Eine magische Nacht. Roman
müsste ich Sie kennen?«
Der Fremde war einfach umwerfend. Seine Gesichtszüge beinahe zu perfekt, um wahr zu sein. Jede Linie und jede Fläche wirkte wie gemeißelt, angefangen von der Stirn bis zu der Patriziernase, den hohen, wunderbar angeschrägten Wangenknochen, dem kantigen Kiefer und dem trotzig vorspringenden Kinn. Das einzig Weiche an ihm war die sinnliche Form seines Mundes. Mit dunkel glühenden, beinahe schwarzen Augen musterte er sie neugierig, schon fast gefühllos. Aber dennoch entwaffnend.
»Sie sind die Hüterin. Diesmal geht es um Kane.«
»J-ja. Und Sie sind?«
»Tremayne.« Die unergründlich schwarzen Augen blitzten sie an und richteten sich dann auf Duncan. Der ehemalige Druide war auf seinen Sitz zurückgefallen, nachdem die Knie ihren Eigentümer offensichtlich im Stich gelassen hatten. »Es wäre klug von Ihnen, etwas vorsichtiger zu sein. Dieser Puka ist ganz schön aufbrausend.« Tremayne lächelte trocken. »Da müssen Sie nur seinen jüngeren Bruder fragen.«
Mit aufgerissenen Augen und schlaff hängendem Kiefer starrte Duncan den seltsamen Mann stumm an, bevor er schließlich langsam nickte.
Tremayne wandte sich Kane zu, und endlich zeichnete sich in seinem Gesicht ein Ausdruck ab: vage Neugier; und deutliche Verachtung. »Wenn du bereit bist, dich vernünftig zu verhalten, Puka, werde ich dich loslassen.«
Ängstlich schielte Janelle zu Kane hin und sah den Augen des Pukas an, dass er bei Bewusstsein war. Und wütend?
Mach schon, du Idiot. Wenn du meine Gedanken hören kannst, dann sieh zu, dass du dein verdammtes Temperament zügelst. Ich glaube nicht, dass wir uns mit dem hier anlegen wollen. Du etwa?
Zögernd schoben sich Kanes Lider über die Augen, und in stiller Zustimmung öffnete er sie anschließend wieder.
Daraufhin zwinkerte Tremayne nur – ein heimlicher Spott? –, und schon war Kane frei und seine menschliche Gestalt vollkommen wiederhergestellt.
Mit beherrschter Stimme und Miene wandte Kane sich an Tremayne. »Wer oder was, zum Teufel, bist du?«
Tremayne lächelte, aber selbst das wirkte flach. »Du erkennst mich also nicht?«
Langsam schüttelte Kane den Kopf. »Ich habe zwar eine Idee, wer du sein könntest. Aber irgendwie bist du anders. Ich erinnere mich an dich als Riordans Kerkermeister, und dass ursprünglich Akker dich heraufbeschworen hat.«
»Ist das alles, was du über mich weißt? Es erstaunt mich nicht. Für ihre Aufmerksamkeit und Anteilnahme gegenüber anderen waren die Puka-Brüder nie bekannt. Das wird sich gegen dich auswirken.«
»Hast du ein Problem mit mir?«, fragte Kane.
»Allerdings, das habe ich. Mit dir und mit deinem Bruder. Ich mag euch nicht.« Die knappe Aussage ließ vermuten, dass das eine höllische Untertreibung war. »Wie es scheint, bin ich dazu verflucht, die Puka-Brüder ewig zu beschatten, bis der eine oder andere … weggeschlossen ist.«
Mit einem kurzen Blick auf Duncan blendete Tremayne sich langsam aus und verschwand dann ohne weiteres Theater. Offen gesagt, mehr davon war auch wirklich nicht nötig.
»Das ist ja echt gut gelaufen.« Wieder sicher zurück in ihrem Auto, warf Janelle voller Ironie Kane einen spröden Blick zu. »Ist dir jemals der Gedanke gekommen, dass es sich negativ auf meinen professionellen und persönlichen Ruf auswirken könnte, wenn ich im Gefängnis lande? Gott sei Dank ist die Polizei nicht aufgetaucht. Und von der abgefahrenen Gefrierstrahlaktion deines Kumpels Tremayne wollen wir gar nicht erst reden.« Sie schauderte.
Kane runzelte die Stirn. »Irgendetwas fehlt mir da.«
»Ach was, im Ernst? So viel hat er dir doch bereits gesagt. Wie es aussieht, müsstest du ihn besser kennen, als du es tust. Und angesichts seiner Kräfte und seines Mangels an Zuneigung dir gegenüber ist das keine gute Sache. Was genau ist er denn nun eigentlich? Naturgeist scheint mir doch reichlich unwahrscheinlich zu sein. Das klingt viel zu friedliebend für diesen Kerl mit seinem Gefrierstrahltrick.«
»Wie gesagt, ich erinnere mich dunkel daran, dass Akker einen Naturgeist gerufen hatte, den er Tremayne nannte und den er damit beauftragt hatte, Riordan in diesem Sarsenstein festzuhalten.« Nachdenklich schüttelte Kane den Kopf. »Aber so wie ich mich an Tremayne erinnere, war er ein einfaches Wesen, an eine einzige Aufgabe gebunden. Kaum empfindungsfähig. Der Mann, den wir heute sahen … er ist jetzt so anders. Als hätte er sich entwickelt oder so.«
»Und heute hegt er einen Groll gegen
Weitere Kostenlose Bücher