Eine magische Nacht. Roman
herbeigeführt haben.«
»Oh«, fuhr sie Kane an. »Alte Petze.«
»Der Ehrenkodex gerät ins Wanken«, sinnierte Phil.
Janelle bedachte den Druiden mit einem finsteren Blick. »Ach ja? Nun, ich behaupte nach wie vor, dass ich nicht verpflichtet bin, in einem Hain voller Druiden Bericht über mein Sexualleben zu erstatten. Ansonsten hatte ich meine Befangenheit bereits eingeräumt, und Sie waren sich dessen bewusst. Ich habe Ihnen reinen Wein eingeschenkt.«
»Das trifft zu.« Phil seufzte. »Also gut. Eine befangene Hüterin kann ich akzeptieren, aber ein Richter muss die Distanz wahren. Mit Oberons Erlaubnis werde
ich
dieses Amt übernehmen.« Er hob den Blick, nahm des Elfenkönigs zögerndes Nicken entgegen und wandte sich wieder an Janelle. »Also. Da Sie nun mal voreingenommen sind, verteidigen Sie jetzt die Sache Ihres Schützlings.«
Janelle runzelte die Stirn. »In Ordnung. Aber eine Sekunde noch. Wir müssen alles genau klären. Gehen wir doch einmal zurück zu der Phase des ganzen Geschehens, als Kane bestraft und ihm eine Hüterin zugeteilt wurde. Sie haben seine Kräfte geschwächt und ihm auferlegt, all die zu entschädigen, denen er Schaden zugefügt hat.«
»Richtig.« Phil nickte.
»Dann wollen wir uns diese Opfer doch einmal anschauen. Stellen wir eine Liste auf: Riordan. Er steht an erster Stelle, keine Frage, denn Kanes Maßlosigkeit hatte ihn für zweitausend Jahre in einen Stein gebannt. Dann komme ich, seine schwer geprüfte Hüterin, die er vor Jahren verletzt hatte. Und Mina, die durch diese ganze Aktion um Riordans Verdammung in Mitleidenschaft gezogen wurde.« Nachdenklich runzelte sie die Stirn. »Ist unsere Liste damit vollständig?«
Phil sah ein paar Druiden, die in seiner Nähe standen, fragend an, dann nickte er. »Das wären die wichtigsten Opfer. Wenn er bei ihnen Erfolg hätte, wären wir zufriedengestellt.«
»Ausgezeichnet.« Janelle lächelte und imitierte offensichtlich eine Anwältin beim Fernsehgericht. »Also weiter zu Kanes Fortschritten. Dieser Teil ist wirklich leicht. Sie sind ein wenig zu spät hier aufgetaucht, um es selbst sehen zu können, aber Kane hier hat uns offensichtlich alle drei durch eine einzige Handlung entschädigt.« Und so kurz gefasst wie möglich beschrieb sie Riordans Verletzungen, die Gefahr, in der sie selbst geschwebt hatte, als sie auf diese Verletzungen reagierte, und Kanes selbstloses Eingreifen, um sie zu retten. Den Part, der zu diesen Verletzungen geführt hatte, ließ sie aus, denn sie war sich nicht ganz sicher, wie sie darüber reden sollte, ohne die Verbrechen zur Sprache zu bringen, für die Kane ohne weiteres angeklagt werden könnte.
Während ihrer Rede verharrte Kane in stoischer Ruhe. Als sie langsam zum Ende kam, fühlte sie sich allmählich ein wenig optimistisch und lächelte ihn an. Ein überzeugtes Lächeln. Sie wollte, dass er daran glaubte. Sie wollte, dass er frei war.
»Kane Oberon«, sprach sie ihn an, »du bist heute mein Held. Du hast deine Unsterblichkeit geopfert, um deinen Bruder und mich zu retten. Im Wesentlichen hast du dich bereit erklärt, eines Tages zu sterben, nur um zwei anderen eine zweite Chance zu geben.« Sie machte eine Pause, um die Worte sacken zu lassen.
»Nun zur Aufrichtigkeit seiner Reue, der Reinheit seiner Absichten und dem Gesamtzustand seiner Moral.« Sie wandte sich an Phil. »Kane hat bewusst ein paar Regeln verletzt, um Riordan und mich zu retten. Aber diese Regeln wurden nicht gebrochen, um einen persönlichen Vorteil zu erlangen, sondern in dem selbstlosen Bemühen, uns zu helfen. Sie fragen sich, wie ich mir da so sicher sein kann? Nun, durch diese Tat hat er nicht nur seine Unsterblichkeit aufgegeben, sondern – vor dem Hintergrund der Gesetze Ihres Volkes und der Vereinbarung im Rahmen der Hüterschaft – auch willentlich seine sterbliche Zukunft und Freiheit aufs Spiel gesetzt. Und noch etwas. Etwas, das ihm sogar mehr am Herzen lag. Mit dem Verzicht auf seine Unsterblichkeit hat Kane gleichzeitig jede Chance auf den Thron aufgegeben.« Entschuldigend nickte sie Oberon zu, der zwar wenig erfreut, aber auch schicksalsergeben wirkte.
Wieder an Phil gewandt, fuhr sie fort: »Kane hat weit über das hinaus, was man von ihm erwarten könnte, alles riskiert und geopfert. Ja. Ich für meinen Teil halte ihn für völlig rehabilitiert. Riordan und Mina haben Kane dasselbe gesagt. Für sie bedeutet sein Handeln mehr als eine adäquate und echte Wiedergutmachung. Sie können sie
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