Eine magische Nacht. Roman
aber mir scheint, dass die Lebenden noch immer von den Taten der lange Verstorbenen heimgesucht werden. Ihre Tochter zum Beispiel.«
»Daphne hat ein erfülltes Leben, sie verdient gutes Geld und hat sich unter meiner Anleitung einen recht beachtlichen Ruf erworben. Weder braucht sie die Druidenwelt, noch will sie etwas damit zu tun haben.«
»Wieder einmal missverstehen Sie mich. Ich spreche von Mina.«
Duncan wurde nun etwas lauter. »Sind Sie absichtlich so begriffsstutzig? Ich habe ein Kind. Daphne Forbes. Wenn Sie keine juristischen Dokumente vorweisen können, die das in Frage stellen, schlage ich vor, Sie akzeptieren die Dinge, wie sie sind, und lassen mich in Frieden.«
Nun schaltete Janelle sich ein. »Sehen Sie, mein Freund. Diese juristischen Dokumente sind heutzutage gar nicht so schwer zu erhalten, und ich denke, dass Sie das wissen. Ein einfacher DNA -Test, und die Frage wäre zu unserer, Ihrer und zur Zufriedenheit des Gerichts beantwortet. Ist das nötig, oder können wir wie vernünftige Erwachsene miteinander reden? Ich bezweifle, dass Mina überhaupt etwas von Ihnen will.« In der Tat, die Frau würde Kane wahrscheinlich zusammenstauchen, weil er Forbes überhaupt darauf angesprochen hatte. Nun, da sie den Mann persönlich kennengelernt hatte, musste Janelle zugeben, dass sie Mina deshalb keinen Vorwurf machen konnte. Vielleicht war es besser, überhaupt keinen Vater zu haben, als ein Zerrbild davon wie diesen Kerl.
»Es mag sein, dass Mina nichts von Ihnen will«, unterbrach Kane mit stählerner Stimme, »aber sie verdient Anerkennung und Respekt von Ihnen. Sie erhält weder das eine noch das andere. Ich bin hier, um das zu ändern.«
»Wenn das so ist, dann verlassen Sie auf der Stelle mein Büro.«
Ruhig sah Kane ihn an. »Das glaube ich nicht.«
Und dies war der Punkt, an dem der Steuerberater bewies, dass er nicht der friedliebenden Fraktion der Druidenpopulation entstammte.
Eine Lampe knallte gegen die Wand hinter Kane, und Janelle duckte sich, als noch ein Stuhl in der Ecke zwischen ihnen beiden landete. In seinem Zorn war Duncan für einen älteren Mann ganz schön kräftig.
»Es reicht jetzt! Reißen Sie sich zusammen.« Kane fing den Tacker ab, den Duncan ihm an den Kopf werfen wollte.
»Verlassen Sie mein Büro. Auf der Stelle.« Duncan bekam einen wilden Blick. »Und meiner sogenannten Tochter können Sie sagen, dass mein Anwalt eine einstweilige Verfügung beantragen und sie verklagen wird. Und dieser Freund von ihr kann sich schon mal von seinem verdammten Geschäft verabschieden. Ich garantiere Ihnen, dass ich ihm jemanden auf den Hals hetze, der Ordnungswidrigkeiten feststellen wird und dann Bußgelder und Strafen gegen ihn verhängt, bis er kein Bein mehr hat, auf dem er stehen kann.« Er schnappte sich irgendwas von seinem Schreibtisch – »Ich werde sie vernichten, bevor ich zulasse, dass sie mich vernichten« – und schleuderte es von sich.
Ein Briefbeschwerer traf Kane an der Schulter, und wütend stützte er sich gebückt ab. Ein
Blitzlichtschimmern,
und der Körper des Pukas fing an, sich zu verzerren.
Gellend schrie Duncan auf und griff nach dem Telefon. »Wendy! Verbinden Sie mich mit der Polizei. Sofort!« Den Hörer noch in der Hand, sah der Mann wild um sich und schien wie besessen nach einem Ausweg zu suchen. »Ihr beide habt zehn Sekunden, um auf der Stelle mein Büro zu verlassen, bevor …«
Kane blieb mitten in der Transformation stecken. Halb Mann, halb Pferd. Es wirkte gar nicht komfortabel.
Was zum Teufel? Langsam kam Janelle, die hinter einem Sessel Schutz gesucht hatte, wieder auf die Beine, wich aber angesichts der Szene, die sich ihr bot, gleich einen Schritt zurück. Duncan wirkte ebenso erschüttert, während er Kane anstarrte und sinnloses Zeug von sich gab. »Nur … nur ein verdammter Briefbeschwerer. Das hat doch nicht …«
»Ruhe.« Das einzelne Wort ertönte hinter Janelles Rücken, die herumfuhr, um nach der Quelle Ausschau zu halten. Ein fremder Mann begegnete kurz ihrem Blick, wenn auch völlig ohne jeden Ausdruck.
Janelles Atem verflachte, in ihrem Kopf drehte es sich leicht, und ihr Magen fühlte sich ganz flau an. Noch ein Druide? Ein Elf? Irgendetwas anderes?
»Atmen Sie. Oder Sie werden ohnmächtig.« Sein Tonfall stellte klar, dass das für ihn allenfalls eine kleine Unannehmlichkeit wäre, die ihn ansonsten nicht weiter interessierte.
Heftig atmete Janelle ein und auf einem zittrigen Ton wieder aus. »Sie, hm …
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