Eine magische Nacht. Roman
noch immer liebt?«
Janelle wurde blass. »Nein! Lieber Himmel, nein. Sehe ich so dumm aus?« Kopfschüttelnd wies sie diese Möglichkeit weit von sich. »Einmal ganz abgesehen von der Geschichte, die wir miteinander haben, gehören wir nicht einmal derselben Spezies an. Als Ärztin bin ich mir meines Genpools sehr wohl bewusst, und wir beide schwimmen in völlig verschiedenen Gewässern. Ich möchte die Gebräue nicht vermischen.«
Riordan grinste. »Bei mir hat es funktioniert.«
»Nein, du hast dein Gewässer für Mina aufgegeben.«
»Was auch immer.« Er dachte daran, in welcher Lage sie sich befand. »Obwohl ich zugeben muss, dass es bei uns andere Umstände waren.«
»Und zwar sehr andere.« Riordan war unschuldig, während Kane seine Schuld eingestanden hatte. Selbst jetzt könnte er abermals schuld sein, ganz gleich, was Janelle hoffte oder dachte, und auch wenn Riordan sie in ihrem Optimismus gerade bestärkt hatte. Abgesehen davon war sie bei weitem zu müde, um die Situation in einem positiven Licht zu sehen. Optimismus war etwas für dynamische Typen, und zu denen gehörte sie im Augenblick wirklich nicht.
Sie winkte Riordan zum Abschied zu, setzte sich in ihr Auto und startete den Motor. Mit einer Vorsicht, die eher an eine sehr gebrechliche, sehr alte Frau denken ließ, fuhr sie rückwärts aus der Einfahrt und bewegte den Wagen dann heimwärts.
Nach einigen Augenblicken ungewohnter Stille ergriff Kane das Wort. »Ein Date mit meinem Bruder hast du also abgelehnt?«
»Hmm?« Neugierig sah Janelle zu ihm hinüber. Plötzlich überkam sie eine mächtige Anziehungskraft. Sie war erschöpft, und wie ein Nachbeben von Minas Heilung sirrten alle Nervenenden in ihrem Körper. Wenn Kane sie im Augenblick auch nur berühren würde …
»Riordan hat mir erzählt, dass er dich vor ein paar Jahren mal einladen wollte und du ihn zurückgewiesen hast.«
Janelle legte die Stirn in Falten, während sie versuchte, sich daran zu erinnern. »Ah, das. Ja, aber ich denke, diese Einladung war nichts weiter als eine Reflexhandlung deines Bruders. Du weißt schon – alleinstehende Frau, nicht hässlicher als der Durchschnittshund, bequemerweise wohnhaft im selben Mietshaus.« Sie zuckte mit den Achseln. »Da schien ich ihm wohl ganz akzeptabel zu sein, wenn auch nur ansatzweise. Er wirkte alles andere als untröstlich, als ich abgelehnt habe.«
»Vielleicht, weil du ihm gesagt hast, dass er dich an einen Ex erinnert«, bemerkte Kane.
»Also das hat er dir auch erzählt?« Janelle wusste nicht, ob sie amüsiert, verärgert oder verlegen sein sollte.
»Riordan fand es wahnsinnig komisch.« Kanes Stimme klang unerwartet scharf.
Janelle lachte auf. »Und dir hat das überhaupt nicht gefallen.«
Kane gab keine Antwort. Das war auch nicht nötig; seine Betroffenheit konnte sie spüren.
Nicht dass es ihr etwas ausmachte. Wirklich, sie war so was von zerschlagen, dass ihr überhaupt nichts mehr etwas ausmachte. Sie fuhr auf den Parkplatz vor ihrem Wohnblock. Gott sei Dank. Sie stand kurz vor dem Umfallen.
Sie setzte in eine Parklücke – irgendeine verdammte Parklücke, egal, welche – und stellte den Motor ab. Himmel, sie könnte auf der Stelle einschlafen.
»Nein, kannst du nicht.« Kanes Stimme war sanft. Er öffnete die Tür auf seiner Seite und stieg aus.
Offensichtlich bemerkte er, wie erschöpft sie war. Sie sah ihm zu, wie er um den Wagen herumging und ihre Tür aufmachte. Dann bückte er sich und zog die Schlüssel aus dem Zündschloss.
»Wenn schon die Luft schwer davon ist«, sagte er, »wie sollte ich dann nicht merken können, wie müde du bist?« Er schob seine Hände hinter ihren Rücken und unter die Knie.
Eine Frau, die einen Funken von Selbstachtung besaß, hätte an diesem Punkt protestiert.
»Tu einfach so, als würdest du schlafen.« Er schob die Tür mit der Hüfte zu und betätigte die Fernbedienung an dem Schlüsselbund, den sie jetzt in der Hand hielt. Die Scheinwerfer blinkten. »Du könntest dir sogar einreden, dass ich dich mit einem Glamour bewusstlos gemacht habe. Habe ich nicht. Kann ich nicht. Aber du bist viel zu schläfrig, um das zu wissen, also lass es einfach geschehen.«
Gegen ihren Willen musste sie kichern und ließ sogar den Kopf an seine Schulter sinken.
Vorsichtig drückte er sie an sich, während er die Treppe ansteuerte. Im Gehen murmelte er: »Ich bin froh, dass du nicht mit Riordan zusammen warst. Sonst hätte ich ihn umbringen müssen, und Brudermord hat
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