Eine magische Nacht. Roman
das Opfer, das er gebracht hatte. Sie konnte es einfach nicht begreifen. »Aber jetzt wirst du doch
sterben
.«
»Jetzt?« Kane hob die Augenbrauen, wobei endlich der Humor in seinen Augen wieder aufblitzte. »Du meinst, jetzt sofort? Wieso? Willst du mich umbringen? Du hattest mir zwar mal damit gedroht, glaube ich, aber jetzt wäre das doch nur eine Nachahmung.«
»Witzbold.« Sie machte ein finsteres Gesicht. »Mit jetzt meine ich doch nicht
jetzt
. Aber eines Tages. Und vorher wäre dir das nicht passiert.« Sie senkte den Blick. »Es war immer so beruhigend, weißt du. Alles, was dir entgegenkam, konntest du einfach an dir abprallen lassen. Du warst unverwüstlich.« Es hatte sie verunsichert, dass er sie lieben konnte, sie zum Lachen brachte, sie zum Weinen brachte. Es hatte sie geärgert, dass er sie veranlassen konnte, sich hoffnungslos acht lange Jahre nach ihm zu verzehren. Aber vor allem hatte sie es insgeheim geliebt, dass er sie niemals durch seinen Tod verletzen könnte, so wie ihre Eltern.
Kane, der offensichtlich wusste, welchen Weg ihre Gedanken eingeschlagen hatten, drückte ihre Hand. »Ich lebe, und es geht mir gut. Ich bin gesund. Im Grunde genommen bin ich jetzt nichts weiter als einer von euch männlichen Sterblichen, auch wenn ich noch immer ein paar Tricks im Ärmel habe. Erinnerst du dich noch an ihn? Damals am Strand? Jemandem wie ihm bist du vor langer Zeit einmal begegnet.« Er schenkte ihr ein schiefes Lächeln. Sie gab sich Mühe, schaffte es aber nicht, es zu erwidern.
»Was ist denn jetzt mit dem Thron?« Erschrocken sah Janelle ihn an. Er hatte diesen Thron gewollt. Sein Erbe. Auch wenn er versucht hatte, ihn Riordan zu überlassen. Nun gab es niemanden mehr, der Oberons Nachfolger werden konnte. »Kane, das Elfenreich wird dich als Regenten nicht akzeptieren, wenn du sterblich bist.«
Mit einer überraschend süßen und friedlichen Miene lächelte er sie an. »Damit kann ich leben. Ich könnte nicht damit leben, wenn du und Riordan jetzt tot wärt. Du musst einfach wissen, dass ich dieses Opfer nicht bedaure. Ich bedaure nichts von dem, was ich aufgegeben habe. Gar nichts. Vergiss das bitte niemals.«
Auch wenn seine Worte sie berührten, sah Janelle ihn zweifelnd an. Sie spürte, dass sie immer noch etwas übersah. »Ich schätze, das ist gut … ich meine, gut für dich. Aber warum klingst du im Augenblick so komisch? So … ich weiß auch nicht … endgültig? Als würdest du dich verabschieden. Warum? Ich meine, du hast doch jetzt keinen Grund mehr zu gehen, oder?« Sie schaute sich in der kleinen Gruppe um, die jetzt angewachsen war. Ein schweigsamer Tremayne und ein hinterlistig dreinschauender Duncan hatten sich inzwischen dazugesellt. Alle schienen etwas zu wissen, das sie nicht wusste. »Du hast Wiedergutmachung geleistet«, stellte sie fest. »Bei Riordan, Mina, bei mir. Und wir wissen, dass jemand anders für den ganzen Ärger in der Stadt verantwortlich ist. Du bist unschuldig. Zum Teufel, wir haben sogar deine Vision abgewehrt. Ich bin nicht tot. Das bedeutet doch Sieg, oder nicht?«
Bevor Kane ihre Frage beantwortete, wechselte er einen Blick mit Riordan. »Ich werde noch mit Konsequenzen rechnen müssen, die der Druidenrat mir aufbürden wird.« Er sah ihr in die Augen. »Ich bedaure es nicht, aber als ich meine Kräfte forcierte, um dir und Riordan bei der Heilung zu helfen, habe ich einige schwerwiegende Gesetze verletzt, indem ich unsere Energien absichtlich miteinander verband. Phil hatte davon gesprochen, erinnerst du dich? Es gibt Regeln, die diese Dinge bestimmen – den Gebrauch gefährlicher Macht. Ich habe getan, was ich tun musste, auch wenn ich wusste, dass es gegen unsere Gesetze verstößt. Also werde ich die Konsequenzen ohne Bedauern tragen. Aber diese Konsequenzen … nun, sie sind nicht leicht.«
»Damit willst du also sagen, dass …«
»Falls ich die Ratsversammlung als freier Mann verlassen sollte, wird es höchstwahrscheinlich unter der Aufsicht eines anderen Hüters sein.«
»Falls?«
»Ja. Falls.«
»Kane, erzähl ihr jetzt auch den Rest. Sie hat ein Recht darauf, es von dir zu erfahren und nicht von einem idiotischen Druiden, der ein Hühnchen mit dir zu rupfen hat.« Über die Schulter warf Riordan Duncan einen wütenden Blick zu.
»O Gott. Es gibt noch mehr?« Janelle schaute zwischen den beiden Brüdern hin und her. »Ja, sag es mir. Bringen wir es hinter uns, solange ich noch betäubt bin.«
»Hast du es nicht gespürt?
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