Eine magische Nacht. Roman
sie sich verbürgen konnte, diese eigenartige Schonungslosigkeit, mit der Männer so prima umgehen konnten. Und während sie jetzt so darüber nachdachte – das war genau der Kurs, den Kane dabei einschlug. Irgendwie war es logisch. »Also gut. Dann lass es uns so machen.«
Entschlossen sprang Kane aus dem Wagen und ließ die Tür sanft ins Schloss fallen, ehe er um ihn herum zu Janelles Seite ging. Janelle, die über seinen ritterlichen Versuch, ihr die Tür aufzuhalten, ein wenig die Nase rümpfte und zugleich versuchte, den kleinen Funken Freude zu verbergen, den er ihr dennoch bereitete, stieg bereits aus. Ohne Hilfe, danke.
»Du fürchtest dich davor, zuzulassen, dass ich dich berühre.« Kane schien genau zu wissen, wovon er sprach.
»Ganz und gar nicht.«
Tust du doch. Still jetzt, Gedanken. Er kann euch hören
. »Aber ich bin ein großes Mädchen und habe nicht ein einziges Mal einen Sonnenschirm getragen. Deine Geste weiß ich zu schätzen, aber ich kann meine eigene Wagentür öffnen und ganz allein aussteigen.« Kane – das musste man ihm lassen – behielt Tonfall und Miene absolut unverändert bei. »Ich habe nie behauptet, dass du das nicht könntest. Ich wollte nur höflich sein. Wie ich feststellen konnte, gibt es einige Frauen, die sich dadurch nicht angegriffen fühlen.«
Janelle machte bloß ein finsteres Gesicht und ignorierte die Hitze, die ihr in die Wangen schoss. Sie war
Ärztin,
lieber Himmel. Und da lief sie rot an? Wie widerlich war das denn?
Themenwechsel!
»Also, hast du dir schon Gedanken darüber gemacht, wie du vorgehen willst? Wie willst du auch nur einen Fuß in die Tür setzen?« Sie drehte sich um und betrachtete das Ziegelsteingebäude, das laut Eingangsschild die Firma Forbes & Forbes, Rechnungswesen und Finanzberatung, beherbergte.
Duncan Forbes. Ein angestammter, aber nicht mehr praktizierender Druide, ein Nachfahre von Akker und Maegth. Wichtiger für ihre Zwecke allerdings – Mina Averys entfremdeter Vater. Duncan Forbes hasste seine eigene Tochter aufgrund von Umständen, die er wegen Kanes Worten und Taten völlig falsch interpretiert hatte.
Kane hatte argumentiert, dass Mina, wenn er dies alles ins rechte Licht rückte, nicht mehr die Tochter wäre, die ihrem Vater Schande machte, sondern eine Tochter, auf die er stolz sein müsste. Sie hatte das Leben und die Freiheit eines unschuldigen Mannes gerettet, denn Riordan war für das Leid der Vorfahren der Familie Forbes nicht verantwortlich. Das war Kane. Kanes Ziel war nunmehr, Duncan davon zu überzeugen und seinen Hass auf die Person zu lenken, die es verdient hatte – nämlich sich selbst –, und damit Vater und Tochter eine Chance zu geben, Frieden zu schließen, wenn nicht gar zu einer wirklichen Beziehung zu finden.
Auf diese Weise hoffte er, bei Mina etwas wiedergutmachen und damit einen Namen von der Liste streichen zu können. »Duncan Forbes wird mich empfangen.«
»Hm-mhm.« Sie sah ihn zweifelnd an. »Das dürfte interessant werden.«
Aber merkwürdigerweise wurden sie von der Empfangsdame durchgewunken, als hätte sie auf sie gewartet.
»Wie hast du das geschafft?« Janelle warf ihm einen Blick zu, während sie über den kurzen Flur zu Duncan Forbes’ Büro gingen.
Kane zuckte mit den Achseln. »Ich habe einen Termin vereinbart. Ist das nicht der Weg, wie man sich gewöhnlich die Zeit und die Aufmerksamkeit eines Fachmanns sichert?«
»Klar, wenn du bereit bist, auch die fachmännischen Gebühren zu zahlen.«
»Das ist doch nur Geld.« Er stieß die Tür auf, während Janelle missgünstig auf seinen Rücken starrte.
Das ist doch nur Geld, sagt er.
Offensichtlich musste ein Puka keine Miete, Rechnungen oder Versicherungsbeiträge bezahlen.
Mit einem amüsierten Blick über die Schulter hielt Kane die Tür auf und trat zurück, um Janelle den Vortritt zu lassen.
Wahrscheinlich auch wieder nur, um sie zu ärgern.
»Wahrscheinlich«, murmelte er, während er nach ihr den Raum betrat.
Duncan Forbes saß hinter seinem Schreibtisch und redete mit übertriebener Freundlichkeit am Telefon, wobei er ihnen zuwinkte, Platz zu nehmen. Janelle setzte sich, während Kane die Einladung ignorierte und sich aufmachte, eine Wand voller gerahmter Dokumente und Fotos zu studieren.
Forbes legte den Hörer auf, musterte Kane leicht irritiert, was er aber schnell verbarg, und räusperte sich. »Was kann ich für Sie tun?«
»Ich bin Kane.«
»Ja. Mr. O’Brian. Sie haben einen Termin mit mir vereinbart.
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