Eine magische Nacht. Roman
Ordnung mit dir da drin?«
Kane
. Er war im Wohnzimmer, nicht im Schlafzimmer?
Sie leckte sich über die Lippen, räusperte sich und testete ihre Stimme. »Alles in Ordnung. War nur … ein Traum. Tut mir leid, dass ich dich gestört habe.«
Erschüttert ließ sie sich zurücksinken, drückte Decke und Kissen fest an sich und wünschte, sie könnten ihr den Schmerz nehmen. Es dauerte lange, bis sie einschlafen konnte.
Draußen im Wohnzimmer starrte Kane an die Decke und fragte sich, wann genau seine geistige Gesundheit in eine Million Stücke um ihn herum zerspringen würde. Er hatte diesen Traum mit ihr zusammen erlebt! Anfangs ohne es zu wollen, dann aber willentlich. Berührung … aber nicht wirklich. Und er wünschte es sich so sehr. Er musste eine elend lange masochistische Ader haben. Wirklich durch die Träume der Frau zu gehen, die man liebte – sowohl die schönste Phantasie als auch die größte denkbare Qual für einen Mann, der sie niemals besitzen würde.
Und es gab nichts, was er dagegen unternehmen konnte.
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12. Kapitel
S o konnte Janelle nicht leben. Sie war schon immer eine Frau, die die Dinge in die Hand nahm, und das war genau das, was sie jetzt tun würde. Nach Auskunft der Empfangsdame würde Kane noch mindestens weitere fünfzehn Minuten unterwegs sein, was ihr reichlich Zeit gab. Zeit für sich allein, etwas, das sie dringend brauchte. Zum ersten Mal seit Tagen wäre sie wirklich einmal ganz für sich.
Diese Gabe der Heilung überwältigte sie vollkommen. Niemand hatte sie gewarnt, dass sie den Lernprozess mit der Geschwindigkeit eines Raumschiffs durchlaufen würde. Vom Kopf her kam sie einfach nicht mit. Was war denn mit bewusster Kontrolle? Verflixt, heute Morgen hatte sie ein Baby schon allein durch den Kontakt geheilt. Dabei hatte sie Baby Lexie, die untröstlich schrie und, wie sich herausstellte, unglaubliche Blähungen hatte, nur berührt, und schon empfand die Kleine eine ziemlich lautstarke Erleichterung. Zum Glück für Janelle hatte ihr Gesichtsausdruck – die arme Kleine schien durch die plötzliche und unerhört lang andauernde Entladung ebenso geschockt zu sein wie ihre Mom – für so viel Heiterkeit gesorgt, dass niemand daran dachte, den Vorfall zu hinterfragen.
Dann ihr Zehn-Uhr-Termin, eine Frau mit Migräne. Und ja, wieder dasselbe. Eine Berührung an der Stirn, um das Fieber zu messen, und schon hieß es tschüss, Migräne. Sicher, es war toll, dass diese Leute durch ihre Gabe Linderung erfuhren. Dem Baby ging es besser. Der Migränepatientin ging es besser. Aber wo war die Kontrolle? Was war mit Überlegung, mit Vorsicht? Sie konnte sich nicht sicher sein, was sie erreichte, solange sie nicht genau wusste, welche Schritte zu der Heilung führten. Bei der Magie hatte sie keine Ahnung, welche Schritte getan und welche Schritte nicht getan waren. Die Heilung geschah unvermittelt. Das empfand sie als leichtsinnig. Alles war viel zu neu für sie, und sie war viel zu unwissend, was mögliche Konsequenzen anging. Über das Ausmaß der Wirkung konnte sie nur Vermutungen anstellen. Waren die Patienten völlig geheilt? Sie hoffte es, aber sicher wissen konnte sie es nicht.
Dann wiederum kam sie sich so kleinkariert vor, weil sie das Glück in Frage stellte. Sie heilte! Mit einer Berührung! Erinnerst du dich noch – der Heilige Gral der Medizin? Sie hatte es sich
gewünscht
. Und bislang funktionierte es. Warum also erschien es ihr dann wie die medizinische Entsprechung für Selbstjustiz? Das Ergebnis mochte spektakulär sein, aber welche Konsequenzen hatte es, den Prozess der Heilung zu überspringen oder zu verändern? Die Logik zugunsten der Magie an den Haken hängen? Auch wenn sie als Frau, die nichts weiter wollte, als Leiden zu lindern, diese Gabe zu schätzen wusste – nein, glücklich darüber war! –, als Wissenschaftlerin war sie von dem ganzen Konzept völlig geschockt.
Vielleicht sollte sie mit Kane darüber sprechen. Vielleicht könnte er ihr dabei helfen, das zu verstehen.
Sie stöhnte. Vielleicht aber würde sie auch, wenn sie ihm gegenübersaß, an nichts anderes mehr denken oder von etwas anderem reden können als davon, was neulich nachts geschehen war. Ja, diese Nacht. Der Moment, als sie sich ihm an den Hals geworfen hatte.
Die letzten paar Tage nach dem Vorfall in Minas Haus waren anstrengend gewesen. An erster Stelle hatte die Sorge um Minas Verletzung und die Frage nach dem Grund für diesen Vandalismus gestanden. Und
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