert war, vielleicht verdrängte. Es musste doch Auswirkungen auf sie haben. Und er wollte, dass sie jetzt darüber redeten, damit es nicht später zu einem echten Problem für sie wurde. “Die Sache wird Zeit brauchen, aber dein Grandpa kommt ganz bestimmt darüber hinweg. Reden wir über dich.”
    Sie lehnte sich in ihrem Sitz zurück, dann drehte sie sich zu ihm und sah ihm eine Sekunde, bevor er sich wieder auf die Straße konzentrieren musste, in die Augen. “Ich sage es dir sofort, wenn es mir schlecht gehen sollte, Dad. Das verspreche ich dir.”
    Tanner sah sie wieder kurz an. “Wie alt bist du?”
    Sie lachte. Es war wunderbar, sie lachen zu hören. “Du weißt, wie alt ich bin.”
    “Manchmal vergesse ich es.” Was er jedoch nie vergaß, war, was für ein erstaunlicher Mensch sie war.
Verwechsle nicht die Bemühungen mit dem Ergebnis.
Seine Lebensweisheit, sein ach so wichtiger Grundsatz, mit dem er sie unter einen derartigen Druck gesetzt hatte, den man keinem Kind zumuten durfte. Er hätte ihr damit ihre Lebensfreude nehmen können. Doch sie wäre auch so zu einem unglaublich wunderbaren Menschen geworden. Trotz ihres Vaters.
    Hatte er mit Karen das Gleiche gemacht? Versucht, sie nach seinen Vorstellungen zu formen, statt sie so zu akzeptieren, wie sie war?
    Vielleicht hättest du versuchen müssen, einen Kompromiss zu finden.
    Er hatte nie akzeptieren können, wie sie an jenem Tag gegangen war und Erika allein gelassen hatte. Doch hatte er dazu beigetragen, dass es so weit gekommen war? Ihre Absichten und Pläne waren so ganz anders als seine gewesen. Sie hatte an alle möglichen irrationalen Dinge geglaubt – von Geistern über Vorahnungen bis zu den medialen Fähigkeiten, die angeblich in ihr schlummerten.
    Lass los, Tanner.
Das hatte er getan, doch nur kurze Zeit. Dann hatte er versucht, Karen ihre Pläne auszureden. Was wäre gewesen, wenn er es nicht getan hätte? Was, wenn er ihr ihren Willen gelassen und zugestimmt hätte, Erika jedes Wochenende zu ihr zu bringen? Wog eine schlechte Erfahrung wirklich stärker als alle guten Erfahrungen zusammen? Machte eine negative Sache wirklich all das Gute zunichte? Dieser Gedanke war ihm vorhin in der Küche durch den Kopf gegangen. Tanner wusste nicht genau, wie die Antwort lautete, doch zum ersten Mal seit zehn Jahren war es ihm zumindest möglich, überhaupt darüber nachzudenken. Und sich zu fragen, ob er in Karens Fall das Richtige getan hatte.
    Und ob er bei Lili richtig gehandelt hatte.
    “Aber was ist mit Lili, Dad?”
    Er sah schnell zu Erika hinüber. Nein, sie hatte seine Gedanken nicht gelesen, sondern bezog sich darauf, worüber sie sich vorhin unterhalten hatten. Er fuhr in eine Parklücke, drei Häuser von der Pizzeria entfernt, und stellte den Motor ab.
    “Über Lili reden wir später, okay?” Dann, wenn er sich selbst über seine Gefühle im Klaren war.
    Nachdem sie ausgestiegen waren, nahm er Erika an der Hand. Bald genug würde sie zu alt dafür sein, um Hand in Hand mit ihm zu gehen. Ein Grüppchen Teenager stand vor der Pizzeria. Ein Mädchen war so blond und hübsch wie Erika. Er wollte nicht, dass aus seiner Tochter ein Teenager wurde, jetzt noch nicht. Er war nicht bereit dafür.
    Als er das Restaurant betrat, schlug ihm der Duft von Salami und Oregano entgegen. Drinnen war es dunkel und laut, und die Stimmen der Gäste hallten in dem hohen Raum. Auf der Theke stapelten sich Pizzakartons. Tanner holte den Gutschein und zwei Zwanziger aus seiner Hosentasche und stellte sich an. Vier Leute waren vor ihm.
    “Was glaubst du, Dad, welche Pizza mag Lili?”
    Tanner ballte die Fäuste und knüllte dabei die Scheine in seiner Hand zusammen. Er hatte fester zugedrückt als beabsichtigt, und ein stechender Schmerz fuhr ihm durch den Arm bis in die Brust. Bis ins Herz.
    “Ich habe keine Ahnung. Aber ich will eine mit allem.” Er drückte Erikas Hand. “Und was ist mit dir?”
    Die Tür ging auf, und plötzlich roch es nach Blumen und Sommerregen. Tanner merkte, wie er auf den Armen eine Gänsehaut bekam und ihm das Blut in den Ohren zu rauschen begann. Die Geräuschkulisse im Lokal hatte eindeutig um

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