Eine magische Nacht. Roman
dich.« Janelle zog die Augenbrauen hoch. »Und das zu Recht, wenn man deinen eigenen Angaben folgen kann. ›Entwickelt‹ oder nicht, dieser Tremayne scheint mir jedenfalls wenig mitfühlend zu sein. Eher schon gefühllos. Wie kann man bei einem Mann aus Eis überhaupt etwas wiedergutmachen?«
»Ich habe keine Ahnung. Ehrlich nicht.«
Sie seufzte. »Hm. Glaubst du, dass Duncan tatsächlich gerichtlich gegen Mina oder uns vorgehen wird?«
»Nein. Ich glaube, dass der Gefrierstrahltrick, den ich erleiden musste, seinem Zorn und seinen Absichten die Spitze nahm. Abgesehen davon ist so etwas doch ziemlich teuer und zeitaufwendig, oder nicht? Von geschäftlichen Nachteilen gar nicht zu reden. Alles, was er wirklich wollte, war, dass wir verschwinden. Und das haben wir getan.«
»Ich hoffe, du hast recht.«
»Und ansonsten … Ich dachte, es wäre das Richtige, hierher zu kommen. Ist es nicht das, was man von mir erwartet? Und warum geht das Richtige bei mir ständig nach hinten los?« Kane schien sich ehrlich zu wundern. »Ich mache die Situation für alle immer nur noch schlimmer. Wieder einmal.«
Im Stillen gab Janelle nach und legte den Kopf ans Lenkrad. »So schlimm war es gar nicht. Es war gespenstisch und heikel, aber niemandem ist wirklich etwas zugestoßen. Tremayne war beängstigend, aber auch er hat keinem von uns etwas getan. Was Duncan angeht …« Sie hob den Kopf. »Darf ich da vielleicht doch mal etwas Feingefühl anregen? Vielleicht ein wenig Diplomatie? Ich habe verstanden, dass Männer den direkten, den ›ehrenhaften‹ Weg bevorzugen. Aber nach allem, was ich gesehen habe, ist an Duncan Forbes nichts, das ehrenhaft zu nennen wäre.«
»Das stimmt.«
»Und ehrlich gesagt, ich denke, dass Mina ohne ihn besser dran ist. Vater hin oder her.«
»Da will ich dir gar nicht widersprechen, aber trotzdem ist es irrelevant.« Kane unterbrach sich, als seine Aufmerksamkeit von etwas gefesselt wurde, das sich gleich hinter Janelles Kopf befand.
»Was ist los?« Seinem Blick folgend, drehte sie sich um und sah durch das Seitenfenster direkt in ein perfektes Oval mit Sahnehaut, umrahmt von babyweichem blondem Haar. Tiefblaue Augen schauten interessiert in ihre. Die Frau schien etwas zu wollen und bedeutete ihr, das Fenster runterzulassen.
Neugierig kam Janelle der Bitte nach und spähte hinaus. Das blonde Haar kam ihr bekannt vor. »Kann ich Ihnen helfen?«
»Wir kennen uns nicht, aber wir haben gemeinsame Freunde. Mina Avery zum Beispiel.«
Bingo. »Und du bist Daphne?«
»Richtig.« Die Blonde lächelte, wobei sie eine fast perfekte Reihe perlweißer Zähne preisgab, in der nur ein einziger Schneidezahn auf charmante Weise leicht schräg stand. Damit wurde sie realer und wirkte nicht mehr ganz so perfekt wie nach einem Gipsabdruck geformt. »Daphne Forbes. Tochter von Duncan und Violet Forbes, Halbschwester einer gewissen Pandemina Dorothy Avery.«
»Ich freue mich, dich kennenzulernen. Ich bin Janelle, und das hier ist Kane. Wie du gesagt hast, wir sind Freunde von Mina. Was kann ich also für dich tun?«
Daphne biss sich auf die Lippe und fühlte sich offensichtlich unwohl, was bei einer Frau, die so geschliffen aussah, untypisch wirkte. »Tatsächlich ist es so, dass ich gehofft hatte, etwas für euch tun zu können. Oder besser für Mina. Ihr kommt doch gerade von einer Besprechung mit meinem Vater, habe ich recht?«
Nach einem kurzen Blickwechsel mit Kane antwortete Janelle: »Ich schätze, so könnte man es nennen. Mich hat es zwar eher an eine Kneipenschlägerei erinnert als an etwas so Zivilisiertes wie eine Besprechung.«
»Hmm.« Daphne wirkte nachdenklich. »Er ist in letzter Zeit etwas nervös.«
»Ach ja?« Janelle warf Kane einen vielsagenden Blick zu, bevor sie sich wieder an Daphne wandte. »Wie kommt’s?«
Daphne sah sich erst über die Schulter um und spähte dann an Janelle und Kane vorbei durch das gegenüberliegende Fenster. »Wie wäre es, wenn wir irgendwo hingingen, wo wir uns ungestört unterhalten können?«
»Bist du sicher, dass du das willst?« Janelle musterte sie. »Ich meine, unter den gegebenen Umständen glaube ich, dass dein Vater sehr leicht auf den Gedanken kommen könnte, eine Linie in den Sand zu ziehen und dich dann aufzufordern, dich für eine Seite zu entscheiden.«
»Das hat er bereits vor langem gemacht. Nur dass er mir gar keine Wahl ließ. Und Mina nicht die geringste Chance. Vergesst also Duncan. Darf ich euch einen Kaffee
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