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Eine magische Begegnung

Eine magische Begegnung

Titel: Eine magische Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Skully
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durchaus reizte, es zu tun. “Was bedeutet 'eigentlich'?”
    Endlich sah sie ihn an. “Das bedeutet, dass ich der Polizei etwas berichten könnte, wenn ich etwas gesehen hätte.”
    Tanner drehte sich abrupt von ihr weg und zwang sich, mehrere Mal tief ein- und auszuatmen. Ruhig bleiben. Dann sah er sie an. “Sind Sie von allen guten Geistern verlassen!?” Sofort hob er entschuldigend eine Hand. “Tut mir leid, so war das nicht gemeint.”
    Aber es war genau das, was er meinte. Er hatte beträchtliche Zweifel, dass sie mit Fluffy reden konnte. Oder mit Einstein. Oder mit irgendeinem anderen nichtmenschlichen Wesen auf Gottes Erdboden. Was er brauchte, waren konkrete Beweise, so wie zum Beispiel diese Leiche, von der sie behauptete, sie würde hier irgendwo herumliegen. Nicht, dass er wollte, dass ausgerechnet sie sie fand … Das eigentliche Problem war jedoch, dass
sie
so gar keine Zweifel hatte. Sie glaubte, dass sie mit Tieren reden konnte. Und das bedeutete, dass sie im vollen Bewusstsein durch den Wald gestreift war, dass sie über einen Toten – schlimmer noch, den Mörder – hätte stolpern können. Lili, dieser kleine Dummkopf, hatte sich vorsätzlich in eine extrem gefährliche Situation begeben. Besaß sie denn gar kein Fünkchen Verstand?
    Du meine Güte, mit ihren sonderbaren Ideen, die allesamt nichts Gutes verhießen, war sie Karen unglaublich ähnlich. Wenn Karen damals nicht so überzeugt gewesen wäre, eine große mediale Begabung zu haben, die nur entsprechend gefördert werden müsste, damit sie sich voll entfalten konnte … Wenn sie nur nicht nach Sedona gefahren wäre, um dort diese Art von Förderung zu suchen … Wenn sie nur nicht alle seine Warnungen in den Wind geschlagen hätte … Wenn sie nur nicht …
    “Na gut.” Lilis Stimme holte ihn von dem Abgrund zurück, der sich gerade vor ihm aufgetan hatte. “Es war folgendermaßen.” Sie schluckte, als müsse sie erst den Mut finden, es ihm zu erzählen. “Ich habe es da draußen mit der Angst zu tun bekommen und gemerkt, dass es dumm von mir war, allein loszuziehen. Also habe ich kehrtgemacht – und nicht nach der Leiche gesucht.”
    Gott sei Dank, Lili besaß zumindest ein minimales Quäntchen Vernunft. “Tun Sie das nie wieder.”
    Sie hatte ihn mit ihrem Leichtsinn beinahe zu Tode erschreckt – mit dem Effekt, dass er über Dinge zu grübeln begann, die er tief in seinem Inneren begraben hatte und an die zu denken er sich nur selten gestattete. Derzeit konnte er sich nicht erlauben, daran zu rühren. Zum Teufel, warum sollte es sein Problem sein, was Lili Goodweather anstellte?
    Doch so weit war er sehr wohl in Verbindung mit seinem Inneren, um zu wissen, dass er nicht so wütend geworden wäre, wenn er beispielsweise Viola, die Postbotin, aus dem Wald hätte kommen sehen.
    “Sogar Einstein hat gesagt, dass es dumm von mir war. Und sie muss es wissen, denn sie ist …”
    “Ja, ja, ich weiß, die Reinkarnation des klügsten Menschen aller Zeiten”, sagte er und fuhr sich nervös durchs Haar. Seine Krawatte schien plötzlich verdammt eng zu sitzen.
    “Ich war nicht lange unterwegs”, fügte sie hinzu. “Wirklich nicht.”
    “Wie lange?”
    “Eine Viertelstunde – ungefähr.” An ihrem Blick merkte er sofort, dass es vermutlich eher eine halbe Stunde gewesen war.
    Meine Güte, sie brauchte jemanden, der auf sie aufpasste. “In jedem Fall war es zu lang.”
    Sie verdrehte die Augen. “Glauben Sie mir, ich weiß selbst, dass ich
das
sicher nicht noch einmal tun werde.” In dem Blick, den sie ihm zuwarf, lag ein Hauch von Traurigkeit. “Früher war es immer
mein
Wald, und ich hatte nie Angst da draußen. Aber jetzt …”
    “Verlorene Unschuld”, murmelte er. Doch er musste zugeben, dass gerade dieses Unschuldige an ihr ihn so anzog. Ihre Art, etwas umständlich in fünf Sätzen zu erklären, wofür jeder andere Mensch nur einen Satz brauchte. Ihre Art, einfach auszusprechen, was sie dachte. Die Art, wie sich im Flattern ihres Rockes ihre Persönlichkeit widerspiegelte – so lebendig, so unbeschwert. Wenn sie nicht gerade unvernünftig war.
    “Was haben Sie gerade gesagt?”
    “Nichts.” Einen Moment lang wünschte er, sie wäre nicht ins Nachbarhaus gezogen. Er hatte heute Abend ein Date, und seine Dates waren mit vernünftigen Frauen, die so gar nichts mit Lili gemein hatten. Während er zusah, wie die Abendsonne sich in Lilis Haar spiegelte, wurde ihm bewusst, dass er sich wünschte, die Frauen, mit denen

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