Eine magische Begegnung
Kate zu sitzen war doch ganz nett. Oops, ihr fiel ein, wie wenig ihr diese Formulierung gefallen hatte, als Tanner sie verwendet hatte. Es ging ihr fantastisch, und es war toll, bei Kate zu sein! Und morgen sah die Welt bestimmt schon wieder ganz anders aus. Sie war stolz darauf, dass sie Tanner die Stirn geboten hatte.
“Danke, dass ich bei dir bleiben darf.” Lili hatte nicht darum gebeten. Kate hatte es von sich aus angeboten. Neuigkeiten verbreiteten sich in Benton immer wie ein Lauffeuer, und Kate hatte schon gewusst, dass Hiram der Mörder war. Ins “Coffee Stain” würde Lili sich in nächster Zeit nicht wagen. Mindestens eine Woche lang. Vielleicht noch länger. Aber wie sollte sie eine ganze Woche ohne ihren Cappuccino und ihre Plunderschnecke überstehen?
Auf dem Parkettboden in Kates Wohnung lagen dicke Perserteppiche – Lili hatte keine Ahnung, ob sie echt oder Imitationen waren –, und es gab zwei kuschelige Sofas mit Blümchenmuster sowie Unmengen von Pflanzen und Blumen. Das Grün wucherte aus großen Blumenkästen und zahllosen kleineren Töpfen, die im Wohnzimmer, im Flur, im Bad und auf allen Fensterbrettern verteilt waren. Veilchen, Fuchsien, Begonien, Philodendren – Kate hatte alles, was man sich vorstellen konnte. Sie hatte ein spezielles Bewässerungssystem für die Pflanzen anlegen lassen, denn niemand, nicht einmal Kate mit ihrem begnadeten grünen Daumen, konnte so viel Grün alleine gießen.
Lili schlürfte ihren heißen Tee. “Erzählst du mir jetzt, warum du gestern Abend wie ein Flittchen angezogen warst?” Es war am besten, wenn sie sich über etwas unterhielten, das nichts mit dem Mord zu tun hatte. Oder mit Tanner.
Kate lächelte. Ihr Blick hatte dabei etwas merkwürdig Verträumtes an sich. Dann sah sie Lili an. “Mein Gegenmittel gegen Annäherungsversuche.”
Aha! “Hat es gewirkt?”
Kate zeigte mit Daumen und Zeigefinger einen Abstand von einem Zentimeter. “Es hat seine Wirkung so knapp verfehlt.”
Oho! “Und?”
“Ich treffe mich am Sonntag wieder mit ihm.”
Dann machte Kate etwas höchst Seltsames. Sie berührte ihre Lippen, und einen Moment lang hatte sie wieder diesen verträumten, verklärten Blick. Dann stand sie ruckartig vom Sofa auf, als wäre sie von einer Reise in andere Dimensionen wieder in der Wirklichkeit angekommen. “Holen wir uns eine Pizza.”
Lili blieb der Mund offen stehen. “Du magst Pizza doch gar nicht. Du isst normalerweise nur Gorgonzola-Salat.”
“Manchmal schlage ich über die Stränge, und jetzt will ich eine Pizza. Mit allem Drum und Dran.” Sie stellte ihre Tasse auf den Tisch. “Und während wir den dicken Käse und die pikante Soße und die Salami in uns hineinstopfen, denken wir uns eine kleine Strategie aus.”
“Eine Strategie? Wofür?”
“Wie du diesen Tanner Rutland dazu bringst, zu erkennen, was für ein Idiot er ist, weil er dich hat gehen lassen.”
“Er hat mich nicht …”
Kate unterbrach sie durch einen schnellen Blick. “Es war aus dem, was du mir erzählt hast, deutlich herauszuhören. Und …”, sie deutete mit dem Zeigefinger drohend auf Lili, “… und du hast mir eine handfeste Lüge aufgetischt, als du meintest, du wärst nicht in ihn verliebt.”
“Ich habe nicht gelogen.”
“Lili, ich habe gemerkt, wie du ihn gestern angesehen hast. Wenn du in diesem Moment nicht Tanner mit der Hand ins Gesicht gefahren wärst, wärt ihr euch im nächsten Moment in die Arme gefallen.”
Da hatte er sie gerade mit Zuckerwatte gefüttert. Oder sie ihn. Oder so ähnlich. “Aber …”
Kate drohte ihr wieder mit dem Zeigefinger. “Kein Aber. Du musst etwas unternehmen. Ohne ihn bist du unglücklich, ich weiß das.”
Lili sah Kate an. Sie wusste, dass sie nicht länger verbergen konnte, wie ihr ums Herz war. Nicht einmal mehr vor sich selbst. “Ich bin so furchtbar traurig”, flüsterte sie.
“Dann lass uns loslegen.”
Einstein sprang von der Rückenlehne des Sofas auf den Teppich am Boden.
Ich möchte klarstellen, dass ich meinen Platz in der Mitte des Bettes nicht aufgeben werde. Er wird einen Kompromiss eingehen müssen.
Lili riss erstaunt die Augen auf. “Ich dachte, du hasst ihn?”
Einstein blinzelte nur.
“Und noch etwas, Lili”, sagte Kate und begann, in ihrer Handtasche nach den Schlüsseln zu kramen. Dann warf sie Einstein einen vielsagenden Blick zu. “Wir müssen über deine Geschäftsidee als Katzenflüsterin reden.”
“Kate …”
“Ich dulde keinen
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